
Aus Ungarn wurde er vertrieben, in der DDR hatte er einen schweren Start. Groll hegte er aber nie - er versuchte literarische Brücken zu bauen zwischen Ungarn und Deutschland.

Aus Ungarn wurde er vertrieben, in der DDR hatte er einen schweren Start. Groll hegte er aber nie - er versuchte literarische Brücken zu bauen zwischen Ungarn und Deutschland.

Sie hielten ihn für einen Aufrührer, gefährlich für den Staat. Ein Aufrechter war er, ohne Angst. In den Westen wollte er nicht, doch sein Anwalt, ein Mann im Stasi-Auftrag, empfahl es ihm. Ahnte er, dass die einzige Gefahr für ihn von ihm selbst ausging?

Wegen Louis Armstrong hat er angefangen, die Trompete zu spielen. Mit Schlager- und Tanzmusik verdiente er viel Geld. Mit seinem Cadillac fuhr der durch die Stadt. Und er leitete die Bigband der Berliner Stadtreinigung.

Die Genossen kannten sich nicht aus, jedenfalls nicht im Jazz. Ronald Mooshammer schon. Er schmuggelte nachts Westplatten in den Osten. Er wollte Frank Zappa sehen und organisierte zehn Jahre lang ein Jazzfest.

Wenn sie einfach fortlief, stieß sie Leute vor den Kopf. Ein Leben mit klarer Struktur, war nicht das ihre. Stattdessen eine Kreisbewegung aus Sehnsucht und Aufbruch. Ein Radunfall unterbrach die Suche nach dem Selbst.

In Schweden wurde er reich, doch zog es ihn zurück. Dass er immer öfter nach Berlin kam, entsprang nicht der Laune eines Exzentrikers. Es war seelische Notwehr. Nachruf auf einen späten Flaneur.

Ruhig und vorgezeichnet war sein Lebensweg, ab und an nur etwas Exotik. Ein Nachruf auf einen Mann, der Rad fuhr, im Verein arbeitet - und sich auf die Warteliste für eine Mondreise setzen ließ.

In Istanbul ging er auf ein österreichisches Gymnasium, nach Berlin kam er als Diplomat. Was aber sollte er tun, als er seinen Posten verlor? Er war doch kein Gastarbeiter! Nachruf auf einen Berliner, der sich von den Eingeborenen sehr unterschied.

So sagte es der Vater. Sollte er sich dagegen auflehnen? Er hielt es mit Marx, Groucho Marx: „Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Nachruf auf einen Künstler ohne Drang.

Millionär mit Backenbart, Erbauer von Betonklötzen: ein Feindbild linker West-Berliner. Mit 60 konnte Karsten Klingbeil endlich seine Rollen wechseln. Der Geschäftsmann wurde Künstler. Doch weder der Kunstmarkt noch das Finanzamt nahmen seine Anstrengungen ernst.

Er sagte: „Bin ja nur einer vom Bau mit Sonderschulabschluss.“ Sie darauf: „Aber mit Gesellenbrief.“ So blieb er mit seiner Helga zusammen. Ein Nachruf auf einen kleinen Mann mit großem Geschick.

Er setzte sich in einen Rollstuhl, um Olympiabefürworter anzupöbeln. Er zog die Fäden bei der Mauerflucht am Lenné-Dreieck´. Er hasste Hunde, liebte Katzen und Maulwürfe. Rückschau auf ein linksberliner Leben.

Sohn eines russischen Adligen aus St. Petersburg, Wehrmachtssoldat vor Leningrad, Chauffeur einer Kauffrau vom Ku'damm, strenger Fahrschullehrer. Nachruf auf ein Jahrhundertleben.

An seiner Wiege stand das ZK der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei. Er war Spion in Wien, Waffenhändler, Renegat. Und legte immer großen Wert auf gute Autos. Der Nachruf auf ein bewegtes Leben.

Ihr Erwachsenenleben begann sie in der bayerischen Milchwirtschaft. In Berlin betrieb sie den vermeintlichen Toaster von David Bowie. An der Elfenbeinküste verlor die Lebensfrohe ihr Leben bei einem Anschlag islamistischer Terroristen.

Die Schauspielerei gab sie für ihren Mann auf. Und sprach, nachdem er sich von ihr hatte scheiden lassen, nie schlecht über ihn. Der Nachruf auf eine, die das Leben nahm, wie es kam.

Früh schlafen gehen, 19 Uhr ist gut, spät aufstehen. Und: Überleben durch Hygiene. Ein Nachruf auf einen Mann mit Prinzipien.

1980 rettete sie einen jungen Punk namens Bela vor einem Skin. Seine Band wurde ihre große Leidenschaft - genauso wie die Dortmunder Borussia und das Kreuzberger Kneipenleben. Nie dachte sie, dass sie einmal ihren 50. Geburtstag feiern würde. Und als es so weit war, ließ sie die Feier ausfallen.
Er war ein Gott, ein Säufer, ein Genie - wenn auch ein unzuverlässiges. Warum er mal im Gefängnis saß? Jedenfalls nicht wegen Republikflucht.

Er war groß und auch mal stark und ließ sich „Rotlichtprinz“ nennen. Der Nachruf auf einen Berliner Luden, der den Paten spielte: die Sprüche groß, die Ringe gold, die Hemden bunt.

Bunter Hund, armer Mensch, cooler Typ, Abschaum. Jeder denkt sich seins über den Punk, der an der Straßenecke schnorrt. Der Nachruf auf einen, der älter wurde, als er dachte.

Nach Mexiko will er fliegen, wenn es so weit ist, sich besaufen, dann die Kugel geben. Nachruf auf einen, der vor seinem Tod noch schnell das Leben auskostet.
Sie hätte gern noch mehr von der Welt gesehen.

Ob bei der „Nina Hagen Band“ oder bei „Spliff“: die aus den bildungsbürgerlichen Elternhäusern spielten den Rock ’n’ Roll - Manne, das Reinickendorfer Arbeiterkind, verkörperte ihn

Sein Großvater hatte das Geschäft in Prenzlauer Berg gegründet, er musste es schließen. Ein paar Monate später ist er gestorben. Ein Nachruf auf den Vater des Volksbühnenchefs Frank Castorf

Mit 19 Jahren muss Gisela Jacobius ihr Leben aufgeben und sich vor den Nazis verstecken. Nach dem Krieg arbeitet die Jüdin in einem Lager in Moskau, sucht Frieden in Israel. Stationen eines Lebens.

"Ich halt' das nicht aus in einem geschlossenen Raum", sagte er. Und lebte viele Jahre im Zelt. Als er krank wurde und die Hilfe der Menschen suchte, sperrten sie ihn ein. Da ging Konrad Seeger zurück in seinen geliebten Grunewald.
"Rote Grütze - zu scharf für Kinder?"

Er war der dienstälteste Mitarbeiter der Brüder Grimm
Manuel Jukiel zog die Springerstiefel aus und schlüpfte in weiße Nike-Turnschuhe. Der 1974 geborene sagte sich auch vom Alkohol los - der Krebs ließ ihn früh sterben.
Als Leiter des staatlichen Deutschen Reisebüros Berlin verhandelte Peter Rosenberg mit der DDR über Visa-Regelungen und Touristen-Ausflüge zu Schloss Sanssouci oder in den Spreewald. Über die Schikanen aus der Nazi-Zeit für seine Familie sprach der 1924 Geborene erst spät. Geb. 1924
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