
Damals, am 30. April 1945, war er vor Ort gewesen, ein Jugendlicher mit Karabiner in der Hand. Ob er zu diesem Zeitpunkt noch an Hitler glaubte?
Damals, am 30. April 1945, war er vor Ort gewesen, ein Jugendlicher mit Karabiner in der Hand. Ob er zu diesem Zeitpunkt noch an Hitler glaubte?
Mit 33, als das Schlimmste überwunden schien, bekam er seine Diagnose: Multiple Sklerose. Die Ärzte gaben ihm nur wenig Hoffnung. Aber er kämpfte eisern, auch wenn er immer weniger konnte und immer mehr Schmerzen hatte.
Alles bleibt, wie es ist, denkt er. 1939 wird er eingezogen, kämpft, heiratet, hilft den Nazi-Irrsinn zu verwalten. Später baut er ein Haus nahe dem großem Wannsee und entdeckt seine große Leidenschaft.
Farbschicht für Farbschicht: Auftragen, aushärten, bloß nicht platzen lassen!
„Also, Himmelherrgott, ich habe zu tun“
Die Balkontüren sind geöffnet, eine Nachbarin genießt die leise Musik. Bis jemand brüllt: „Aufhören! Du kannst überhaupt nicht spielen!“.
„Meine Frau ist mein Kopf, und ich bin die Beine“
Ein Spaßvogel fand, man könne das Nikolaiviertel doch „Stahnsdorf“ nennen, nach seinem Architekten Günter Stahn. Zu viel der Ehre. Der Nachruf auf einen, der sein Viertel liebte.
Die Jugend verbrachte er im kirchlichen Internat. Als Erwachsener wurde Georg Röring Kommunist und setzte sich für Behinderte ein.
Mit sich selbst im Reinen sein, kann nur, wer mit anderen im Reinen ist.
Damals trug er Tigerhosen und einen schwarz lackierten kleinen Fingernagel
Wo immer Heiterkeit zur Schau gestellt wird, lauert in nicht allzu weiter Ferne Traurigkeit.
Er war Pflastersteinmaler, Kellner und Stuckateur. Gagschreiber und Schriftsteller. Werbeprofi und Flüchtlingspate. Der Nachruf auf einen, der nicht zögern konnte.
„Ich möchte das Besondere. Das ist mir schön“.
Seinen Brüdern musste er zeigen, dass er's drauf hat, danach dem Rest der Welt. So machte er Hertha zum Deutschen Meister. Was aber, wenn so einer mal nicht der Sieger ist?
Das Studium stockte, doch blühte die Liebe
Ihr erster Weltuntergang: Als ihr Geliebter erfuhr, dass sie nicht am Theater war, sondern eine Konditorlehre machte. Weitere folgten. Der Nachruf auf ein Leben mit vielen Stimmen.
Er hatte alles. Und hat alles wieder verloren
So lange kann eine Oktoberrevolution doch nicht dauern
Immer schon ging es bei ihm ums Überleben
Er sah, wie die Leute dem Geld und dem Erfolg nachrannten. Und hatte Besseres zu tun: Wenn die Sonne scheint, sich in die Sonne setzen. Der Nachruf auf ein gutes Leben ohne Ehrgeiz.
Er war Lehrer in Deutschland, Äthiopien und Ägypten - und überall mit Großfamilie unterwegs. Wer braucht ein Autoradio, wenn er sechs Töchter hat? Der Nachruf auf einen Gesellschaftsmenschen.
Ingenieur der Braukunst, Verleger und vor allem: Judoka
Sie bleibt auf ihrer Position und fühlt sich übergangen
Aus Ungarn wurde er vertrieben, in der DDR hatte er einen schweren Start. Groll hegte er aber nie - er versuchte literarische Brücken zu bauen zwischen Ungarn und Deutschland.
