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Im Viktoria-Park in Kreuzberg offenbart sich demjenigen, der den Anstieg wagt, ein unvergleichlicher Ausblick über die Stadt, wie hier in Richtung der Großbeerenstraße.

© dpa

Flirten in Kreuzberg: Gediegen und doch unangepasst

Berliner Singles aufgepasst: In Kreuzberg können sie mit allem rechnen, außer mit Konventionalität. Die besten Singletreffs im sagenumwobenen Berlin-Kreuzberg:

Ist von Berlin-Kreuzberg die Rede, stellt sich dem ortskundigen Zuhörer die zwingende Frage: 36 oder 61? Die Zahlen leiten sich von den alten Zustellpostämtern ab und symbolisieren die unterschiedlichen Lebensrealitäten der jeweiligen Teile. „36 brennt, 61 pennt“, weiß der Volksmund. Weniger polemisch formuliert könnte man auch sagen: Kreuzberg 61 gilt als bürgerlich-gediegene Gegend, während Kreuzberg 36 für Anarchie und Subversion steht. Unterm Strich ergibt das eine spannende Mischung, die nicht nur am traditionellen 1. Mai zur Schau gestellt wird. Seit Jahren ist der Stadtteil einer der beliebtesten Berlins. Ein Sehnsuchtsort für bürgerbewegte Alt-68er und junge Kreative. Berüchtigt ist das Engagement des gemeinen Kreuzbergers für seinen Kiez. Gern setzt er sich zum Beispiel gegen Yuppies mit Gentrifizierungsabsichten und Touristen mit Rollkoffern zur Wehr.

Berlin-Kreuzberg im Faktencheck

Auf 10,4 Quadratkilometern leben knapp 150.000 Einwohner, knapp die Hälfte davon sind Migranten. Dieser Anteil hat sich seit der Wende kaum verändert, wie der Stadtsoziologe Sigmar Gude in einer groß angelegten Studie über die Sozialstruktur des seit 2001 fusionierten Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg herausgefunden hat. Seinen Erkenntnissen nach ist auch der Anteil der deutschstämmigen Mittelschicht unverändert geblieben. Lediglich Studenten zögen seit einigen Jahren vermehrt nach Kreuzberg, sagte Gude im Interview mit der Wochenzeitung „Jungle World“. Die hätten sich früher eher den einschlägigen Vierteln im Ostteil der Stadt zugewandt.

Flirt-Potenzial von Berlin-Kreuzberg

Die Männer unter den Berliner Singles müssen an dieser Stelle ausdrücklich gewarnt werden. Der Kreuzberger Kiezbewohnerin sollte man mit Vorsicht und Respekt begegnet. Rapper Prinz Pi weiß auch, warum. In „Königin von Kreuzberg“ besingt er sie. Demnach hat sie eine große Klappe und trägt ihre selbstgefärbten Haare in einem Rattenschwanz, ist nicht stinknormal, sondern linksradikal; hat ihr Herz auf der Zunge und teert ihre Lunge. Kurzum: Ulrike Meinhof 2.0. Mit solchen Frauen muss man natürlich erst mal zurecht kommen. Aber wenn man mit ihnen umzugehen weiß, kann eine die Vertiefung einer Bekanntschaft durchaus vielversprechend sein.

Wo lernt man in Kreuzberg Leute kennen?

Inoffizieller Abschlepptreffpunkt der Stadt ist natürlich die Ankerklause am Kottbusser Damm. Wer jemanden kennenlernen will und zwar möglichst schnell, wird hier schnell fündig. Es gibt aber auch andere Orte in Berlin-Kreuzberg, an denen man potenzielle Flirtpartner treffen kann. Zum Beispiel an diesen hier:

U1. Für viele erst mal verwirrend: eine U-Bahn, die größtenteils überirdisch unterwegs ist. Startpunkt ist Warschauer Straße, Endstation Uhlandstraße. Das Fahrerlebnis an sich mag optimierbar sein, entlang der Strecke bieten sich jedoch zahlreiche Haltepunkte zum Aussteigen und Kennenlernen von Menschen. Am Schlesischen Tor zum Beispiel, wo man direkt ins Bi Nuu fällt, einen Club unterhalb der Bahntrasse. Oder am Kottbusser Tor. Keine Angst vor dem marode anmutenden Gebäudekomplex, in dessen Erdgeschoss ein Supermarkt ist. Hier befinden sich Läden wie das La Lupita oder Monarch.

Bateau Ivre. Mitunter trifft man hier Menschen, deren Gesichter man vom Fernsehen oder Kino kennt. Das sollte einen nicht weiter irritieren, denn auch um Normalos kümmert sich das Personal in dem Café an der Oranienstraße 18 sehr aufmerksam. Die Lampions an der Decke verbreiten abends ein warmes, schmeichelhaftes Licht, das den Gästen gut zu Gesicht steht. Alles Weitere ergibt sich dadurch fast von selbst.

Prince Charles. Liegt direkt am Moritzplatz, im sogenannten Aufbau Haus. In dem Raum befand sich früher ein Schwimmbad, das Becken dient heute als Bar und bildet den mit Licht in Szene gesetzten Mittelpunkt des Clubs. An manchen Tagen ist der Andrang so groß, dass die Barkeeper kaum mit den Bestellungen hinterherkommen. Dann nur nicht die Geduld verlieren. Den Moment des Leerlaufs beim Anstehen lieber für einen Smalltalk mit dem Hintermann nutzen.

Viktoriapark. Befindet sich auf dem Kreuzberg, Berlins höchstem natürlichen Hügel. Von der Liegewiese aus kann man auf das Nationaldenkmal gucken, das von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde. Von der Plattform ganz oben hat man einen guten Blick über die Stadt. Paare treffen sich gern am Wasserfall oder Teich. Der richtige Ort für berliner Singles mit einem Hang zur Großstadtromantik.

Solar. Über einen Durchgang an der Stresemannstraße 76 gelangt man zu dem mehrstöckigen Gebäude, in dem sich Berlins höchstes Clubrestaurant befindet. Per gläsernen Fahrstuhl geht’s in die 16. Etage, den Restaurantbereich. Von hier aus führt eine Treppe ein Stockwerk höher an die Bar. An den bodentiefen Fenstern stehen schwarze Ledersitzmöbel, auf die man sich prima fläzen kann. Die lässige Sitzposition ist einer ungezwungenen Unterhaltung mehr als zuträglich.

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