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So nah kommt der Mensch den Wölfen in der Regel nur in einem Wildpark, hier in der Schorfheide.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / p-a/Patrick Pleul

Immer mehr Wölfe in Deutschland: Werden sie zur Gefahr für Menschen?

Die Zahl der Wölfe in Deutschland nimmt weiter deutlich zu. Wie gefährlich ist das?

In Deutschland gibt es immer mehr Wölfe, zuletzt wurden offiziell 161 Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere gemeldet. Damit steigt auch die Chance auf eine Begegnung mit Menschen. Nur, wie gefährlich ist das? Eine neue Folge „3 auf 1“. Alle Folgen finden Sie hier.


„Der richtige Umgang mit dem Wolf ist essenziell“

Der Wolf hat eine natürliche Scheu vor dem Menschen. Zudem schätzt er Menschen als Quelle von Gefahren ein, da er überall vom Menschen legal oder illegal verletzt oder getötet wird. Übergriffe auf den Menschen kommen weltweit in der Regel nur dann vor, wenn Wölfe mit Tollwut infiziert oder durch Fütterung an Menschen gewöhnt sind. Das gilt auch für mit Menschen dicht besiedelte Gegenden.

Wichtig ist: Der Wolf ist ein Wildtier und sollte unbedingt als solches behandelt, also insbesondere nicht gefüttert und angelockt werden. Der richtige Umgang mit dem Wolf ist also essenziell.

Ähnliches gilt für das Ausmaß an Übergriffen auf Nutztiere und Haustiere: Mit wirksamen Herdenschutzmaßnahmen ist auch bei hohen Wolfsdichten eine Koexistenz von Wolf, Mensch, Nutz- und Haustieren möglich. Das wird allerdings nur gelingen, wenn die Gesellschaft wie zuständige Ministerien bereit sind, Nutztier- und Haustierhalter angemessen bei der Prävention und bei der Kompensation von Schäden finanziell zu unterstützen..


„Es muss etwas gegen die unkontrollierte Vermehrung getan werden“

In Brandenburg herrscht die weltweit höchste Wolfsdichte. Der Bestand steigt seit Jahren kontinuierlich stark an. Alle möglichen Territorien sind nahezu vollständig besiedelt. Die Probleme, die damit einhergehen, nehmen gleichermaßen zu. Die Nutztierrisse und die Übergriffe auf Nutz- oder Haustiere sind im Vergleich zum vergangenen Wolfsjahr 2021 gestiegen – diesmal um 35 Prozent.

Erstmalig waren Rinder, Pferde, Hunde, Hühner und Alpaka unter den Opfern. Aufgrund der stark zurückgehenden Wildtierbestände – der natürlichen Nahrung des Wolfes – ist davon auszugehen, dass die Nutztierrisse und andere Übergriffe weiter ansteigen werden. Es muss endlich etwas gegen eine weiterhin unkontrollierte Vermehrung des Wolfes unternommen werden. Ein aktives Wolfsmanagement ist unerlässlich und die Reduzierung der Bestände ist dringend notwendig.

Die Anzahl der zulässigen Wölfe muss unter Akzeptanzgesichtspunkten definiert und die aktive Entnahme über eine Abschussquote möglich werden. Die Akzeptanz des Wolfes ist im ländlichen Raum Brandenburgs bereits jetzt nahezu verloren.


Wölfe gehen Menschen aus dem Weg, wenn sie können

In vielen Monaten in Schutzgebieten in der Ukraine und Belarus sind wir den Wölfen, die dort leben, nie begegnet. Wir fanden immer nur Spuren im Schlamm oder Schnee. Es ist sogar schwierig, sie mit automatischen Kamerafallen zu erfassen, weil sie in geringer Zahl ausgedehnte Territorien bewohnen. In unseren Untersuchungen wollten wir herausfinden, wo sie sich zu welchen Zeiten aufhalten, um nicht durch Menschen gestört zu werden.

Unsere Daten zeigen, dass Wölfe in Belarus geschützte Gebiete wie die Kernzonen von Nationalparks gegenüber weniger geschützten Gebieten außerhalb des Parks bevorzugen. Sie meiden tagsüber Straßen und Dörfer, weil dann für sie das Risiko durch Menschen höher ist. Obwohl Wölfe die gesamte Landschaft nutzen, gehen sie Menschen aus dem Weg, wenn sie können.

Für friedliche Koexistenz sind das natürlicherweise sehr gute Voraussetzungen. Um Konflikte zwischen Wölfen und Menschen gering zu halten, ist es in Landschaften, in denen der Mensch den Ton angibt, also wichtig, dass es Bereiche gibt, wo die Wölfe uns Menschen aus dem Weg gehen können.

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