In der nordirischen Stadt Portadown kam es auch am Dienstag wieder zu Straßenschlachten zwischen der Polizei und Anhängern des radikalen protestantischen Oranier-Ordens. Die Demonstranten atackierten katholische Kirchen, warfen mit Steinen und holten Brandbomben hervor, die Polizei setzte Wasserwerfer ein.
Nordirland
Geschäfte und Büros in Belfast schlossen schon am Nachmittag, die Innenstadt von Portadown war menschenleer, als der protestantische Oranier-Orden mit Straßensperren versuchte, den Verkehr zu ersticken. Der Orden hatte seine Mitglieder in ganz Nordirland aufgefordert, von 16 bis 20 Uhr "friedlich" gegen das Paradenverbot in Portadown zu protestieren.
Nach einer Woche gewaltsamer Proteste in ganz Nordirland sowie zahlreichen gescheiterten Vermittlungsversuchen führten die Mitglieder des protestantischen Oranier-Ordens am Sonntag ihre alljährliche Parade in Portadown durch. Offiziell gedachten sie dabei der Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Den Tränen nahe bekannte Tony Blair vor britischen Pastoren, wie tief ihn die Verfehlung seines Sohnes Euan getroffen hat. Der 16-Jährige hatte mit Schulfreunden seine Mittlere Reife gefeiert und wurde total betrunken und hilflos von der Polizei auf dem Pflaster des Leicester Square im Herzen Londons aufgefunden.
Nach der jüngsten Gewaltwelle in Nordirland hat sich der extremistische Oranier-Orden nun zu Gesprächen über die Route eines umstrittenen Traditionsmarsches bereit erklärt. Auch in der Nacht zum Freitag war es in Belfast vereinzelt zu Zwischenfällen gekommen.
Der kleine Belfaster Junge war auf dem Heimweg von einem Strandausflug, veranstaltet von einer wohltätigen Organisation. Was hätte er denn sonst gemacht an diesem Nachmittag, wurde er gefragt.
Die britische Armee hat am Mittwochmorgen stählerne Barrikaden auf der verbotenen Marschroute des Oranier-Ordens in der nordirischen Stadt Portadown installiert. Weitere Befestigungs- und Schanzarbeiten sollen im Vorfeld der Parade am Sonntag folgen.
Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen, sagte man von den Bourbonen, als sie nach Napoleons Sturz wieder auf den Thron kletterten. Ähnlich sind auch die protestantischen Oranier-Orden in Nordirland.
Im Gepäck von Mehmet Scholl findet sich neben Duftwässerchen, Laptop und sonstigen Dingen des Fußballerbedarfs etwas ganz Spezielles. "Spionagechef im geheimen Krieg" heißt das Buch, geschrieben von Markus Wolf.
Sein Führungsstil ist ungewöhnlich - aber erfolgreich. Kein anderer Chef der protestantischen Bevölkerungsmehrheit Nordirlands hat seine Anhängerschaft je so weit gebracht wie David Trimble.
Die wichtigsten Ereignisse seit der Unterzeichnung des nordirischen Friedensabkommens vom Karfreitag 199810. April 1998: Die nordirischen Konfliktparteien einigen sich auf ein Friedensabkommen, das Ende Mai bei zwei Referenden in Nordirland und der Republik Irland angenommen wird.
Die innerparteilichen Gegner des nun wieder eingesetzten Chefministers Trimble rüsten schon zur nächsten Schlacht. Von der erhoffen sie sich endlich die Vernichtung des Karfreitagsabkommens (siehe Chronologie rechts).
Manchmal wirkt Europa erschreckend rückständig: Wenn in Nordirland beispielsweise ein Katholik ermordet wird, nur weil er Katholik ist oder wenn auf dem Balkan orthodoxe Serben, katholische Kroaten und moslemische Bosniaken manchen politischen Widersinn mit religiösen Differenzen erklären wollen. Was dergestalt in unserer Gegenwart sichtbar wird, sind Spuren der historischen Verknüpfung von Religion und Nationalität.
Am heutigen Samstag entscheidet die größte Protestantenpartei Nordirlands über das Schicksal des Friedensprozesses. Eine Woche später als vereinbart treffen sich rund 850 Delegierte der "Ulster Unionist Party" (UUP) in Belfast zum kleinen Parteitag, um die erneute Bildung einer nordirischen Koalitionsregierung gutzuheißen oder abzulehnen.
