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„Für viele ist das ein Schock“: Das ist das Schlangen-Problem auf Mallorca
Eine Reptilienart breitet sich auf der Ferieninsel rasant aus: Die für Menschen ungiftigen Hufeisennattern sind dort eigentlich nicht heimisch, gelten aber bereits als Plage.
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Die Ferieninsel Nummer 1 der Deutschen ist bei den einen beliebt für den Partytourismus, bei den anderen geschätzt für die ruhigen Ecken. Als Schlangenparadies aber dürfte Mallorca bisher wenigen bekannt sein. Doch das könnte sich ändern, denn immer häufiger werden die Reptilien gesichtet. Inzwischen gibt es allein drei Arten von Nattern auf Mallorca: die Treppennatter, die Schlingnatter und die Hufeisennatter.
Und besonders letztere wird auf der spanischen Baleareninsel zunehmend zum Problem, wie unter anderem ein Verband von Landwirten warnt. Denn die invasive Art breitet sich immer weiter aus. Die – für Menschen ungiftigen – Hufeisennattern sorgten für Aufregung – dabei handele sich vor allem um eine „besorgniserregende Situation“ für die Tierwelt. Und Schlangenforscher erwarten, dass sich diese Entwicklung noch verschärfen wird.
Diese Schlangen sind nicht giftig. Sie haben Angst vor Menschen und versuchen uns zu meiden.
Mark-Oliver Rödel, Kurator für Herpetologie am Berliner Museum für Naturkunde
„Diese Schlangen werden sich auf Mallorca weiter vermehren“, sagte Mark-Oliver Rödel, Kurator für Herpetologie am Berliner Museum für Naturkunde, dem „Spiegel“. „Sie haben auf der Insel kaum natürliche Fressfeinde, anders als auf dem Festland, und viele potenzielle Beutetiere.“
Diese Schlangen sind auf Mallorca eigentlich nicht heimisch. Die ersten kamen vermutlich Anfang der 2000-er Jahre mit Pflanzen, die importiert wurden, auf Insel, wie das Magazin „National Geographic“ erläuterte. Es passierte vor allem beim Import von besonders auf Fincas beliebten Olivenbäumen und Johannisbrotbäumen aus Andalusien.
Auf Mallorca und den Nachbarinseln häuften sich zuletzt Sichtungen von bis zu 1,85 Meter langen Schlangen, vor allem der Hufeisennattern. Auf ihrer Speiskarte stehen Eidechsen ganz oben, auch Jungvögel sind zunehmend bedroht. Ein buchstäblich großes Problem: Die invasiven Schlangenarten werden nach Angaben von Experten knapp doppelt so lang wie die einheimischen.
Kürzlich wurden deutsche Urlauber in ihrem Garten von gleich zwei Nattern überrascht. „Dass jetzt Menschen an verschiedenen Orten auf Mallorca immer wieder Hufeisennattern sehen, deutet darauf hin, dass sich die invasive Art schon weit verbreitet hat“, sagte Rödel.
Der Experte warnt: „Wenn sich eine invasive Tierart einmal weit ausgebreitet hat, ist es fast unmöglich, sie wieder loszuwerden.“ Dies hätten diverse Fehlversuche weltweit gezeigt. „Insbesondere Schlangen sind nicht einfach zu finden. Sie leben die meiste Zeit versteckt, etwa in Hohlräumen oder Erdlöchern.“
Die Schlangen sind sehr schnell und sehr rabiat.
Hans Achilles, Landschaftsarchitekt auf Mallorca
Hans Achilles kennt das Problem mit den Nattern. Der Landschaftsarchitekt von Son Muda Gardens lebt auf Mallorca. „Für viele ist das ein Schock“, sagte der Deutsche im Gespräch mit der Schweizer Zeitung „Blick“. „Die Schlangen sind sehr schnell und sehr rabiat.“ Aggressiv reagieren sie etwa, wenn sie sich bedroht fühlen.
Achilles stellt mit seinem Unternehmen auf Wunsch Schlangenfallen in den Fincas auf, wo die Reptilien ideale Lebensbedingungen haben. „Es gibt aber viele, die es nicht machen.“ Es seien bereits Tausende Schlangen gefangen worden. Achilles sagte weiter: „Es ist mittlerweile die Norm, dass man so eine Schlange tötet, wenn man sie sieht.“ Getötet werden dürfen invasive Tiere allerdings nur von den Behörden.
Aber auch Achilles geht davon, dass man sich auf Mallorca an die Reptilien gewöhnen muss. „Ich glaube, die Schlange wird man auf Mallorca kaum ausrotten können“, sagte er. „Ich denke, der Zug ist abgefahren.“
Immer mehr Schlangen auf Mallorca
Rödel sagt zur Zahl der Schlangen auf Mallorca: „Wenn wir Menschen mal zufällig eine zu Gesicht bekommen, sind in Wahrheit wahrscheinlich mehrere Dutzend in der Gegend.“
Der Schlangenexperte beruhigt zugleich aber Urlauber. Es gebe „keinen Grund zur Panik“, sagte er. „Diese Schlangen sind nicht giftig. Sie haben Angst vor Menschen und versuchen uns zu meiden.“
Sollte man dennoch ein Exemplar zu Gesicht bekommen, solle man die Schlange in Ruhe lassen, aber den Behörden ihre Sichtung mitteilen. Am Ballermann zumindest dürfte das nicht nötig werden.
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