zum Hauptinhalt
Ghislaine Maxwell (Archivbild).

© Laura Cavanaugh/AFP

Langjährige Epstein-Vertraute: Ghislaine Maxwell wegen angeblicher Suizidgefahr unter verschärfter Beobachtung

Kurz vor der Strafmaßverkündung wurde die inhaftierte Epstein-Komplizin unter Beobachtung gestellt. Maxwells Anwalt sieht die Maßnahme als unbegründet an.

Die langjährige Vertraute des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist nach Angaben ihres Anwalts kurz vor der Verkündung ihres Strafmaßes wegen angeblicher Suizidgefahr unter verschärfte Beobachtung gestellt worden.

Das Gefängnis habe vorher keine psychologische Untersuchung veranlasst und die Maßnahme auch nicht begründet, erklärte der Anwalt Bobbi Sternheim. Sollte seine Mandantin unter verschärfter Beobachtung bleiben, will Sternheim beantragen, die Strafmaßverkündung zu verschieben.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Maxwell sitzt seit zwei Jahren im Gefängnis. Im vergangenen Dezember sprach ein New Yorker Geschworenengericht die Britin des Sexhandels mit Minderjährigen schuldig. Am Dienstag soll nun ihr Strafmaß verkündet werden. Die Anklage hat eine Haftstrafe zwischen 30 und 55 Jahren für die 60-Jährige gefordert.

Seit Freitag sitze Maxwell wieder in Einzelhaft, schrieb Sternheim in einem Brief an die Richterin Alison Nathan. Am Samstag habe ein Psychologe die 60-Jährige aber untersucht und „festgestellt, dass sie nicht suizidgefährdet ist“.

Das Gefängnis habe ihr zudem den Zugang zu Gerichtsdokumenten und Zeit für Treffen mit ihren Anwälten verwehrt. Daher könne sich seine Mandantin nicht auf die Verkündung des Strafmaßes vorbereiten. Sollten die Einschränkungen anhalten, werde er am Montag eine Verschiebung der Strafmaßverkündung beantragen, erklärte Sternheim.

Epstein beging bereits 2019 Suizid in Untersuchungshaft

Epstein war im August 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden worden, als er sich in Untersuchungshaft befand. Die Behörden gehen von Suizid aus. Nach dem Tod des Milliardärs hatte die US-Justiz versprochen, seine Komplizen zur Verantwortung zu ziehen.

[Lesen Sie auch: Epstein-Mittäterin Ghislaine Maxwell: Über den Aufstieg und Fall einer Society-Lady (T+)]

Maxwell wurde schließlich für schuldig befunden, über Jahre junge Mädchen für den sexuellen Missbrauch durch den bestens vernetzten Finanzinvestor rekrutiert zu haben, dem auch die Vermittlung von Mädchen an andere Männer vorgeworfen wurde.

Die Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell soll dabei höchst perfide vorgegangen sein. Laut Anklage freundete sie sich mit jungen Mädchen an, von denen die jüngsten erst 14 Jahre alt waren, ging mit ihnen ins Kino oder einkaufen und lieferte sie dann an den Multimillionär aus.

Maxwell überredete die Teenagerinnen demnach, zu Epsteins Anwesen in New York, Florida und New Mexico zu reisen und den Multimillionär dort nackt zu massieren, bevor sie missbraucht wurden.

Ein Beweisbild im Gerichtsprozess zeigt Ghislaine Maxwell und Jeffrey Epstein (undatiertes Archivbild).
Ein Beweisbild im Gerichtsprozess zeigt Ghislaine Maxwell und Jeffrey Epstein (undatiertes Archivbild).

© via AFP

Ghislaine Maxwell: Raffinierte Täterin oder „anfälliges“ Opfer Epsteins?

Maxwell sei eine „raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat“, sagte Staatsanwältin Alison Moe im Dezember in ihrem Schlussplädoyer. Maxwell sei „der Schlüssel“ im Missbrauchssystem Epstein gewesen. Laut Staatsanwaltschaft wurde Maxwell dafür fürstlich entlohnt: Zwischen 1999 und 2007 überwies ihr Epstein 30 Millionen Dollar (28,4 Millionen Euro).

Maxwell hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Ihre Verteidigung argumentierte, die Britin müsse als „Sündenbock“ herhalten, weil Epstein nach seinem Tod nicht mehr der Prozess gemacht werden könne. Nach dem Schuldspruch forderte die Verteidigung einen neuen Prozess wegen erst im Nachhinein bekannt gewordener Missbrauchserfahrungen eines Geschworenen. Der Antrag wurde Anfang April zurückgewiesen.

Maxwells Anwälte haben eine Strafe von weniger als 20 Jahren Gefängnis beantragt. Sie legten dar, Maxwells „traumatische Kindheit mit einem dominanten, narzisstischen und fordernden Vater“ habe sie „anfällig für Epstein“ gemacht. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false