Politik: Die protestantische Bevölkerung befürwortet eine Regierung mit der IRA - ihre Partei zögert
Als die Irisch-Republikanische Armee (IRA) vor einer Woche anbot, ihre geheimen Waffenlager von unabhängigen Gewährsleuten inspizieren zu lassen, schien der Durchbruch in Nordirland gesichert, die Entwaffnungsfrage endlich gelöst. Die britische Regierung traf bereits Vorbereitungen für die Rückkehr zur Selbstverwaltung Nordirlands am 22.
Diesmal kam der Durchbruch auf leisen Sohlen. Unerwartet und unzweideutig hat sich die größte Terrororganisation Europas auf friedliche Methoden verpflichtet.
Der britische und der irische Regierungschef, Tony Blair und Bertie Ahern, wurden am Donnerstagabend wieder einmal in Nordirland erwartet. Sie wollen an diesem Freitag mit den einheimischen Spitzenpolitikern verhandeln.
Die Bemühungen um eine Beilegung der Nordirland-Krise sollen noch in dieser Woche fortgesetzt werden. Nach einer Eröffnungsrunde am Dienstag in London teilte die britische Regierung mit, die Gespräche seien "gut" verlaufen.
Der britische Premierminister Tony Blair traf am Dienstag zum ersten Mal seit neun Monaten persönlich in Nordirland ein, um den gelähmten Friedensprozess zu neuem Leben zu erwecken. Im Schloss Hillsborough konferierte Blair mit Nordirlands Parteichefs, anschließend wollte er sich in Dublin mit der irischen Regierung absprechen.
Sinn-Fein-Präsident Gerry Adams hat am Wochenende gewarnt, Nordirland könnte "in den Konflikt zurückgleiten", wenn der britische Premierminister seinem Nordirlandminister nicht umgehend befehle, die eingefrorene Provinzregierung wieder einzusetzen. Anlässlich des Jahresparteitages seiner Partei in Dublin beteuerte Adams, er wolle weiter nach einem Ausweg aus dem politischen Patt suchen, bevor der Friedensprozess unrettbar verloren sei.
"Bloody Sunday" - am 30. Januar 1972 erschoss die britische Armee im nordirischen Derry 14 katholische Demonstranten.
Der britische Nordirlandminister Peter Mandelson hat am Sonntag verärgert auf die Einigelung der größten nordirischen Protestantenpartei reagiert. Die Partei hatte am Samstag beschlossen, eine neue Vorbedingung für ihren erneuten Eintritt in eine Koalitionsregierung zu stellen: Der Name der nordirischen Polizei, "Royal Ulster Constabulary", müsse vorher gerettet werden.
Der Vorsitzende der größten Protestantenpartei Nordirlands kämpft um seinen Parteivorsitz. Gestern verkündete der Unterhausabgeordnete Pfarrer Martin Smyth (68) überraschend, er wolle am Samstag für das höchste Parteiamt kandidieren, wenn sich die Delegierten der "Ulster Unionist Party" zu ihrer Generalversammlung treffen.
Die nordirische Partei Sinn Fein hat den Beginn einer Entwaffnung der Untergrundorganisation IRA unter der Bedingung in Aussicht gestellt, dass die britische Regierung gleichzeitig einen großen Teil der in Nordirland stationierten Soldaten abzieht. Der Vorsitzende der Sinn Fein, Mitchell McLaughlin, sagte am Montag, seine Partei sei zu Gesprächen darüber bereit, um aus der gegenwärtigen Sackgasse im nordirischen Friedensprozess herauszukommen.
Der britische und der irische Premierminister machten sich am Mittwochnachmittag in London an die mühsame Arbeit, dem demokratischen Neubeginn in Nordirland neues Leben einzuhauchen. Die Parteispitzen der nordirischen Unionisten, der gemäßigten Nationalisten und der republikanischen Sinn Fein-Partei fanden sich ebenfalls in der Downing Street ein, um Scherben zu kitten.
Das Urteil ist verlockend, aber falsch. Der Rückschlag im nordirischen Friedensprozess beweist nicht, dass da oben Hopfen und Malz verloren sind.
Ein nordirischer Bischof will bei der Entwaffnung der Terrororganisation IRA helfen. In Zusammenarbeit mit General John de Chastelain werde er die "persönliche Garantie" dafür übernehmen, dass die abgegebenen Waffen unbrauchbar gemacht würden, sagte der katholische Bischof Seamus Hegarty von Derry am Mittwoch nach einem Bericht der Tageszeitung "Irish News".
