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„Der IS ist zurück“: Taylor-Swift-Konzerte in Wien nach Anschlagsplänen abgesagt – Hauptverdächtiger geständig
US-Geheimdienste lieferten offenbar Hinweise zur Terrorgefahr durch den „Islamischen Staat“ in Österreichs Hauptstadt. Ein 19-jähriger Islamist plante demnach, möglichst viele Fans zu töten.
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Alle drei Taylor-Swift-Konzerte in Wien wurden abgesagt: Ein 19-jähriger radikalisierter Islamist hatte nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden Anschläge vorbereitet und es auch auf die Shows der populären US-Sängerin in der Hauptstadt abgesehen. Der Hauptverdächtige ist laut Behörden „voll geständig“. Ein zweiter 17-Jähriger wurde ebenfalls festgenommen. Nach weiteren Verdächtigen wird nicht mehr gefahndet.
„Große Konzerte sind oft ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Attentätern“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei der Pressekonferenz am Donnerstag, mit Verweis auf Attentate im Pariser Bataclan, dem Ariana-Grande-Konzert in Manchester sowie zuletzt auch in Moskau. Karner nahm zudem Bezug auf den Messerangriff auf ein Taylor-Swift-Themen-Event in Großbritannien, wobei drei Kinder getötet wurden und es seither heftige Ausschreitungen gibt.
Der Hauptverdächtige habe online seine Gesinnung ganz klar kundgetan, sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Direktor des österreichischen Verfassungsschutzes DSN, auf derselben Pressekonferenz: „Sein Ziel war es, sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten.“ Er habe bei dem Termin heute oder morgen mit Sprengstoff oder mit Hieb- oder Stichwaffen zuschlagen wollen.
Er hatte keine Karte für das Konzert und plante daher wohl möglichst viele der 20.000 Zuschauer, die sich vor dem Stadion sammeln, zu ermorden. „Er ist ganz klar radikalisiert und findet es richtig, ungläubige Menschen zu töten“, so Haijwai-Pirchner.
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Entscheidende Hinweise kamen wohl von US-Nachrichtendiensten
„Der IS ist zurück“, sagte der Verfassungsschutzchef weiter: „Zentrale Akteure erhalten Anweisungen aus dem Ausland.“ Bei den Ermittlungen sei man auch auf ein islamistisches Netzwerk gestoßen.
Die Festnahme zweier Verdächtiger erfolgte laut einem Medienbericht nach einem Hinweis des US-Geheimdienstes. Die Informationen über eine mutmaßliche Gefahr bei den Konzerten der US-Pop-Sängerin stammten von den US-Geheimdiensten und seien an die österreichischen Behörden und Europol weitergeleitet worden, berichtete ABC News am Donnerstag unter Berufung auf mehrere Strafverfolgungs- und Geheimdienstquellen.
Verdächtiger kündigte an, „Großes vorzuhaben“
Der festgenommene 19-Jährige ist österreichische Staatsbürger, mit Wurzeln in Nordmazedonien. Der 17-jährige Mittäter ist ebenfalls Österreicher mit türkischen und kroatischen Wurzeln. Letztere war offenbar beim Ordnungs- und Reinigungsdienst des Veranstaltungsortes angestellt.
Am 25. Juli kündigte der Hauptverdächtige demnach seinen Job und erklärte, er habe „Großes vor“. Der zweite, der 17-Jährige, der in Wien festgenommen wurde, habe kurz zuvor mit seiner Freundin Schluss gemacht. Die Vorbereitungshandlungen in Ternitz haben sich auf die Herstellung von Sprengstoff konzentriert. „Dieser Sprengstoff wurde auch hergestellt.“
Im Haus in Ternitz wurden Zünder und andere Vorrichten sichergestellt, daneben IS-Propaganda, 21.000 Euro Falschgeld und Anabolika-ähnliche Substanzen. Darüber hinaus hatte er ein Polizei-Blaulicht. Ein Bekenner-Video hatte der Verdächtige löschen wollen, die Ermittler stellten es sicher.
