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Nahostküche in kosmopolitischem Ambiente. Das Restaurant Layla des israelischen Starkochs Meir Adoni im Crowne Plaza in Kreuzberg.

© David Sonntag/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Wo Kreuzberg auf Tel Aviv und New York trifft

Im Restaurant Layla im Hotel Crowne Plaza trifft sich das junge, internationale Berlin. Die Atmosphäre ist wuselig, die israelische Küche ein Erlebnis.

Notorische Nachtschwärmer auf der Suche nach dem spannendsten neuen Geschmackserlebnis, werden sich unwillkürlich ans „Night Kitchen“ erinnert fühlen, wenn sie das „Layla“ betreten: halbdunkel, wuselig, laut, voll. Englisch ist die Sprache des Hauses, das gefühlte Durchschnittalter liegt so in den frühen Dreißigern. Berlin jetzt und hier, das Gefühl stellt sich ziemlich unverzüglich ein. Die große verglaste Showküche und die Bar besitzen noch vertraute Züge. Wer mal im Vorgängerlokal „The Post“ war, dem ruhigen, milde innovativen Hotelrestaurant, das in gediegener Atmosphäre an diesem Ort eine Weile vor sich hinschnarchte, wird überrascht sein, wie Räume sich wandeln können.

Hier muss man sich global verständigen

Das Serviceteam besteht aus lässigen, sehr professionellen Leuten, die kein Deutsch verstehen. Wer sich heute in Berlin nicht global verständigen kann, hat Pech. Natürlich ist auch hier „Sharing“ angesagt. Man teilt Gerichte im „Familienstil“. Gleich das erste, „Panipuri“, lässt sich aber auch gut teilen, weil es auf zwei Schüsselchen verteilt ist. Auf verschieden farbigen Kieselsteinen lagern zwei kross wirkende Bällchen, die unbedingt sofort gegessen werden wollen, wie man uns sagte: „Bevor sie weich werden!“ Der raffinierten Komposition aus Buttermilchschaum, Ceviche vom Meeresfisch mit Mandeln und Aprikose, angeschärft mit Curryöl und Habanero-Gewürz, merkt man die Einflüsse aus den großen Küchen der Welt an, die der israelische Starkoch Meir Adoni bei seinen Wanderjahren erkundet hat, ehe er in Berlin das „Layla“ gründete. Die Sensation besteht darin, in die leichte krosse Kugel zu beißen, ohne dabei die filigrane Julienne-Krone zu verlieren, dann sanft säuerlich zu landen und mit der Habanero-Schärfe die Lebensgeister wach zu halten (13 Euro).

Signature Dish: geräuchertes Auberginen-Carpaccio

Das geräucherte Auberginen-Carpaccio gehörte schon im New Yorker Restaurant des Betreibers zu den Star-Gerichten. Auch optisch eine Augenweide, wie ein gekonnt melierter runder Teppich. Ein nussiger Crunch-Effekt überträgt das Vergnügen in den Mund. Das Gericht passt auch gut zu dem leichten, eher vegetarischen Geschmack, den die jungen Eliten pflegen, die sich hier die Weinpreise schmerzlos leisten können. Unaufdringlich ist das Räucheraroma der hauchdünnen Auberginenscheiben. Die Abfederung erfolgt durch Pistazien-Feta-Schnee und Dattelhonig. Rosenblüten und Sesampaste runden das Vorgericht sympathisch orientalisch ab (17 Euro). Hamachi Sashimi sind nicht ganz leicht zu essen. Die Fischhäppchen verlangen nach ausdauernder Kaukraft, auch die Basis aus Rote Bete, Quinoa und Sellerie. Lakritz, Basilikum und Seegras-Pulver verleihen eine eigenwillige, exotisch scharfe, wohlschmeckende Note (21 Euro).

Beim Dessert setzt sich das Geschmacksabenteuer fort

Lamm Arayes offenbaren ihre Herkunft aus der immer noch populären Street-Food-Tradition. Die gerösteten Pitaviertel auf Zeitungspapier sind gefüllt mit zartem Lamm Kebab, Aubergine und einem typisch israelischen Mangodip. Sie sind köstlich gewürzt mit Baharat, der arabischen Gewürzmischung des Hauses. Hummus im Extraschüsselchen ist milder. Der Marktsalat dazu besteht aus sehr bissfestem Gemüse (15 Euro). Halva-Mousse mit geräuchertem Creme Fraiche-Eis und Artischockendip setzt das Abenteuer beim Dessert fort (17 Euro). Sehr gut, dass man die Kalorien auch in flüssiger Form zu sich nehmen kann, etwa als Drink „Rodriguez“ aus kandierten Früchten, die ein bisschen nach (heilsamer) Medizin schmecken (zehn Euro).

Womit wir bei den Weinpreisen wären. Der israelische Gamla Syrah, ein 2014er kräftiger Rotwein mit mediterranen Fruchtnoten, passte gut zum Essen, gehörte in der Kategorie aber schon zu den Preiswerteren (48 Euro). Andererseits: Die Gerichte sind zu kunstvoll, als dass man sich darüber betrinken sollte.

Layla, Hallesche Str. 10, Kreuzberg, Tel. 0151-22 56 36 54, täglich ab 18 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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