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Der Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit, Marius Borg Høiby, sitzt im Gefängnis.

© AFP/Håkon Mosvold Larsen

Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit in U-Haft: Wie die Vorwürfe gegen Marius Borg Høiby Norwegen erschüttern

Das älteste Kind der Kronprinzessin wird der Vergewaltigung beschuldigt. Thronfolger Haakon spricht von „ernsten Anschuldigungen“ gegen den 27-Jährigen. Experten sehen das Königshaus in einer großen Krise.

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Schwere Zeiten für das Königshaus in Norwegen: Schon länger macht der ältere Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit in dem skandinavischen Land negative Schlagzeilen – Alkoholexzesse, Drogen und Gewaltausbrüche. Nun sitzt Marius Borg Høiby im Gefängnis. Nach seiner dritten Festnahme innerhalb von vier Monaten ist der 27-Jährige für eine Woche in Untersuchungshaft genommen worden. Die Anschuldigungen wiegen schwer: Es geht um mutmaßliche Sexualdelikte.

Die Osloer Amtsrichterin Anne-Lene Åvangen Hødnebø entschied, dass Høiby (oben im Juni 2022) bis zum 27. November inhaftiert bleibt. Und: Für ihn gilt sogar ein Besuchsverbot. Auch Briefe darf er demnach nicht empfangen oder senden. Die Polizei hatte zwei Wochen U-Haft beantragt.

Die Entscheidung des Gerichts werde nicht angefochten, teilte Høibys Verteidiger Øyvind Bratlien am Donnerstagmittag norwegischen Medien mit. Die Entscheidung für eine Woche U-Haft zeige, dass das Gericht die bisher von den Ermittlern vorgelegten Anschuldigungen kritisch sehe.

Das betrifft die Familie, aber auch die Institution. Dies wird für immer ein Teil der Geschichte des Kronprinzenpaares sein.

Tove Taalesen, renommierte norwegische Royal-Expertin

„Eine Woche ist viel besser als zwei Wochen. Wir halten das für vielversprechend“, zitierte ihn das Portal „Nettavisen“. Er hoffe nun auf eine neue Anhörung in der nächsten Woche. Zuvor hatte Bratlien gar von „katastrophalen Fehleinschätzungen“ des Strafverfolgers Andreas Kruszewski gesprochen. Auch Høiby selbst weist die neuen Vorwürfe zurück.

Das norwegische Königshaus hatte bisher zu den Skandalmeldungen geschwiegen. Am Mittwoch dann äußerte sich Kronprinz und Stiefvater Haakon: „Dies sind ernste Anschuldigungen, mit denen Marius nun konfrontiert ist. Heute denken wir natürlich an alle, die davon betroffen sind“, sagte der 51-Jährige vor seiner Rückreise von einem Besuch in Jamaika zum norwegischen Rundfunksender NRK. Er sei überzeugt, dass die Ermittlungsbehörden „ihre Arbeit gut machen werden“.

Høiby stammt aus einer Beziehung der 51-jährigen Mette-Marit vor ihrer Hochzeit mit Haakon im Jahr 2001. Er wuchs zusammen mit seinen Halbgeschwistern auf, der 20-jährigen Prinzessin Ingrid Alexandra und dem 18-jährigen Prinz Sverre Magnus. Anders als die beiden bekleidet er keine offizielle Funktion im norwegischen Königshaus und trägt auch keinen Prinzentitel.

Worum geht es bei den Vorwürfen? Anfang Augst war Høiby erstmals wegen des Vorwurfs der Körperverletzung und der Sachbeschädigung festgenommen und am Tag darauf wieder freigelassen worden.

Høiby berichtet von psychischen Problemen und Drogen

Schon seine damalige schriftliche Stellungnahme erregte enormes Aufsehen. Er gestand darin, unter Alkohol- und Kokaineinfluss gegenüber seiner damaligen Freundin gewalttätig geworden zu sein und Dinge in ihrer Wohnung zerstört zu haben. Zudem berichtete er davon, seit Langem mit psychischen Problemen und Drogenmissbrauch zu kämpfen.

Ruhiger wurde es danach nicht. Im Gegenteil. Weitere Anschuldigungen tauchten auf, unter anderem geht es um angebliche Misshandlungen von zwei früheren Partnerinnen, wie auch die Nachrichtenagentur dpa schreibt.

Am Dienstag dann der nächste Schock für das Königshaus: Die Polizei teilte mit, dass Høiby erneut festgenommen worden sei – im Raum steht nun der Vorwurf der Vergewaltigung. Es ist die bisher schwerwiegendste Anschuldigung gegen Mette-Marits Sohn. Bei einer Verurteilung drohen bis zu zehn Jahren Haft.

