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Ein elektronisches Ohr hilft bei Schwerhörigkeit: Berlins beste Kliniken für das Einpflanzen eines Cochlea-Implantats
Wenn klassische Hörgeräte nicht mehr helfen oder Kinder schon von Geburt an taub sind, kann eine elektronische Hörprothese die Lebensqualität verbessern.
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Taubheit ist nicht immer ein unabänderliches Schicksal, selbst wenn sie angeboren ist. Elektronische Hörprothesen, sogenannte Cochlea-Implantate, ermöglichen taub oder stark schwerhörig geborenen Kindern zu hören und damit auch Sprache zu erlernen. Sie kommen auch zum Einsatz, wenn nur ein Ohr beeinträchtigt ist.
Für Erwachsene, deren Gehör erst im Laufe ihres Lebens beeinträchtigt wurde oder sogar ganz verloren ging, kann das Implantat ebenso einen großen Gewinn an Lebensqualität bedeuten.
Das Cochlea-Implantat ist eine Art elektronisches Gehör, das die Aufgabe defekter Hörzellen übernimmt und den Hörnerv mit elektrischen Impulsen stimuliert. Die Prothese besteht aus zwei Teilen: einem Sprachprozessor mit Sendespule, der wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen wird, und einem Implantat mit Empfängerspule.

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Das Implantat platzieren die Ärzte unter der Haut hinter dem Ohr. Mit dem Empfänger verbunden ist ein Elektrodenträger, auf dem sich je nach Hersteller eine unterschiedliche Anzahl von Elektrodenkontakten befindet, die in die Hörschnecke – die Cochlea, daher der Name für das Implantat – eingeführt werden.
Der außen am Ohr befestigte Sprachprozessor wandelt die über ein Mikrofon aufgenommenen Schallwellen in elektrische Signale um, verschlüsselt diese und sendet sie über elektromagnetische Induktion an den Empfänger des Implantats. Dort angekommen, werden die Signale wieder entschlüsselt und über die Elektrode als elektrische Impulse an den Hörnerv übertragen. Der Nerv leitet die Signale an das Gehirn weiter, wo die Stromimpulse interpretiert werden.
Die oder der Betroffene kann dadurch wieder – oder sogar zum ersten Mal im Leben – hören. So eröffnet das kleine Gerät vielen Menschen ganz neue Möglichkeiten: Wird ihr Leiden rechtzeitig erkannt, können taub geborene Kinder eine reguläre Schule besuchen, hochgradig schwerhörige Erwachsene können zudem wieder am sozialen Leben teilnehmen. Ein Nebeneffekt, der die Lebensqualität positiv beeinflusse, sei zudem, dass sich der Tinnitus, unter dem viele Menschen mit Hörverlust leiden, in vielen Fällen bessere, sagen Experten.
Damit das Implantat funktionieren kann, gibt es allerdings eine wichtige Voraussetzung: Der Hörnerv sowie die zentrale Weiterleitung und Verarbeitung im Gehirn müssen intakt sein. Zudem sind die Ergebnisse bei Patienten umso besser, je kürzer der Abstand zwischen dem Zeitpunkt des Hörverlusts und dem Einsetzen der Prothese ist. Entscheidend für den Therapieerfolg ist eine gründliche Rehabilitation, in der das Hören mit dem Cochlea-Implantat trainiert wird.
Hörschäden können viele Ursachen haben
Schwerhörigkeit oder Taubheit können sowohl ein Ohr als auch beide Ohren betreffen. Dabei reichen die Beeinträchtigungen von einer leichten Hörschwäche über eine hochgradige Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit. Dabei kann auch eine starke Schwerhörigkeit Auswirkungen auf Lebensqualität und Selbstständigkeit des Betroffenen haben, die einem kompletten Hörverlust gleichen – Ärzte sprechen dann von einer funktionellen Taubheit.
Je nachdem, wie stark die Schwerhörigkeit ausgeprägt ist, sind die Folgen im Alltag teilweise massiv. Stark schwerhörige oder taube Kinder oder Jugendliche können nicht am regulären Unterricht teilnehmen. Für Kinder wie auch Erwachsene bedeutet eine Hörstörung zudem oft große Einschränkungen im sozialen Leben. Darunter leidet nicht selten das Selbstwertgefühl. Auch das Risiko, an einer Depression oder im Alter an einer Demenz zu erkranken, steigt durch die Hörstörung.
Eine Schwerhörigkeit oder Taubheit kann bereits angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Die körperlichen Ursachen können auf der gesamten Strecke zwischen der Schallwahrnehmung in der Hörschnecke bis hin zum Gehirn, das die akustischen Eindrücke interpretiert, liegen. Sterben beispielsweise die sogenannten Haarzellen im Innenohr ab, die die Schallwellen in elektrische Signale umwandeln, kann kein Schalleindruck mehr empfangen und ans Hirn weitergeleitet werden.
