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Bereits 2000 Russen festgesetzt?: Ukraine macht bei Vorstoß in Kursk offenbar sehr viele Kriegsgefangene
Ein Ziel des Vorstoßes der Truppen Kiews ist wohl, viele Russen gefangenzunehmen, um sie gegen inhaftierte Ukrainer auszutauschen. Auch ein Video soll zeigen, wie sich viele der Gegner ergeben.
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Der Vorstoß der ukrainischen Truppen auf russisches Gebiet in der Region Kursk kam überraschend – auch für die Invasionstruppen von Kremlchef Wladimir Putin. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine ausländische Armee russische Grenzen überquert hat. Und einem Medienbericht zufolge sind auch seitdem noch nie so viele russische Soldaten bei einer Operation in Kriegsgefangenschaft geraten.
Nach Angaben aus der Ukraine und einer russischen Antikriegsbewegung könnten es bereits 2000 Russen sein. „Es handelt sich vor allem um Jungen, die erst vor zwei Monaten zur Armee eingezogen wurden“, sagte Iwan Tschuwiljajew, ein Vertreter der Antikriegsbewegung Idite lesom, wie der schwedische öffentlich-rechtliche Sender SVT online berichtet. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Das sind 18-jährige Kinder, die dorthin geschickt werden, um zu sterben. Sie sind völlig unvorbereitet.
Iwan Tschuwiljajew, Vertreter der Antikriegsbewegung Idite lesom
Obwohl Putin zu Beginn der Invasion versprochen hatte, keine Wehrpflichtigen in den Krieg zu schicken, sah sich die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge genau damit konfrontiert, als vor etwas mehr als einer Woche die Offensive gegen die Region Kursk begann. Seitdem hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge ein Dorf nach dem anderen eingenommen. Und Russland hat offenbar weiterhin Wehrpflichtige entsandt, deren Aufgabe es ist, die russische Grenzregion zu verteidigen.
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„Das sind 18-jährige Kinder, die dorthin geschickt werden, um zu sterben. Sie sind völlig unvorbereitet“, sagte Tschuwiljajew weiter. Jeden Tag werde Idite lesom von Angehörigen von Wehrpflichtigen kontaktiert, die Hilfe bei der Heimkehr ihrer Söhne und Ehemänner aus Kursk benötigen. Wie der Sender weiter berichtet, wüssten nur wenige, dass das russische Gesetz es eigentlich verbietet, jemanden in den Krieg zu schicken, der weniger als vier Monate gedient hat oder keine militärische Ausbildung vorweisen kann.
Die ukrainische Armee ist unterdessen nach eigenen Angaben in der Region Kursk weiter vorgerückt. „Die Einheiten der Angriffstruppe setzen ihren Kampf fort und sind in einigen Gebieten ein bis drei Kilometer weiter vorgedrungen“, sagte Oberbefehlshaber Oleksandr Syrsky bei einem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenksyj am Freitag, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Kämpfe würden an der gesamten Frontlinie fortgesetzt, fügte Syrsky demnach hinzu.
Er hoffe, bei Gefechten im etwa 13 Kilometer hinter der Grenze gelegenen Dorf Mala Loknya „viele Gefangene“ nehmen zu können, sagte Syrsky weiter.
Nach Angaben aus Kiew ist bereits ein neuer Gefangenenaustausch in Vorbereitung. Geheimdienstchef Kyrylo Budanow sagte einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge am Freitag, dass die im Raum Kursk gefangengenommen Russen gegen Ukrainer in russischer Haft, vor allem Kranke und Frauen, eingetauscht werden sollen.
Selenskyj hatte mehrfach erklärt, dass die Kursk-Offensive auch dazu diene, die Reserven für solche Austausche aufzufüllen. Kiew und Moskau haben seit Beginn des Krieges im Februar 2022 immer wieder Kriegsgefangene ausgetauscht.
Die ukrainische Armee hatte am 6. August überraschend eine Offensive in der russischen Grenzregion Kursk begonnen. Angaben Syrskys vom Donnerstag zufolge nahm sie dabei bisher mehr als 1000 Quadratkilometer des Gebiets und 82 Ortschaften ein und drang „35 Kilometer tief“ jenseits der russischen Grenze vor.
Der Vorstoß diene unter anderem dazu, Russland angesichts des russischen Krieges in der Ukraine zu einem „fairen Verhandlungsprozess“ zu bewegen, erklärte Präsidentenberater Michailo Podoljak am Freitag. Russische Militärblogger berichten allerdings auch von hohen Verlusten der Ukrainer. Aus Kiew gibt es dazu keine Angaben.
Gut eine Woche nach Beginn des ukrainischen Vorstoßes im russischen Gebiet Kursk veröffentlichten Kiews Luftlandetruppen am Freitag auch ein Video, das angeblich die ersten Stunden der Operation zeigt. Der 6. August, der Tag des Beginns der Offensive, werde als historischer Tag in die Geschichte des russisch-ukrainischen Krieges eingehen, teilte die Kampfeinheit mit.
In einem Begleittext zum Video stand einem dpa-Bericht zufolge: Entminung, Durchbruch der Grenze, Zerstörung der Verteidigungsanlagen des Gegners, Luftschläge, Artilleriefeuer und die Festsetzung von Kriegsgefangenen. Russlands Grenzschützer und Militär hatten sich völlig überrascht gezeigt von der Attacke.
Die Echtheit der Videoaufnahmen, die mit Musik wie in einem Actionfilm unterlegt waren, konnte demnach zunächst von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Sie machten auch auf zahlreichen ukrainischen und russischen Nachrichtenseiten die Runde.
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