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Das neue Berliner „Tatort“-Team: Corinna Harfouch und Mark Waschke.

© rbb/Pascal Bünning

Oster-„Tatort“ im Doppelpack: Die neue Seite der Corinna Harfouch

Vom Regen in die Traufe: Susanne Bonard kehrt in den aktiven Dienst zurück, um auch dort gegen rechte Tendenzen in der Polizei zu kämpfen.

Was für ein Auftakt. Es muss schon etwas Besonderes passieren, damit das Erste dem „Tatort“ eine Doppelfolge spendiert. So wie im März 2020, als zum 50. Jubiläum des ARD-Sonntagskrimis die Teams aus Dortmund und München in einem Crossover der Mafia den Kampf ansagten. Fünf Jahre zuvor hatte Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm ebenfalls in einer Doppelfolge ein besonders dickes Brett zu bohren. An Ostersonntag und Ostermontag (ARD, jeweils 20 Uhr 15) gibt es einen neuen Anlass für eine Doppelfolge: Die Premiere von Schauspielerin Corinna Harfouch als „Tatort“-Ermittlerin an der Seite von Mark Waschke.

„Es ist größer als ich dachte“, das sagt allerdings nicht Harfouchs Figur Susanne Bonard, jene ehemalige Chefin der Berliner Mordkommission, die inzwischen an der Polizeiakademie dem Nachwuchs beibringen will, welche Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt. Dieser Satz stammt vielmehr von der Schutzpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller), die spät abends ihre ehemalige Ausbilderin anrief, weil sie nicht weiß, mit wem sie sonst ihr lebensgefährliches Wissen teilen soll.

Doch Susanne Bonard hat gerade andere Sorgen. Sie hat gerade erfahren, wie an der Akademie die Polizeischüler mit rechtsextremen Parolen aufgehetzt werden. Darum überhört sie die Verzweiflung der Schutzpolizisten, die kurz nach dem Anruf Selbstmord begeht. Doch nicht nur Kommissar Karow alias Mark Waschke glaubt nicht so recht an die Selbsttötungstheorie. Denn welche Mutter bringt sich vor den Augen ihres Kindes um.

Es ist größer als ich dachte.

Schutzpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller) in der ersten „Tatort“-Folge mit Corinna Harfouch als Kommissarin der Mordkommission.

Auch Bonard hat ihre Zweifel am Tathergang. Und weil der Direktor der Polizeiakademie die zweifelhaften Lehrmethoden ihres Kollegen Götz Lennart (Thomas Niehaus) unter den Teppich kehren will, kehrt sie nach zwölf Jahren in den aktiven Dienst der Mordkommission zurück. Mordkommissar Karow, der nach dem Tod seiner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) solo arbeitet, ist zunächst wenig begeistert. „Wann haben Sie das letzte Mal eine Waffe in der Hand gehabt?“, reagiert er skeptisch. Doch Susanne Bonard überzeugt nicht nur den mitunter nassforschen Kommissar, auch Corinna Harfouch kommt glaubhaft in der neuen Rolle an.

Was auch daran liegen kann, dass die „Tatort“-Doppelfolge „Nichts als die Wahrheit“ hart an der Realität operiert. Zum Kriminalfall kommt der Politthriller. Und tatsächlich ist alles viel größer als gedacht: Racial Profiling im Polizeialltag, Umsturzpläne der Neuen Rechten, gefährliche Waffengeschäfte und mächtige private Sicherheitsfirmen, ein Verfassungsschutz, der sich über das Gesetz stellt. Als Einzelfälle alles schon dagewesen.

Corinna Harfouch ist mit der Themensetzung für die Premierenfolgen zufrieden. „Mit der Thematik beschäftige ich mich schon mein ganzes Leben“, sagt sie in einem Interview, das in den nächsten Tagen im Tagesspiegel zu lesen sein wird. Fest steht: Der Berliner „Tatort“ verdichtet einmal mehr die Realität. Zu beurteilen, ob dies des Guten möglicherweise zu viel ist, liegt nun an den Zuschauern.

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