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Verheerendes Feuer bei überfülltem Hip-Hop-Konzert: 59 Menschen sterben bei Nachtclub-Brand in Nordmazedonien
Ein Auftritt der Hip-Hop-Gruppe DNK endet in einer Tragödie. Videos zeigen, wie das Feuer durch Pyrotechnik ausgelöst wurde. Rund 15 Personen wurden nach dem Unglück festgenommen.
Stand:
Bei einem verheerenden Brand in einer überfüllten Diskothek in Nordmazedonien sind 59 Menschen ums Leben gekommen und weitere 155 verletzt worden.
Das sagte der nordmazedonische Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz vor der Polizeiwache in der Kleinstadt Kocani, etwa 100 Kilometer östlich der Hauptstadt Skopje, in der sich die Tragödie ereignet hatte. Zuvor hatte der Politiker von 51 Todesopern und mehr als 100 Verletzten gesprochen.
Funkenmaschine löste wohl Brand aus
Nach den Worten des Ministers brach das Feuer um etwa 2.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag aus, als die im Land beliebte Hip-Hop-Gruppe DNK in der Diskothek „Pulse“ ein Konzert gab. Ausgelöst wurde der Brand offenbar durch Pyrotechnik.
Alle stürmten zum Ausgang.
Besucherin des „Club Pulse“
Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine das Feuer aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, fügte Toskovski hinzu. Die Flammen hätten sich dann rasch in der gesamten Diskothek ausgebreitet und dichten Rauch erzeugt.
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Organisatoren des Hip-Hop-Konzerts festgenommen
Rund 15 Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen auch die Organisatoren des Konzerts und Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums.
Der Club habe keine gültige Betriebslizenz gehabt, teilte der Innenminister später bei einer Pressekonferenz in Kocani mit und verwies auf mögliche Korruption und Bestechung. „Dieses Unternehmen hat keine legale Betriebslizenz“, sagte Toskowski vor den Journalisten. „Diese Lizenz hängt, wie viele andere Dinge in Mazedonien in der Vergangenheit, mit Bestechung und Korruption zusammen.“

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Unter den mehr als 20 Verdächtigen sind dem Innenminister zufolge zwei DNK-Musiker, einer der Clubeigentümer, der Chef der Betreibergesellschaft sowie Mitglieder des Sicherheitsdienstes. Andere Verdächtige lägen im Krankenhaus oder seien tot, sagte Toskowski.
Todesopfer zwischen 14 und 24 Jahre alt
Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich rund 1500 hauptsächlich junge Leute in dem überfüllten Club aufgehalten haben. Die Toten, die im Krankenhaus von Kocani identifiziert wurden, seien alle zwischen 14 und 24 Jahre alt gewesen, sagte dessen Direktorin Kristina Serafimova den Medien. 70 Patienten hätten demnach Verbrennungen und Rauchvergiftungen erlitten.
Bislang seien 35 der 59 Todesopfer identifiziert, sagte Innenminister Toskowski. Drei der Todesopfer seien minderjährig. 155 Verletzte seien zur Behandlung in Krankenhäuser im ganzen Land gebracht worden, 22 von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Unter den Verletzten seien auch mehr als 20 Minderjährige. Einige der Schwerverletzten wurden zur Behandlung in andere europäische Länder verlegt.

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Konzertbesucher berichten von dramatischen Szenen
„Erst glaubten wir nicht, dass es brannte“, berichtete eine Konzertbesucherin, die vor einer Klinik in Skopje auf einen verletzten Freund wartete. „Dann brach im Publikum große Panik aus und alle stürmten zum Ausgang“, sagte die junge Frau nordmazedonischen Medien. Feuerwehrleute und Sanitäter hätten schnell Erste Hilfe geleistet und „versucht, die Leute wiederzubeleben“ - in vielen Fällen vergeblich.
Nordmazedonische Medien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen. Das Krankenhaus in der 25.000-Einwohner-Stadt Kocani erwies sich schnell als überfordert. Ambulanzen brachten Verletzte auch in die größere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje.
DNK-Sänger liegt mit Verletzungen im Krankenhaus
Die Pop-Band DNK ist seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil der Musikszene in Nordmazdonien, das bis 2019 Mazedonien hieß. Mitgründer und Lead-Sänger Vladimir Blazev (45), genannt Panco, liege mit Verletzungen im Krankenhaus in Skopje, teilte das Managementteam der Band mit. Die Medien berichteten unter Berufung auf seine Schwester, dass der Rapper Verbrennungen im Gesicht erlitten habe.

© dpa/Visar Kryeziu
Über das Schicksal der anderen Bandmitglieder ist wenig bekannt. Einige hätten mit weniger schweren Verletzungen überlebt und sich in häusliche Pflege begeben, hieß es. Ein Musiker gilt vorerst als vermisst.
Reaktionen nach Nachclub-Feuer in Kocani
Die Regierung wollte eine siebentägige Staatstrauer anordnen, berichtete die Nachrichtenagentur MIA. „In diesen Momenten tiefer Trauer sind unsere Gedanken bei denen, die ihre Lieben verloren haben“, schrieb Ministerpräsident Hristijan Mickoski auf X. Seine Regierung werde alles Nötige tun, um die Folgen der Tragödie zu bewältigen und ihre Ursachen zu ermitteln.

© dpa/Armin Durgut
Auch aus dem Ausland trafen Botschaften des Mitgefühls und der Unterstützung ein. „Menschen, die unbeschwert feiern wollten, wurden brutal aus dem Leben gerissen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Opfer“, schrieb Außenministerin Annalena Baerbock auf X.
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Mehrere Nachbarländer boten Nordmazedonien ihre Hilfe an. Der bulgarische Ministerpräsident Rossen Jeliaskow bot an, einige der Verletzten auszufliegen und in Kliniken in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und der Stadt Warna zu behandeln.
Der albanische Regierungschef Edi Rama bot an, „jede erforderliche Hilfe zu leisten“. Auch der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis übermittelte Nordmazedonien ein Hilfsangebot „in dieser schwierigen Zeit“.
Papst Franziskus versicherte, das Gedenken an alle Verstorbenen in seine Gebete aufzunehmen, wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Telegramm an den Bischof von Skopje, Kiro Stojanov schrieb.
Parolin, der zweite Mann im Vatikan, reagierte im Namen des katholischen Kirchenoberhaupts, das seit Mitte Februar im Krankenhaus liegt. (dpa, AFP, mira)
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