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Same procedure as every year?: Was die Welt an Silvester im Fernsehen schaut
Wer in England lebt, hat von „Dinner for One“ wohl noch nie gehört. Im ehemaligen Ostblock zelebriert man die „Ironie des Schicksals“, in Japan messen sich Musiker.
Stand:
Deutschland ist ein Land der Fernsehenden. Bei ganzen 213 Minuten pro Tag landete der Durchschnittsdeutsche 2021, Tendenz stabil. Dass man hierzulande deshalb auch an Silvester gern in die Röhre guckt, verwundert wenig. Keine TV-Sendung hat dabei so großen Kultstatus erreicht wie „Dinner for One“.
Seit nunmehr 50 Jahren flimmert die ewig 90-jährige Miss Sophie zusammen mit ihrem Butler James pünktlich zum 31. Dezember über die Bildflächen der Republik. Selbst Google ist auf das Ritual angesprungen und widmete dem Kurzstreifen eine Hommage, die sich zeigt, wenn man in der Suchmaschine „Dinner for One“ eingibt und auf den Tigerkopf klickt.
Doch Deutschland ist mit seinem Slapstick-Hype nicht allein. Neben Österreich und der Schweiz zählt der Sketch zum festen Tagesablauf vieler Familien in Dänemark, Schweden, Norwegen, Estland und Luxemburg, sowie in geringerem Maße auch in Südafrika und Australien. Nur im Ursprungsland Großbritannien selbst geriet er fast in Vergessenheit. 2018 schaffte es das Dinner auf den Privatsender Sky Arts, wurde 2020 jedoch schon wieder aus dem Neujahrsprogramm genommen.
Wodkarausch bringt Wohnungswechsel
Um einen Silvesterfilm zu finden, der sich mit diesem internationalen Erfolg annähernd messen kann, müssen wir nach Osten blicken. Denn in der Sowjetunion hat man seine eigene Kultkomödie fabriziert. „Ironie des Schicksals“ (Ирония судьбы) heißt der Zweiteiler, der schon mit seiner dreistündigen Länge beeindruckt.
Eine Männergruppe läutet mit reichlich Wodka in einer Moskauer Banja das neue Jahr ein. Im Rausch kommt es zur Verwechslung, sodass der falsche Junggeselle zurück nach Leningrad fliegt und dort seine Moskauer Wohnung sucht. Dank gleicher Straßen, gleicher Plattenbauten und gleicher Türschlösser schafft er es bis in die gleich möblierte Wohnung einer ihm fremden Frau und die beiden verlieben sich letztendlich. Bis heute erfreut sich der Film in vielen ehemaligen Ostblock-Staaten großer Beliebtheit.

© imago/Kyodo News
Abgesehen von kurzen und langen Filmspektakeln warten viele Länder mit einer Mischung aus Unterhaltungs- und Musikprogramm auf. Auf die Spitze treiben es dabei die Japaner: Seit 1951 gibt es dort „Kōhaku“. Die Sondersendung zum Neujahr besteht aus einem Wettstreit, bei dem die beliebtesten Sängerinnen des Jahres (Team Rot) gegen die beliebtesten Sänger (Team Weiß) antreten. Aktueller Zwischenstand: 39 zu 33 für Team Rot.
Was alle diese Silvester-Traditionen eint, ist dass sie rechtzeitig kurz vor Mitternacht enden. Denn trotz all dem Fernsehspaß lässt es sich analog immer noch am besten.
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