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Panorama: Im Osten gibt es mehr Alkoholtote als im Westen

In Berlin stieg die Zahl der Alkoholvergiftungen bei jungen Leuten in vier Jahren um 25 Prozent

Erfurt/Berlin - Der Osten hat mit größeren Alkoholproblemen zu kämpfen als der Westen. Nach einem Bericht der „Thüringer Allgemeinen“ vom Samstag verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2005 mit 41 Sterbefällen je hunderttausend Einwohner die meisten Alkoholtoten, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 36 Toten. Nach Berechnungen der Zeitung auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag Bremen mit 32 Sterbefällen auf Platz drei, gefolgt von Brandenburg und Sachsen mit je 31 Toten. In Bayern wurden demnach nur 14 Todesfälle registriert, in Baden-Württemberg und Hessen je 15.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), führte die Unterschiede unter anderem auf einen exzessiveren Alkoholkonsum im Osten zurück. „Die Menschen sind mit einem ganz anderen Trinkverhalten groß geworden als im Westen“, sagte sie der Zeitung. Zudem seien die Versorgungsstrukturen für Alkhoholabhängige schlechter als in den alten Ländern: „Die Suchthilfe ist im Osten nicht so gut aufgestellt wie im Westen.“ Dass die Zahl der Alkoholtoten in den neuen Ländern so hoch sei, hänge aber auch damit zusammen, dass dort stärker darauf geachtet werde, alkoholbedingte Sterbefälle auch als solche zu dokumentieren, betonte Bätzing.

Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm macht eine unterschiedliche Trinkkultur im Osten verantwortlich. „In der DDR wurde häufiger und mehr getrunken als im Westen“, sagte DHS-Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst der Zeitung. Probleme mit der Trunksucht seien bewusst unter den Tisch gekehrt und von der Parteiführung verharmlost worden. Alkoholabhängige seien kaum behandelt, sondern eher versteckt worden, sagte Hüllinghorst. In ganz Deutschland belief sich die Zahl der alkoholbedingten Sterbefälle im Jahr 2005 dem Bericht zufolge auf 16 329.

Jugendliche Berliner landen immer häufiger wegen Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus. Die Zahl der alkoholbedingten stationären Behandlungen bei Leuten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren sei zwischen 2000 und 2004 um 25 Prozent gestiegen, teilte eine Sprecherin der Techniker Krankenkasse (TK) in Berlin mit. Im Jahr 2004 hätten 154 junge Männer und 137 junge Frauen wegen Alkoholvergiftungen in einer Klinik betreut werden müssen. Nach Angaben der Krankenkasse ist vor allem das weiterhin sinkende Einstiegsalter der jugendlichen Trinker besorgniserregend. Allein im Jahr 2004 habe es bei den unter 15-Jährigen 62 Klinikeinweisungen nach übertriebenem Alkoholkonsum gegeben. AFP/ddp

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