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Unter dem Label „ARD Retro“ stehen in einem ersten Schritt bereits 7000 Clips in der ARD-Mediathek.

© SWR

ARD macht Retro: Von Adenauer bis Knef

Die ARD stellt historische Beiträge in ihre Mediathek. Und überrascht dabei mit einer Zeitschranke.

Stand:

Spätestens seit der RBB-Reihe „Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt“ mit den 1961 beginnenden Jahreschroniken ist bekannt, wie sehr das zumeist etwas ältere Publikum des öffentlich-rechtlichen Fernsehens solche zeithistorischen Angebote schätzt. In Berlin holte die Reihe in Marktanteile von bis zu zehn Prozent, was weit über dem Senderschnitt liegt. Kein Wunder also, dass andere Sender wie der WDR die Idee dankbar aufgriffen – und der RBB das Konzept mit „Brandenburg – Chronik eines Landes“ in vergleichbarer, aber verkürzter Form auf das Nachbarland übertrug.

Wie es inzwischen üblich ist, sind sowohl die „Schicksalsjahre“ als auch die Brandenburg-Chroniken dauerhaft über die ARD-Mediathek zu erreichen. Der RBB hat nun aber auch bei einem anderen, über Berlin und Brandenburg hinausgehenden ARD-Projekt die Federführung: Unter dem Label „ARD Retro“ stellen die ARD-Sender und das Deutsche Rundfunkarchiv am Dienstag Tausende zeitgeschichtlich relevante Videos frei zugänglich ins Netz. Zum Anlass genommen wird dabei der Unesco-Welttag des Audiovisuellen Erbes („RBB Retro – Ein Blick ins Fernseharchiv – 1958 bis 1965“, RBB, Dienstag, 21 Uhr 15).

Rund 7000 historische Beiträge stehen bereits zum Start dauerhaft in der Mediathek. Die Clips sind zeitlich unbegrenzt verfügbar, lassen sich verlinken und perspektivisch auch in eigene Webseiten einbinden. Auch an der Öffnung der Audioarchive wird gearbeitet. Derzeit werden in den Archiven der ARD die entsprechenden Tondokumente für eine Bereitstellung in der ARD-Audiothek identifiziert und vorbereitet.

Viele Clips spiegeln das regionale Leben im Kleinen wider. So auch bei „RBB Retro“. In einem Clip ist zu sehen, wie 1959 in einer Spezialgärtnerei in Marienfelde vierblättriger Klee gepflanzt wird. In einem anderen Beitrag von 1964 feiert der Tierpark Friedrichsfelde seinen vierten Geburtstag. In „ARD Retro“ gibt es ein Wiedersehen mit der großen Prominenz der frühen Bundesrepublik mit Persönlichkeiten von Konrad Adenauer bis Helmut Schmidt, von Peter Alexander bis Hildegard Knef und von Heinrich Böll bis Günter Grass. In der Rubrik „Sportlich“ kann man Fritz Walter beim Training mit der Weltmeister-Elf von 1954 zusehen.

Einblicke in die Magazin-Beiträge des DDR-Fernsehens

Andere Beiträge beschäftigen sich mit gesellschaftlich relevanten Themen. Dazu zählen unter anderem die Veränderung des Frauenbilds seit den 1960er Jahren, die Entwicklung von Deutschlands Metropolen und Clips über das Amerika-Bild in Deutschland in den 50er- und 60er-Jahren. Das Material des Deutschen Rundfunkarchivs bietet Einblicke in die Nachrichten- und Magazin-Beiträge des DDR-Fernsehens.

Der RBB steuert  Beiträge aus „Abendschau“ und „Berliner Fensters“ sowie aus den DFF-Sendungen „Aktuelle Kamera“ und „Prisma“ bei. „Eine Besonderheit von ,RBB Retro‘ innerhalb der ARD-Mediathek ist, dass wir historisches Material aus dem gesamten Sendegebiet vor der deutschen Einheit präsentieren, gedreht vom Sender Freies Berlin und vom Deutschen Fernsehfunk. So werden Berlin und Brandenburg in einer Zeit erlebbar, die eine ganze Generation inzwischen nur noch aus Erzählungen kennt“, sagte RBB-Intendantin Patricia Schlesinger.

Doch warum stammen sämtliche Fernsehproduktionen – zumindest zum Start von „ARD Retro“ – aus der Zeit vor 1966? Das hat einen juristischen Grund: die Änderung des Urheberrechts zum 1. Januar 1966. Für Beiträge, die danach entstanden, ist die rechtliche Prüfung einer Vielzahl von unterschiedlichen Rechteinhabern notwendig. Schrittweise soll jedoch versucht werden, auch Produktionen aus späteren Jahren über „ARD Retro“ in der Mediathek anzubieten.

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