Die irische Geschichte ist reich an republikanischen Häutungen: Immer wieder beschlossen große Gruppen, den bewaffneten Kampf gegen die Briten aufzugeben und in die konstitutionelle Politik einzutreten. Bisher blieb jedesmal ein Rest dogmatischer Militaristen zurück.
Die Bemühungen, eine Rückkehr Nordirlands unter britische Direktverwaltung abzuwenden, dauerten übers Wochenende unvermindert an.Die vom britischen Nordirlandminister Peter Mandelson gesetzte Frist läuft am Freitag aus.
Die Irisch-Republikanische Armee hat es in den letzten fünf Jahren nie übers Herz gebracht, einen endgültigen Verzicht auf Gewalt auszusprechen - geschweige denn, Bedauern über ihr vergangenes Tun auszudrücken. Es ist daher nicht aus der Luft gegriffen, wenn die Abrüstung der Paramilitärs als Faustpfand für friedliche Absichten verlangt wird.
Wie ein Damoklesschwert hing die Drohung am Donnerstag über der jungen Regierung Nordirlands: Nach lediglich acht Wochen gemeinsamer Arbeit sollte die buntscheckige Ministerschar in die Wüste geschickt, das Belfaster Parlament eingemottet und die gemeinsamen Behörden mit der Republik Irland auf Eis gelegt werden. Niemand mochte tatenlos zuschauen, denn alle Beteiligten wissen nur zu genau, wie unsäglich mühsam der Weg zur Regierungsbildung am 2.
Die britische Regierung wird heute im Unterhaus eine Erklärung über Nordirland abgeben. Das klingt ominös.
Peter Mandelson erlebt gerade seine erste große Herausforderung in seinem neuen Job als britischer Nordirlandminister. Der Mann, der vor knapp drei Jahren Tony Blair die Wahl gewinnen half und mit einem erheblichen rhetorischen Talent begnadet ist, muss sämtliche Register seiner Überzeugungskunst ziehen.
In dieser Woche wurden in Schottland die Studiengebühren wieder abgeschafft. Erst vor eineinhalb Jahren hatte die Labourpartei von Tony Blair ihre überwältigende Mehrheit im Londoner Parlament genutzt, um die unpopulären Gebühren für alle Hochschulen im Königreich durchzusetzen.
Die Schreibunterlage des Beamten zeigt blaue Rechtecke, die mit Linien zu einem Organigramm verbunden sind. Hier werden Hierarchien abgesteckt.
Seit fünf Tagen ist ein indisches Flugzeug in der Hand islamischer Terroristen. Die Bilder aus dem afghanischen Kandahar wecken Erinnerungen an den deutschen Herbst 1977, an die Entführung der "Landshut" und die Befreiung in Mogadischu.
Was 1920 und 1974 schon vergeblich versucht worden war, ist am Montag erstmals zur Wirklichkeit geworden: Minister aus dem britischen Nordirland und aus der souveränen Republik Irland setzten sich zu gemeinsamen Beratungen zusammen. Der erste Nord-Süd-Ministerrat traf sich in der traditionsreichen Kirchenkapitale der ganzen Insel, im nordirischen Städtchen Armagh - pikanterweise im ehemaligen Palast des anglikanischen Erzbischofs.
Knapp 20 Monate nach seiner Unterzeichnung ist das Friedensabkommen für Nordirland nach langen und zähen Verhandlungen am Donnerstag endlich mit Leben erfüllt worden. Nachdem die britische Regierung bereits um Mitternacht einen Teil ihrer Vollmachten über Nordirland an die neue Regierung in Belfast übertragen hatte, wurden am Vormittag in Dublin eine Reihe irisch-britischer Vereinbarungen unterzeichnet, die eine enge Zusammenarbeit zwischen der Republik Irland und Großbritannien in allen Angelegenheiten des britischen Ulster-Territoriums regeln.
Nach der Unterschrift von Elisabeth II. gibt es nun kein Zurück mehr.
Viel Zeit, sich über die Tragweite des historischen Beschlusses der größten Partei in Nordirland klar zu werden, haben die üblichen Verdächtigen in Ulster nicht gehabt. Noch am Wochenende hatte die Partei der pro-britischen Ulster Unionists - wenn auch mit etlichen Einschränkungen - der Regierungsbeteiligung der einstigen Erzfeinde aus der Sinn-Fein-Partei zugestimmt.