Skandal um Mette-Marits Sohn Høiby erschüttert Norwegen

Konkret geht es um den Vorwurf eines „sexuellen Kontakts ohne Einwilligung der Frau“. Diese sei „nicht in der Lage gewesen, sich dem Akt zu widersetzen“, so die Polizei. Strafverfolger Kruszewski gab am Mittwoch zudem bekannt, dass Høiby ein zweites Sexualdelikt dieser Art vorgeworfen werde. Dazu werde nun ebenfalls ermittelt.

Marius Borg Høiby (Mitte) stammt aus einer Beziehung der 51-jährigen Mette-Marit vor ihrer Hochzeit mit Thronfolger Haakon. Das Bild zeigt die Familie im Juni 2024.

© Imago/PPE

Das kleine Land mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern im Norden Europas ist schockiert. Die ersten Vorwürfe gegen Høiby und seine Bekenntnisse lösten zwar viel Wirbel aus. Dass das norwegische Königshaus um König Harald (87) dadurch ernsthaft beschädigt würde, glaubten Beobachter nicht. Nun wachsen die Sorgen um das Ansehen der Familie und des Landes.

Die renommierte norwegische Royal-Expertin Tove Taalesen sagte dem Portal „Nettavisen“: „Dies ist eine einzigartige und absurde Situation für die königliche Familie. Das betrifft die Familie, aber auch die Institution. Dies wird für immer ein Teil der Geschichte des Kronprinzenpaares sein“, sagt Taalesen.

„Marius ist für den königlichen Hof eine große Belastung.“ Und weiter: „Alles ist nur noch traurig. Es wirkt, als habe Marius die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Die Royal-Expertin Tove Taalesen sagt: „Marius ist für den königlichen Hof eine große Belastung.“

© Imago/NTB

Taalesen fügte hinzu: „Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es nicht die königliche Familie ist, die sich in der Haftanstalt befindet. Es ist eine Privatperson, Marius Borg Høiby. Eine solche Situation hat es in der norwegischen Geschichte noch nie gegeben“, sagte sie. Der Fall errege schließlich auch internationale Aufmerksamkeit.

Taalesen wies auch auf die Lage der beliebten Monarchin hin. „Dies ist eine schwierige Situation für Mette-Marit, sowohl als Mutter als auch als Kronprinzessin. Sie hat sicherlich gute Leute um sich, die sich um sie kümmern. Sie macht sich wahrscheinlich mehr Sorgen um ihren Sohn als um sich selbst.“ 

Mette-Marit ist gesundheitlich angeschlagen

Die Kronprinzessin ist bereits gesundheitlich angeschlagen. Seit sechs Jahren ist bekannt, dass Mette-Marit an Lungenfibrose leidet – einer unheilbaren Veränderung des Lungengewebes, bei der die Lunge verhärtet und vernarbt. Mehrere Experten äußerten sich wegen der Skandale nun zudem besorgt über ihre psychische Lage.

Nachdem die ersten Vorwürfe bekannt geworden waren, hatte auch der dänische Royal-Experte Lars Hovbakke Sørensen gesagt, dass dies für die Monarchie keine ernste Angelegenheit sei, da Høiby kein Thronfolger oder „echtes“ Mitglied des Königshauses sei. „Seitdem hat es sich auf verrückte Weise entwickelt, und jetzt ist es sehr ernst. Und es wird Folgen für die königliche Familie haben“, sagte Sørensen nun dem dänischen Portal „Se og Hør“.

„Im Moment befinden sie sich in einer sehr, sehr schwierigen Situation, weil sie nicht plötzlich sagen können, dass sie nicht mit Marius verwandt sind.“ Es sei Tatsache, dass Høiby „einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend bei ihnen verbracht hat und Teil dieser Familie war, und daher ist dies etwas, das auch den Kronprinzen und die Kronprinzessin betreffen wird“, so Sørensen.

Fest steht, dass die Krise das Königshaus noch länger beschäftigen wird. Auf die Frage, wie die Familie versucht habe, dem 27-Jährigen mit seinen Schwierigkeiten zu helfen, entgegnete Haakon am Mittwoch: „Wir als Familie und als Eltern sind natürlich sehr damit beschäftigt gewesen, dass Marius Hilfe bekommt.“

Lange hätten sie sich dafür eingesetzt, dass er an einen Ort komme, wo er mehr Hilfe, Rehabilitation und Behandlung erhalte. Dies müsse nun innerhalb der Rahmen geschehen, die der Rechtsapparat setze.

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