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Autos fahren auf der in der winterlichen Landschaft gelegenen Autobahn 7 bei Oy-Mittelberg in Bayern.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Update

„Der fette Winterbums ist in Sicht“: Kälteste Weihnachtstage seit 15 Jahren – Meteorologen erwarten zu Silvester Schnee bis ins Flachland

Sonne und eisige Temperaturen an den Feiertagen, nun wärmere Luft mit Niederschlägen: Das hat Folgen im Verkehr. Zum Jahreswechsel prognostizieren Experten wieder Minusgrade – und Niederschläge.

Stand:

Auf die weiße Weihnacht mussten die meisten Deutschen auch in diesem Jahr verzichten, in weiten Teilen des Landes war es sonnig, trocken und über mehrere Tage eisig. Die Feiertage waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die kältesten seit 15 Jahren.

Das hat nun Folgen: Durch steigende Temperaturen gab es vor allem im Norden und Osten der Republik leichte Niederschläge, die Straßen und Bürgersteige teils in spiegelglatte Flächen verwandelten. Der DWD warnte am Samstagmorgen vor verbreitet markanter Glätte.

Betroffen war auch die Hauptstadt. Dort war es am Morgen auf den Gehwegen teils extrem gefährlich. In der Nordhälfte, im Westen sowie im Alpenvorland gebe es zudem gebietsweise Glätte, hieß es weiter.

In Niedersachsen kam es einem Bericht der Agentur dpa zufolge am frühen Morgen zu einem Unfall auf der spiegelglatten Autobahn 1. Dabei wurden 13 Menschen verletzt. Insgesamt stießen nahe Wildeshausen im Kreis Oldenburg fünf Fahrzeuge zusammen, wie die Feuerwehr mitteilte.

Demolierte Autos stehen nach einem Zusammenstoß auf der Autobahn 1.

© dpa/Nord-West-Media TV

Die Fahrbahn dort habe einer Eisfläche geglichen. Den Angaben zufolge konnten sich die Einsatzkräfte am Unfallort nach dem Aussteigen wegen der glatten Fahrbahn zunächst nur in kleinen Schritten fortbewegen. 

Mit der Kaltluft erreichen uns auch Niederschläge, die zunehmend bis in tiefe Lagen als Schnee fallen können.

Marco Manitta,  DWD-Meteorologe

In der Osthälfte Mecklenburg-Vorpommerns gab es demnach in der Nacht wegen glatter Straßen mehr als ein Dutzend Unfälle. Das Präsidium in Neubrandenburg zählte bis zum frühen Morgen 15 Einsätze. In zwei Fällen wurden Autofahrer leicht verletzt.

Die drei Weihnachtstage vom 24. bis 26. Dezember waren im Mittel in Deutschland so kalt wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Der Tiefstwert sei in der Nacht zum 26. Dezember mit minus 12,1 Grad im Harz in Harzgerode in Sachsen-Anhalt gemessen worden, sagte Thore Hansen vom DWD der Agentur dpa. 

2010 hätte die Temperatur im Mittel um drei Grad tiefer gelegen als dieses Jahr. An einzelnen Tagen in den Jahren danach sei es auch sehr kalt gewesen, berichtete der Meteorologe. Das habe sich aber nicht über den gesamten Zeitraum von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag erstreckt.

Und wie wird die neue Woche? Mehrere Meteorologen prognostizieren einen richtigen Wintereinbruch. Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Portal „wetter.net“ sagte der „Bild“: „Es ist etwas Großes im Busch. Der fette Winterbums ist in Sicht. Zu Silvester dreht der Wind auf Nord/Nordost.“

Nachts bis zu minus 20 Grad?

Es sei aber noch unsicher, wie die Kaltluft zu uns komme. „Entweder wird es ein Volltreffer, der uns den vollen Eiswinter bringt, oder eher ein Streifschuss mit Schmuddelwinter in den tiefen Lagen. Einige Modelle zeigen nachts bis zu minus 20 Grad. Andere tagsüber nur minus zwei Grad. Spätestens am kommenden Montag sollten wir Gewissheit haben.“

Keine weiße Weihnacht, aber ein eisiges Silvester – vielleicht mit Schnee? DWD-Meteorologe Marco Manitta hatte vor Weihnachten gesagt: „Ein Blick in die neue Woche deutet schließlich auf eine allmähliche Wetterumstellung hin.“

Das wetterbestimmende Hoch etabliere sich über dem Nordatlantik zwischen den Britischen Inseln und Island. Zusammen mit tiefem Luftdruck über Skandinavien und Osteuropa ermögliche diese Konstellation das Vordringen von Polarluft nach Deutschland. „Mit der Kaltluft erreichen uns auch Niederschläge, die zunehmend bis in tiefe Lagen als Schnee fallen können.“

Es gibt durchaus Berechnungen mit Schnee von der Ostsee bis zu den Alpen.

Paul Heger, RTL/ntv-Meteorologe

Auch RTL/ntv-Meteorologe Paul Heger sagte an Weihnachten:Tatsächlich berechnen sehr viele Wettermodelle einen erneuten Temperaturrückgang zum Jahreswechsel. Die Luft wird dabei nicht aus Osten zu uns wehen, sondern aus Norden. Dabei wird sie von den Meeren etwas angewärmt und feuchter. Das eröffnet Optionen für Schneefälle bis ins Tiefland Norddeutschlands.“

Menschen spazieren nach den Weihnachtsfeiertagen durch den Branitzer Park in Cottbus, wo die Landschaft durch einige in der Nacht gefallene Schneeflocken einen winterlichen Anblick erhält.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Silvesterparty also im Schnee? „Es gibt noch Unsicherheiten, wie genau dieser Wetterumschwung stattfinden wird. Aber es gibt durchaus Berechnungen mit Schnee von der Ostsee bis zu den Alpen. Im Westen wäre das wohl noch eher Regen“, sagte Heger.

Dieser Wetterumschwung könne eventuell recht nachhaltig sein, so der Experte. „Das ist jetzt der Blick in die Wetter-Glaskugel, aber ein winterlicher Wetterumschwung zu dieser Jahreszeit kann auch Winter bis weit in den Januar bringen. Und dann auch Schnee im Westen Deutschlands.“

Auch in der Natur machen sich die eisigen Temperaturen bemerkbar. Bisher hatten viele Kraniche in Deutschland ausgeharrt. Doch auch denen wurde es nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) jetzt zu viel. Zu Weihnachten – rund einen Monat nach Ende der Hauptreisezeit der Kraniche – seien noch einmal Tausende Vögel Richtung Frankreich und Spanien aufgebrochen. Sie seien vor allem auf einem Flugkorridor über Nordrhein-Westfalen und auf der Linie Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland zu beobachten.

„Die sogenannte Winterflucht ist eher eine Vorsichtsmaßnahme, denn oft folgt auf einen Temperatureinbruch ja auch Schnee“, erläuterte Nabu-Sprecher Helge May der dpa. Eine dicke Schneedecke erschwere die Nahrungssuche. Eisige Temperaturen allein machten Kranichen weniger aus als kleineren Vögeln.

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