
© Heikki Saukkomaa/Lehtikuva/dpa
Gravierende Sicherheitsmängel: Finnland hält verdächtigen russischen Schattentanker „Eagle S“ weiter fest
Mit seiner Schattenflotte umgeht Russland Ölsanktionen. Doch die Schiffe sollen auch für hybride Angriffe genutzt werden. Die „Eagle S“ soll mit herabgelassenem Anker ein Unterseekabel zerstört haben.
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Nach der Beschädigung einer Stromleitung und mehrerer Kommunikationskabel in der Ostsee bleibt der verdächtige Öltanker „Eagle S“ bis auf Weiteres unter Kontrolle der finnischen Behörden. Bei einer Inspektion an Bord des Schiffes - einer sogenannten Hafenstaatkontrolle - wurden 32 Mängel festgestellt, wie die finnische Verkehrs- und Kommunikationsbehörde Traficom mitteilte.
Drei davon zum Brandschutz, der Navigationsausrüstung und der Belüftung des Pumpenraumes seien so gravierend, dass der Tanker festgehalten werde, schrieb die Behörde. Er dürfe nicht betrieben werden, bis die Mängel behoben worden seien. Die Behebung werde externe Reparaturhilfe erfordern und Zeit in Anspruch nehmen.
Das zwischen Finnland und Estland verlaufende unterseeische Stromkabel Estlink 2 war am ersten Weihnachtsfeiertag beschädigt worden, etwa zeitgleich entstanden Schäden an vier Kommunikationskabeln. Acht Besatzungsmitglieder des in St. Petersburg gestarteten Tankers gelten als verdächtig und dürfen Finnland derzeit nicht verlassen.
Tanker gehört laut EU zur russischen Schattenflotte
Daraufhin beschlagnahmten die finnischen Behörden die „Eagle S“, die unter der Flagge der Cookinseln fährt, Estlink 2 zum entsprechenden Zeitpunkt passiert hatte und nach Einschätzung der EU zur russischen Schattenflotte gehört. Gemeint sind damit Tanker und andere Frachtschiffe, die Russland benutzt, um Sanktionen infolge seines Einmarsches in die Ukraine etwa beim Öltransport zu umgehen.
Die finnische Kriminalpolizei ermittelt wegen möglicher schwerer Sabotage gegen den Tanker, der östlich von Helsinki vor Anker liegt. Gegen mehrere Besatzungsmitglieder wurden Reiseverbote verhängt. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass die Crew der „Eagle S“ die Schäden vorsätzlich verursachte, indem der Schiffsanker am Meeresgrund hinter dem Tanker hergezogen wurde.
Im Zuge der Ermittlungen wurde eine kilometerlange Schleifspur am Meeresboden entdeckt. Jüngst wurde auch der Anker der „Eagle S“ entdeckt und mithilfe eines schwedischen Spezialschiffes vom Grund der Ostsee gehoben.
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Schweden unterstützte die finnischen Ermittlungen zu dem Vorgang mit der Entsendung eines Militärschiffs. Die zudem vorgenommenen Untersuchungen des Meeresbodens befinden sich laut finnischer Polizei in der Endphase. Zwei der in der Ostsee verlaufenden Telekommunikationskabel sind dem finnischen Betreiber Elisa zufolge bereits repariert worden. Sie seien offenbar von einem Anker durchtrennt worden. Elisa zufolge gibt es „zwingende Beweise“ für die Präsenz der „Eagle S“ am Ort des Geschehens.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrere Bestandteile der Telekommunikationsinfrastruktur beschädigt worden. Experten gehen davon aus, dass dies auf hybride Angriffe Russlands gegen den Westen zurückgeht. Mit hybriden Angriffen sind verdeckte Attacken staatlicher oder nicht-staatlicher Akteure gemeint, die oft nicht aufgeklärt werden können. (AFP)
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