zum Hauptinhalt
Kanzlerin Angela Merkel (rechts) erklärt Tina Hassel und Rainald Becker ihre Corona-Politik.

© imago images/Xinhua

"Farbe bekennen" mit 5,25 Millionen Zuschauer: Quote ist nicht gleich Qualität

Angela Merkel ist ein Publikumsmagnet. Aber die ARD-Sendung zeigt die Schwächen des 15-Minuten-Formats.

Die ARD-Sendung „Farbe bekennen“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Corona-Lage ist am Dienstagabend die stärkste Primetime-Sendung gewesen. 5,25 Millionen (15,6 Prozent Marktanteil) schalteten ab 20 Uhr 15 Uhr das Erste ein. Der Auftritt der Kanzlerin hat damit sogar den Fußball geschlagen. Das DFB-Pokal-Spiel Borussia Dortmund gegen SC Paderborn, das 3:2 endete, lockte im Anschluss 4,94 Millionen (17,9 Prozent) an.

15-Minuten-Solo

„Farbe bekennen“ dauerte nur 15 Minuten, und es stellte sich bei diesem Format nicht zum ersten Mal die Frage, ob damit einem komplexen, multiperspektivischen Thema Genüge getan werden kann. Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, und ARD-Chefredakteur Rainald Becker waren mehr oder weniger nur Stichwortgeber in einem Kanzlerinnen-Monolog. Kein Punkt konnte wirklich vertieft werden, Auftritt und Ausgestaltung wirkten so, als wollte Merkel ihre Pressekonferenz mit Michael Müller und Markus Söder vom Montag mit einem TV-Solo am Dienstag zu neuem, eigenem Glanz führen. Als hätte das Volk am Montag die bahnbrechenden Resultate überhört.
Die ARD, die sicherlich einer „Einladung“ der Kanzlerin zu einer Exklusivsendung aus dem Bundeskanzleramt gefolgt ist, muss mehr und sehr aufpassen, dass nicht der Eindruck vermittelt wird, hier werde ein öffentlich-rechtlicher Sender zur besten Sendezeit – das das ist 20 Uhr 15 nach der „Tagesschau“ – bundesregierungsamtlich tätig.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Wirklich nichts gegen ein intensives Gespräch von Journalistinnen und Journalisten mit der Bundeskanzlerin – aber es muss dann auch wirklich ein Gespräch werden und nicht ein angstbesetzter Fernsehmoment, wo dem Journalisten-Duo schon zu Beginn der Angstschweiß auf der Stirn steht, ob ihre harmlos-freundlichen Fragen von Angela Merkel auch zur gefälligen Beantwortung angenommen werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false