Angeborene Hörschäden können unter anderem durch vererbte Gendefekte ausgelöst worden sein, aber auch infolge einer Infektion der Mutter mit Masern oder Röteln während der Schwangerschaft oder durch einen Sauerstoffmangel des Kindes während der Geburt entstehen. Rund drei von 1000 Kindern sind von Geburt an auf einem oder beiden Ohren taub.
Die häufigsten Ursachen für einen erworbenen Hörschaden bei Erwachsenen sind ein Hörsturz oder eine schwere Infektion des Ohres. Aber auch eine Hirnhautentzündung durch Viren oder Bakterien (Meningitis) oder eine Virusinfektion des Gehirns (Enzephalitis) können zu einer Taubheit führen. Zudem sind mitunter Unfälle, Durchblutungsstörungen oder auch hohe Lautstärken, mit denen das Ohr malträtiert wurde, für bleibende Gehörschäden verantwortlich.
Um den Grad einer Hörschädigung bei Kindern und Erwachsenen festzustellen, führen HNO-Ärzte verschiedene subjektive und objektive Hörtests durch – altersgerecht abgestimmt auf den Patienten. Betroffene gelten als hochgradig schwerhörig, wenn sie im Hörtest weniger als 60 Prozent der einsilbigen Testwörter verstehen, obwohl sie ein gut eingestelltes Hörgerät benutzen. Das Cochlea-Implantat kann in diesem Fall eine gute Option sein. Ist die Hörschädigung hingegen weniger stark ausgeprägt, kann ein Hörgerät die bessere Wahl sein.
Zudem muss vor der Operation geprüft werden, ob das Cochlea-Implantat dem Patienten überhaupt helfen kann. Denn damit die Prothese funktionieren kann, müssen sowohl der Hörnerv und die verarbeitenden Regionen im Gehirn als auch die Hörschnecke intakt sein. Um das zu prüfen, nutzen Mediziner bildgebende Verfahren wie die Computer- und Magnetresonanztomografie.
Gehirn muss sich an Signale des Implantats gewöhnen
Die Prothese wird unter Vollnarkose implantiert. Zunächst setzt der Operateur einen etwa drei Zentimeter langen Schnitt hinter dem Ohr, um durch den freigelegten Schädelknochen mit einem sehr kleinen Bohrer einen sechs Zentimeter langen Kanal bis zum Mittelohr und von dort zum Innenohr zu bohren. Über diesen Zugang wird der im Durchmesser nur einen Millimeter messende Elektrodenträger in die Hörschnecke eingeführt. Anschließend wird der Empfänger des Implantats unter der Kopfhaut in einer kleinen Aushöhlung des Schädelknochens eingefügt.
Im unten stehenden Fenster finden Sie die Vergleichstabelle der Berliner Krankenhäuser, die eine Hörprothese einsetzen. Hier können Sie nach verschiedenen Kriterien die für Ihre Ansprüche besten Kliniken Berlins auswählen: nach ihren Fallzahlen, die die Erfahrung des jeweiligen Krankenhauses mit dieser Therapie abbilden, und danach, wie oft die für den Tagesspiegel befragten niedergelassenen Ärzte Berlins ein Krankenhaus für diese Behandlung empfehlen.
Schon während der OP überprüft ein Audiologe – das ist ein Experte, der unter anderem auf die Diagnostik von Hörproblemen spezialisiert ist – die Funktion des Implantats. Neben den allgemeinen Operationsrisiken wie einer Infektion können Komplikationen wie Schwindel, Nervenschädigungen, Tinnitus oder Materialunverträglichkeiten auftreten. Jedoch sind Komplikationen bei diesem Eingriff sehr selten.
Nach einer kurzen Heilungsphase von etwa zwei bis vier Wochen passt der Audiologe den Sprachprozessor des Implantats zum ersten Mal an. Bis Patienten Gesprochenes gut verstehen, können allerdings einige Wochen vergehen. In dieser Zeit muss das System immer wieder angepasst werden. Denn das Gehirn muss sich an die neue Stimulation und Lautstärke erst gewöhnen und lernen, die Signale des Implantats richtig zu deuten.
Dieser Lernprozess funktioniert am besten bei Patienten, die noch nicht lange ertaubt sind. Ihr Vorteil: Das Gehirn kann auf Erinnerungen akustischer Eindrücke zurückgreifen und diese mit den neuen Sinneseindrücken verknüpfen. Nach dem Einsetzen des Implantats ist für den Erfolg der Therapie ein intensives Training des Hörens entscheidend, das in der Regel in einem spezialisierten, mit der HNO-Klinik kooperierenden Reha-Zentrum stattfindet.
Die Reha dauert ein bis zwei Jahre. In dieser Zeit wird das Gehirn für alltägliche Situationen wie Gruppengespräche, Telefonate oder Musik trainiert. Audiologen und Sprachtherapeuten überprüfen dabei immer wieder die korrekte Einstellung des Prozessors.
In den ersten zwei Jahren nach abgeschlossener, erfolgreicher Reha sollte das Implantat alle sechs Monate durch Spezialisten der HNO-Klinik und des Reha-Zentrums überprüft werden. Danach genügt eine jährliche Kontrolle.
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