Treueschwur auf den IS
Der Verdächtige habe sich wohl im Internet radikalisiert und erst vor wenigen Wochen einen Treueschwur auf den Anführer der Extremisten-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) geleistet. Der 17-Jährige sei in Wien festgenommen worden und habe ebenfalls eine bestimmte Rolle bei den Vorbereitungen eingenommen.

© dpa/EVA MANHART
Wie alle Swift-Konzerte auf der Tournee des Superstars waren auch jene in Wien ausverkauft. Im Ernst-Happel-Stadion wären jeden Abend 65.000 Menschen gewesen, zudem rechnete die Polizei mit weiteren 15.000 bis 20.000 Swift-Fans in der Umgebung des Stadions.
Kanzler Nehammer: „Eine Tragödie verhindert“
„Die Absage der Taylor Swift Konzerte durch die Veranstalter ist für alle Fans in Österreich eine herbe Enttäuschung“, schrieb der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer auf X. „Die Situation rund um den offenbar geplanten Terroranschlag in Wien war sehr ernst.
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© dpa/ALEX HALADA
Keine Ersatzkonzerte geplant
„Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen“, teilte der Konzertveranstalter Barracuda Music mit. Ersatz ist nicht vorgesehen.
Taylor Swift ist für weitere Konzerte in London gebucht. „Alle Tickets werden automatisch innerhalb der nächsten 10 Werktage rückvergütet“, kündigte Barracuda Music an.
Die Polizei in Österreich hat nicht darauf bestanden, dass die Konzerte abgesagt werden. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt darauf gedrängt, die Veranstaltung abzusagen“, sagte der Chef der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DNS), Omar Haijawi-Pirchner. Innenminister Gerhard Karner sagte, er habe aber volles Verständnis für die Entscheidung des Veranstalters zu der Absage.
Zur Sicherheit anstehender weiterer Großveranstaltungen wie ein Konzert von Coldplay sagte er: „Es gibt keine Hinweise, dass weitere Konzerte einer expliziten Gefahr unterliegen.“ Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan hält an den geplanten Konzerten von Taylor Swift fest. Kommende Woche soll der US-Superstar auf ihrer Tour als Nächstes in der britischen Hauptstadt spielen.
Swifts Management verwies auf dpa-Anfrage zunächst nur auf die Stellungnahme des Veranstalters und äußerte sich nicht inhaltlich. Die 34-Jährige soll sich bereits in Österreich aufgehalten haben, aber auch das wurde nicht bestätigt.
„Swifties“ reagieren enttäuscht – und verständnisvoll
Ihre als „Swifties“ bekannten Fans reagierten tief enttäuscht, zeigten aber auch Verständnis für die Absage. „Kann's nicht glauben“, schrieb einer unter den Instagram-Beitrag von Barracuda Music mit der Absage. „Mein Herz ist gebrochen“, schrieb jemand anderes.
Viele Anhänger der Musikerin bezeichneten die Absage dennoch als richtige Entscheidung angesichts der offenbar doch sehr konkreten Terrorgefahr.
Faeser warnt vor Gefahr durch IS in Deutschland
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, dass auch in Deutschland die Terror-Gefahr hoch bleibe. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte sie: „Die aktuellen Ermittlungen in Wien zeigen, wie ernst die Bedrohung durch islamistischen Terror in Europa zu nehmen ist. Unsere Sicherheitsbehörden tauschen sich mit den österreichischen Behörden eng aus.“
Die Ministerin ergänzte: „Die Bedrohungslage durch islamistischen Terrorismus ist auch in Deutschland anhaltend hoch. Das war einer der Gründe, warum wir gemeinsam mit den Ländern so starke Schutzmaßnahmen zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland getroffen haben.“
Deutschland stehe genauso wie andere EU-Staaten im Zielspektrum von Terrororganisationen wie dem IS. „Die gefährlichen Eskalationen im Nahen Osten schon seit dem 7. Oktober 2023 – dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem folgenden Gaza-Krieg – können zu einer weiteren Radikalisierung und Emotionalisierung in der jihadistischen Szene führen.“ (Trf, Reuters, dpa)
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