Sie hielten ihn für einen Aufrührer, gefährlich für den Staat. Ein Aufrechter war er, ohne Angst. In den Westen wollte er nicht, doch sein Anwalt, ein Mann im Stasi-Auftrag, empfahl es ihm. Ahnte er, dass die einzige Gefahr für ihn von ihm selbst ausging?
Wegen Louis Armstrong hat er angefangen, die Trompete zu spielen. Mit Schlager- und Tanzmusik verdiente er viel Geld. Mit seinem Cadillac fuhr der durch die Stadt. Und er leitete die Bigband der Berliner Stadtreinigung.
Die Genossen kannten sich nicht aus, jedenfalls nicht im Jazz. Ronald Mooshammer schon. Er schmuggelte nachts Westplatten in den Osten. Er wollte Frank Zappa sehen und organisierte zehn Jahre lang ein Jazzfest.
Wenn sie einfach fortlief, stieß sie Leute vor den Kopf. Ein Leben mit klarer Struktur, war nicht das ihre. Stattdessen eine Kreisbewegung aus Sehnsucht und Aufbruch. Ein Radunfall unterbrach die Suche nach dem Selbst.
In Schweden wurde er reich, doch zog es ihn zurück. Dass er immer öfter nach Berlin kam, entsprang nicht der Laune eines Exzentrikers. Es war seelische Notwehr. Nachruf auf einen späten Flaneur.
Ruhig und vorgezeichnet war sein Lebensweg, ab und an nur etwas Exotik. Ein Nachruf auf einen Mann, der Rad fuhr, im Verein arbeitet - und sich auf die Warteliste für eine Mondreise setzen ließ.
In Istanbul ging er auf ein österreichisches Gymnasium, nach Berlin kam er als Diplomat. Was aber sollte er tun, als er seinen Posten verlor? Er war doch kein Gastarbeiter! Nachruf auf einen Berliner, der sich von den Eingeborenen sehr unterschied.
So sagte es der Vater. Sollte er sich dagegen auflehnen? Er hielt es mit Marx, Groucho Marx: „Ich möchte keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Nachruf auf einen Künstler ohne Drang.
Millionär mit Backenbart, Erbauer von Betonklötzen: ein Feindbild linker West-Berliner. Mit 60 konnte Karsten Klingbeil endlich seine Rollen wechseln. Der Geschäftsmann wurde Künstler. Doch weder der Kunstmarkt noch das Finanzamt nahmen seine Anstrengungen ernst.
Er sagte: „Bin ja nur einer vom Bau mit Sonderschulabschluss.“ Sie darauf: „Aber mit Gesellenbrief.“ So blieb er mit seiner Helga zusammen. Ein Nachruf auf einen kleinen Mann mit großem Geschick.
Er setzte sich in einen Rollstuhl, um Olympiabefürworter anzupöbeln. Er zog die Fäden bei der Mauerflucht am Lenné-Dreieck´. Er hasste Hunde, liebte Katzen und Maulwürfe. Rückschau auf ein linksberliner Leben.
Sohn eines russischen Adligen aus St. Petersburg, Wehrmachtssoldat vor Leningrad, Chauffeur einer Kauffrau vom Ku'damm, strenger Fahrschullehrer. Nachruf auf ein Jahrhundertleben.
An seiner Wiege stand das ZK der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei. Er war Spion in Wien, Waffenhändler, Renegat. Und legte immer großen Wert auf gute Autos. Der Nachruf auf ein bewegtes Leben.
Ihr Erwachsenenleben begann sie in der bayerischen Milchwirtschaft. In Berlin betrieb sie den vermeintlichen Toaster von David Bowie. An der Elfenbeinküste verlor die Lebensfrohe ihr Leben bei einem Anschlag islamistischer Terroristen.
Die Schauspielerei gab sie für ihren Mann auf. Und sprach, nachdem er sich von ihr hatte scheiden lassen, nie schlecht über ihn. Der Nachruf auf eine, die das Leben nahm, wie es kam.
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