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Flavio Briatore in Monza.

© Giorgio Perottino/Reuters

Coronavirus an der Costa Smeralda: Flavio Briatores Nobeldisco gilt als größter Infektionsherd Italiens

Der 70-Jährige hatte das Coronavirus lange Zeit verharmlost – nun ist er selbst infiziert. Sein Luxus-Etablissement an der Costa Smeralda sorgt für Aufsehen.

Noch vor wenigen Tagen hatte sich Flavio Briatore mit der italienischen Regierung und den sardischen Behörden angelegt, die nach dem Sommer-Feiertag Ferragosto wegen steigender Infektionszahlen die Discos und Clubs wieder geschlossen hatten.

„Was soll das heißen? Am Tag fängt man sich das Virus nicht ein, in der Nacht dagegen schon? Wir sind ein Land von Verrückten“, ließ Briatore verlauten. Jetzt hat der ehemalige Formel-1-Manager und Unternehmer sich das Virus selber eingefangen.

Er liegt in einem Privatbett in der Mailänder San-Raffaele-Klinik, wo er sich von Silvio Berlusconis Leibarzt behandeln lässt.

Gestern postete der prominenteste Covid-Patient Italiens auf Instagram für seine 800.000 Follower ein Selfie – braungebrannt, vergnügt und selbstverständlich mit heruntergezogener Gesichtsmaske: „Mir geht es gut. Sehr gut sogar.“

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Der Barmann ist schwer erkrankt

Dem Barmann von Briatores Luxus-Nachtlokal „Billionaire“ in Porto Cervo geht es etwas weniger gut: Er befindet sich in kritischem Zustand auf einer Intensivstation. Auch 58 weitere der insgesamt 150 Angestellten des „Billionaire“ wurden positiv auf das Coronavirus getestet – die Nobeldisco für Gutbetuchte an der Costa Smeralda gilt inzwischen als größter Infektionsherd Italiens.

Noch vor wenigen Tagen hatte auch der 84-jährige Silvio Berlusconi mit Briatore posiert – ein Test beim Ex-Premier hat jedoch ein negatives Resultat ergeben.

Zu reden gibt in Italien auch über ein Fußballspiel unter Freunden Briatores vor zwei Wochen, an welchem mehrere VIPs teilgenommen hatten. Zwei von ihnen, Bolognas Trainer Sinisa Mihajlovic und ein TV-Moderator, sind inzwischen positiv auf das Virus getestet worden.

Briatore lässt keinen Italiener kalt

Der „Fall Briatore“ hat in Italien, das sich immer noch im Ferienmodus befindet und unter der Sommerhitze vor sich hin döst, für einiges Aufsehen gesorgt. Das liegt zum einen an der Person: Flavio Briatore lässt niemanden kalt.

Die eine Hälfte der Italiener bewundert den Selfmademan, der dank seiner Freundschaft mit der Benetton-Familie zwischen 1989 und 2009 Teamchef der Formel-1-Rennställe Benetton und Renault gewesen war und unter anderem Michael Schumacher und Ferdinando Alonso zu ihren ersten WM-Titeln geführt hatte.

Und sie beneiden den notorischen Frauenheld, der mit den Supermodels Naomi Campbell und Heidi Klum (mit der er ein gemeinsames Kind hat) liiert war und nun mit dem italienischen Showgirl Elisabetta Gregoraci verheiratet ist. Für die andere Hälfte der Italiener ist Briatore dagegen der Inbegriff eines windigen Emporkömmlings, dessen Weg zu seinem beträchtlichen Reichtum mit zahlreichen Gerichtsprozessen gepflastert war und der immer mal wieder allergisch auf Regeln und Konventionen reagiert.

Nun kehrt die Angst wieder zurück

Dieses Image hat Briatore auch während des Lockdowns weiter gefestigt, indem er den Virologen und Epidemiologen vorwarf, „das Land zu terrorisieren“.

Mit unverhohlener Häme bemerken nun vor allem linke Journalisten und Politiker, dass das Coronavirus eben keine Klassengrenzen kenne – und Millionäre und Corona-Leugner gleichermaßen treffe wie Arme, die sich im Fall einer Erkrankung kein Privatbett in einer Mailänder Klinik leisten könnten.

Die Verletzung der Covid-Regeln in Briatores „Billionaire“ haben Folgen. Als erstes werden die Gesundheitsbehörden die mindestens 3000 Gäste ausfindig machen müssen, die sich dort von Mitte Juli bis Mitte August vergnügt hatten und nun das Virus vielleicht in ganz Italien (und auch jenseits der Landesgrenzen) verteilen.

Aber nicht nur an der Costa Smeralda in Sardinien häufen sich die Covid-Fallzahlen, sondern vor allem auch in der Hauptstadtregion Latium. Drei Wochen vor dem Ende der Sommerferien ist an die Strände des Belpaese die Angst zurückgekehrt.

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