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Viele Aufbackbrötchen schneiden in einem aktuellen Test von Stiftung Warentest mit der Note „sehr gut“ ab.

© dpa

Pestizide zum Frühstück?: Öko-Test findet verbotenes Insektizid in Aufbackbrötchen

Brötchen bestehen aus Mehl, Hefe, Salz, Wasser – und manchmal auch Pestiziden, die in Deutschland nicht einmal erlaubt sind. Von welchen Produkten sollte man die Finger lassen?

Aufbackbrötchen aus dem Backofen sind eine unkomplizierte und vor allem kostengünstige Alternative zum Brötchen vom Bäcker.

Während ein normales Aufbackbrötchen gerade einmal 16 Cent kostet (Beispiel: „ja!“ von Rewe), muss man für eine Schrippe aus der Backstube mitunter schon 45 Cent bezahlen (Beispiel: „Feinbäckerei Wenzel“, Berlin-Friedrichshain). Gerade in Zeiten anhaltender Inflation und hoher Lebensmittelpreise greifen daher viele Verbraucher zur Aufbackvariante.

Doch was, wenn die Sonntagsbrötchen nicht nur aus Mehl, Hefe, Salz und Wasser bestehen, sondern dazu auch noch verschiedene Pestizide aufweisen?

Für die Februarausgabe schickte Öko-Test insgesamt 19 verschiedene Aufbackbrötchen ins Labor und untersuchte die Proben auf Pestizide und Inhaltsstoffe. Im Sensorik-Test wurden zudem das Aussehen, die Kruste, der Geruch und der Geschmack untersucht. Alle Testergebnisse können online auf den Seiten von Öko-Test eingesehen und für 2,50 Euro freigeschaltet werden.

Welche Pestizide wurden in den Brötchen gefunden?

Die Gute Nachricht: In keinem der untersuchten Biobrötchen (fünf an der Zahl) wurden Pestizide gefunden. Zudem waren alle der insgesamt 19 Produktproben frei von Glyphosat. Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel wird in Deutschland voraussichtlich ab 2024 verboten.

Die schlechte Nachricht: In allen konventionellen Nicht-Bio-Brötchen wurden Spuren von mindestens einem Spritzgift gefunden, darunter auch der Wachstumsregulator Chlormequa und der Wirkverstärker Piperonylbutoxid.

Besonders bedenklich: In zwei untersuchten Brötchenmarken wurden in Spuren die Pflanzengifte Cypermethrin und Pirimiphos-methyl nachgewiesen. Die Insektizide sind giftig für Bienen und sollten laut Öko-Test eigentlich „im Getreideanbau gar nicht zum Einsatz kommen.“

Das Pestizid Pirimiphos-methyl darf auf deutschen Feldern derzeit nicht eingesetzt werden. Das Pflanzengift gelangte vermutlich in die Proben, weil der Weizen für die Brötchen aus Frankreich importiert wird – und dort ist das Insektizid noch erlaubt.

Pirimiphos-methyl ist in Deutschland nicht einmal zugelassen.

Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin Öko-Test

Die Pestizide konnten im Labor nur „in Spuren“ nachgewiesen werden.

Die stellvertretende Chefredakteurin von Öko-Test, Katja Tölle, konkretisiert auf Nachfrage des Tagesspiegels, dass die „Spuren“ nur sehr geringen Mengen entsprächen, „die sicherlich nicht akut giftig oder gefährlich sind.“

Trotzdem rät die Expertin: „Wer in Sachen Pestizide auf Nummer sicher gehen will, kauft Bio-Brötchen: In keinem der Bio-Produkte waren Pestizidspuren nachweisbar.“

Wurden weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden?

In sieben Brötchenproben wurde ein zu hoher Salzgehalt nachgewiesen, darunter auch die Brötchen von Lieken Urkorn, die „ja!“-Brötchen von Rewe und die „Goldstücke“ von Coppenrath und Wiese.

Bei den Brötchen von Coppenrath und Wiese war der Salzgehalt im Test derart erhöht, dass eine erwachsene Person mit gerade einmal zwei „Goldstücken“ bereits mehr als ein Viertel des empfohlenen Tagesbedarfs an Salz (sechs Gramm) gedeckt hat, wie Öko-Test berichtet. Beläge wie Butter, Käse oder Aufschnitt sind hier nicht einmal mit einberechnet.

Zudem wurden in drei Viertel aller Brötchen Zusatzstoffe, wie beispielsweise Emulgatoren oder Verdickungsmittel entdeckt. Diese sind aber „per se nicht problematisch“, wie Öko-Test urteilt.

Bei den Steinofenbrötchen von Lieken Urkorn wurde allerdings ein künstliches Aroma entdeckt, dass die Experten für schlichtweg „überflüssig“ halten. Dafür gab es Punktabzug. „Alle anderen schmecken schließlich auch ohne künstliche Geschmacksstoffe nach Brötchen“, so die Experten.

15 von 19 Brötchen überzeugen im Sensorik-Test

Der Geschmack, Geruch und die Konsistenz der Brötchen wurde von geschulten Sensorikprüfern untersucht, die die Produkte verkosteten und darüber hinaus das Aussehen beurteilten.

Während die „Grafschafter Bio Steinofenbrötchen“ von Lidl beispielweise leicht süßlich schmeckten und bei fast allen Bio-Brötchen eine „etwas ungleichmäßige Porung“ festgestellt wurde, schnitten immerhin 15 der 19 Proben im Sensorik-Test mit der Note „gut“ oder „sehr gut“ ab.

Es muss knuspern: Beim Sensorik-Test wurden die Aufbackbrötchen auf das Aussehen, die Kruste, den Geruch und den Geschmack hin überprüft.
Es muss knuspern: Beim Sensorik-Test wurden die Aufbackbrötchen auf das Aussehen, die Kruste, den Geruch und den Geschmack hin überprüft.

© Imago/Panthermedia

Die „Back Mich Steinofenbrötchen“ von Lieken Urkorn fielen allerdings durch eine teils abgelöste Kruste und eine feste Krume mit Hohlräumen negativ auf. Zudem wich das Aussehen der Brötchen stark von der Abbildung auf der Verpackung ab.

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