
© Nadine Lange
„Queeres Leben muss sichtbar gemacht werden“: Erster QueerPreis Pankow verliehen
Am Donnerstag wurde zum ersten Mal der QueerPreis Pankow verliehen. Er würdigt Personen und Projekte, die sich für Inklusion und gegen Diskriminierung einsetzen.
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Zum ersten Mal ist im Rathaus Pankow am Donnerstagabend der QueerPreis Pankow verliehen worden. Er würdigt Persönlichkeiten, Projekte und Organisationen, die sich für Offenheit, Inklusion und den Kampf gegen Diskriminierung einsetzt.
„Queeres Leben muss sichtbar gemacht werden muss, gesehen werden und in der Öffentlichkeit stattfinden“, sagte Jenny Bluhm, Queerbeauftragte von Pankow und Schirmherrin des Preises. „Und das ist heute Abend auf ganz wunderbare Weise geschehen, denn was ist hier im Bezirk öffentlicher als das Rathaus?“
In der Kategorie Einzelperson wurde The Darvish ausgezeichnet, syrische:r Performance-Künstler:in, Community Organizer:in und Aktivist:in. Darvish organisiert seit einigen Jahren mit der israelischen Drag-Künstlerin Judy Ladivina die queeren Partys „Yalla Hafla“ in der Tipsy Bear Bar in Prenzlauer Berg.
„Unsere Verbindung zeigt neue Wege für eine Koexistenz auf – entgegen der strukturellen und tief verankerten Annahme, dass wir verfeindet sein müssen, weil wir aus Israel und Syrien kommen“, sagte Darvish einmal im Interview mit dem Tagesspiegel.
Ähnlich äußerte sich The Darvish – zur Verleihung in einem spektakulär bunten Kleid und mit pinkem Hütchen erschienen – beim QueerPreis Pankow: „Ich wünsche der queer Community, dass sie aufhört, sich untereinander zu bekämfen, wir müssen verstehen, dass wir im Kampf um unsere Rechte und unsere Existenz Hand in Hand marschieren müssen.“
Neben Darvish waren in der Kategorie Einzelperson außerdem Philipp Leinenbach, Gründer der LGBTQties-Comedy-Bühne und Aktivist, sowie Łukasz Majcher, Verleger von Moom, dem ersten queeren Comic-Verlag Deutschlands, nominiert.
In der Kategorie Organisationen setzte sich der Sonntags-Club durch, der im Prenzlauer Berg seit mehr als 50 Jahren Beratung und Kulturprogramme für queere Menschen anbietet. Über 20 Gruppen sind dort aktiv. Es finden beispielsweise Fitnesskurse für ältere Menschen, Punk-Stammtische und Handarbeitskurse statt.
Nominiert waren außerdem JUP Pankow, ein Begegnungsort für FLINTA*- und queere Jugendarbeit mit zahlreichen Workshops und Angeboten, sowie der queere Kultur- und Veranstaltungsort Tipsy Bear Berlin.
QueerHome bekam den Preis in der Kategorie Projekte
Neben Einzelpersonen und Organisationen wurden überdies queere Projekte gewürdigt. In dieser Kategorie gewann QueerHome, die erste Wohnraumberatungsstelle für queere Wohnungslose in Deutschland.
Erst kürzlich zeigte eine Berliner Studie, dass queere Menschen überproportional stark von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffen. Expert*innenschätzungen zufolge gibt es in Berlin bis zu 10.000 queere wohnungs- und obdachlose Personen.
Außerdem standen in der Kategorie Projekt noch König, Drag-Workshops und Shows für FLINTA* und junge Menschen, sowie Queens Against Borders, eine Plattform von und für queere Geflüchtete und Migrant*innen, auf der Nominierungsliste.
Die jeweils mit 1000 Euro dotierten Preise wurden durch Queerbeauftragte Jenny Bluhm übergeben, die auch der Jury vorstand, gemeinsam mit Ina Rosenthal von der gemeinnützigen GmbH Pink Dot, die den Abend veranstaltete. In der Jury waren außerdem Ralph Morgenstern (ebenfalls Pink Dot), Nadine Lange (Tagesspiegel-Redakteurin), Lisa-Sophie Kempke (Kuratorin der Kottilesben) und Daniel Zobel (TV-Producer) vertreten.
Ob der durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung geförderte Preis auch im kommenden Jahr verliehen werden kann, steht allerdings noch nicht fest. „So wie bei allen Projekten in dieser Stadt gerade gibt es eine unklare Finanzierungslage“, sagte Jenny Bluhm. „Ich würde den Preis total gerne wieder ausschreiben, denn es gibt ausreichend Projekte und Menschen, die ausgezeichnet werden müssen, sollen und dürfen.“
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