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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, nimmt an einer Presskonferenz zur Reform der Notfallversorgung teil. Er gibt Entwarnung für eine riskante Ausbreitung von Mpox in Deutschland.

© dpa/Michael Kappeler

Update

EU-Seuchenbehörde erhöht Risikostufe: Lauterbach sieht für Deutsche „keine große Gefahr“ durch Mpox

Nachdem die WHO den internationalen Notstand für die Krankheit ausgerufen hat, warnt auch die europäische Gesundheitsbehörde. Gesundheitsminister Lauterbach besänftigt die deutsche Bevölkerung allerdings.

Stand:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht nach dem Auftreten eines ersten Mpox-Falls in Europa in Schweden keinen Grund für Beunruhigung. „Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar“, teilte der SPD-Politiker in Berlin mit. Der Fall in Schweden ändere nichts an dieser Risikoeinschätzung für Deutschland und Europa. Denn dabei handele es sich um eine Virus-Variante, die bislang nur in Teilen Zentralafrikas endemisch sei.

Als endemisch werden laut Definition des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung Krankheiten bezeichnet, wenn sie dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region oder einer Population vorkommen.

Deutschland hat den ersten Ausbruch der damaligen Mpox-Variante im Jahr 2022 erfolgreich in den Griff bekommen. Wir verfolgen die Lage trotzdem weiterhin aufmerksam und sind vorbereitet, falls sich die Lage ändert“, sagte Lauterbach. Nach Angaben seines Ministeriums haben einige Bundesländer noch Impfstoffe von 2022 vorrätig. Auch der Bund hat demnach noch rund 117.000 Impfstoffdosen. Eine weitere zentrale Beschaffung sei derzeit nicht vorgesehen.

Uns droht keine neue Pandemie.

Tino Sorge, CDU-Gesundheitspolitiker

„Es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte auch der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge dem Tagesspiegel. „Affenpocken sind mit Corona nicht zu vergleichen. Uns droht keine neue Pandemie.“ Es müsse klar und deutlich angesprochen werden, dass Affenpocken hierzulande fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr übertragen würde. „Entscheidend sind jetzt Aufklärung und Prävention in Umfeldern, in denen das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen erhöht ist.“

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ECDC erhöht Warnstufe für Europa

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat die Risikostufe für die Virusinfektion Mpox angehoben. Die Risikobewertung für die breite Bevölkerung und Reisende in betroffene Gebiete werde von „niedrig“ auf „moderat“ erhöht, wie die in Stockholm ansässige Seuchenbehörde am Freitag mitteilte.

„Aufgrund der engen Verbindungen zwischen Europa und Afrika müssen wir auf mehr importierte Fälle der Klade I vorbereitet sein“, sagte die Direktorin der Agentur, Pamela Rendi Wagner. Der aktuelle Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo begann mit der Verbreitung eines endemischen Stammes, der als Klade I bekannt ist.

Die Übertragung erfolgt durch direkten Schleimhaut- und Hautkontakt.

Johannes Bogner, Leiter der Sektion Klinische Infektiologie am LMU-Klinikum der Universität München

Allerdings ist Mpox, das früher Affenpocken genannt wurde, generell nicht so leicht zu übertragen. „Die Übertragung erfolgt durch direkten Schleimhaut- und Hautkontakt“, erklärte Johannes Bogner, Leiter der Sektion Klinische Infektiologie am LMU-Klinikum der Universität München. „Eine Übertragung über die Luft oder Aerosol ist nicht bekannt und nicht zu fürchten.“

500
Todesfälle in Ländern auf dem afrikanischen Kontinent

Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus verwandt. Es löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen. In diesem Jahr wurden bisher mehr als 14.000 Mpox-Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern Afrikas gemeldet. Es gibt zwei Impfstoffe, welche in Deutschland derzeit nur bestimmten Risikogruppen empfohlen werden. Für die Therapie gibt es ein antivirales Medikament für schwer Erkrankte.

Die WHO lobte Schweden für die rasche Entdeckung des Mpox-Falls. Es sei „in gewisser Weise eine gute Nachricht“, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris in Genf. „Es ist kein gute Nachricht für die infizierte Person, aber es zeigt, dass das System funktioniert“, sagte sie. Die Länder hätten ihre Wachsamkeit für das Virus erhöht, weil sie damit rechneten, dass die Erkrankung auch außerhalb Afrikas auftritt.

China testet Reisende mit Symptomen

Grenzschließungen als Reaktion auf das Virus empfiehlt die UN-Gesundheitsorganisation ausdrücklich nicht. China gab allerdings bekannt, wegen der Mpox-Ausbrüche Einreisekontrollen für Menschen aus betroffenen Ländern zu verschärfen.

Wer aus bestimmten afrikanischen Staaten einreise, mit Mpox in Berührung gekommen sei oder entsprechende Symptome verspüre, solle sich beim Zoll melden, teilte die Behörde in Peking mit. Zollbeamte würden Proben entnehmen und testen. Diese Ankündigung kommentierte die WHO-Sprecherin nicht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Viruskrankheit Mpox bereits als Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite eingestuft. Seit Beginn des aktuellen Ausbruchs der Virusinfektion in der Demokratischen Republik Kongo im Januar 2023 gab es im Kongo rund 27.000 Fälle und mehr als 1100 Tote, hauptsächlich unter Kindern. (Reuters, dpa)

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