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Ein im Sommer vom Bundestag beschlossenes Gesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht vor, dass Krankschreibungen per Telefon dauerhaft möglich werden sollen. 

© dpa/Jens Büttner

„Dringend notwendige Entlastung“: Hausärzte fordern schnelle Wiedereinführung telefonischer Krankschreibung

Das RKI geht von aktuell mehr als 7,2 Millionen Atemwegserkrankungen aus – dabei habe die Grippewelle noch gar nicht eingesetzt. Medziner sind verägert über die Politik.

Die Zahl der von Atemwegsinfektionen in Deutschland ist bereits auf einem Rekordniveau – und die Erkrankungen nehmen weiter zu. Zudem fehlen Hausärzte. Ein im Sommer vom Bundestag beschlossenes Gesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht vor, dass Krankschreibungen per Telefon dauerhaft möglich werden sollen. Die Regelung wurde während der Corona-Pandemie eingeführt, um Hausarztpraxen zu entlasten, und war im April zunächst ausgelaufen.

Der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Markus Beier, kritisiert nun die schleppende Umsetzung scharf und fordert mehr Tempo bei der Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung. Dass dies noch nicht geschehen ist, sei „überhaupt nicht nachvollziehbar“, sagte Beier den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vom Dienstag.

Die Krankschreibung per Telefon wäre „schon diesen Winter eine dringend notwendige Entlastung für die derzeit extrem geforderten Hausarztpraxen gewesen.“

Vielerorts wird es immer schwieriger, dem Ansturm gerecht zu werden.

Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Beier weiter: „Als es endlich beschlossene Sache war, begann der Umsetzungsprozess, der mindestens noch einmal so viel Zeit in Anspruch nimmt und bis heute andauert.“ Die Hausärzte und ihre Praxisteams arbeiten ihm zufolge bereits jetzt unter absolutem Hochdruck, um alle zu versorgen. „Aber vielerorts wird es immer schwieriger, dem Ansturm gerecht zu werden.

Das habe nicht nur mit der aktuellen Infektionswelle zu tun, sondern vor allem auch mit fehlenden Hausärztinnen und Hausärzten, sagte Beier. Dieses Problem sei seit Jahren bekannt. „Wir bekommen keinerlei Rückendeckung von den Verantwortlichen aus der Politik“, kritisierte er. „Es gibt zwar viele Versprechungen und Ankündigungen, auf eine wirkliche Entlastung und Stärkung unserer Arbeit warten wir aber bisher vergeblich.“

Das Robert Koch-Institut (RKI) ging für die Woche vom 13. bis 19. November von etwa 7,2 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus, unabhängig, ob der Patient oder die Patientin beim Arzt war oder nicht.

Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gibt es dem RKI bisher noch nicht. Die Zahl der laborbestätigten und gemeldeten Corona-Infektionen vergangene Woche betrug einem RKI-Bericht zufolge etwas mehr als 22.000 (Vorwoche: 21.800) und seit Anfang Oktober insgesamt knapp 118.500.

Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bleibe die Zahl der schweren Atemwegserkrankungen, die von Sars-CoV-2 hervorgerufen werden, „weiterhin im Verhältnis niedriger“, hieß es vom RKI. (lem)

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