
© AFP/Roman Pilipey
„Sie befanden sich in französischen Kasernen“: Dutzende ukrainische Soldaten desertieren offenbar bei Militärausbildung
Während ihrer Ausbildung in Frankreich sind offenbar einige Soldaten der Ukraine desertiert. Die Männer gehörten zur 155. Brigade, die eigentlich eine Vorzeigeeinheit werden sollte.
Stand:
Dutzende ukrainische Soldaten sind nach Angaben der französischen Armee während ihrer Ausbildung in Frankreich desertiert. „Es gab eine Reihe von Desertionen, die aber angesichts der Menge an Personen, die ausgebildet wurden, sehr gering sind“, sagte ein französischer Armeevertreter am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Er schätze, dass es sich um „einige Dutzend“ Desertionen handele.
„Sie befanden sich in französischen Kasernen, sie hatten das Recht zu gehen“, erklärte der Vertreter. Desertion stehe in Frankreich nicht unter Strafe. „Wenn jemand desertiert, hat ein französischer Staatsanwalt keine Befugnis, diese Person festzunehmen“, so der Militärangehörige. „Das den ukrainischen Behörden auf französischem Boden gewährte Recht ist lediglich ein Disziplinarrecht.“
Die französische Armee hat auf dem französischen Territorium 2300 ukrainische Soldaten der 155. mechanisierten Brigade „Anne von Kiew“ ausgebildet. Das US-amerikanische Magazin „Newsweek“ berichtet, dass die meisten dieser Soldaten Wehrpflichtige ohne Kampferfahrung seien.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Die Brigade gilt als Vorzeigeprojekt für ukrainische Soldaten, die von Frankreich ausgebildet und ausgerüstet werden sollen. Im Juni 2024 kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an, dass die Einheit nach der Ausbildung bestens ausgerüstet in den Krieg gegen Russland ziehen könne – zusammen mit 18 neuen französischen Caesar-Panzerhaubitzen und 30 Leopard-Panzern aus deutscher Produktion.
Ukraine macht es Deserteuren einfacher, zurückzukehren
Der ukrainische Journalist Jurij Butusow hatte bereits im Dezember im Onlineportal Censor.net berichtet, dass 1700 Soldaten aus der Brigade geflohen seien. Die meisten von ihnen seien desertiert, bevor ihre Einheit überhaupt an die Front geschickt wurde. Im Oktober begann die Brigade schließlich ihr Training in Frankreich.
Dabei seien dem Journalisten zufolge 50 Soldaten geflohen. Butusow berichtet, dass die Deserteure in Frankreich um politisches Asyl ersuchten. Die meisten der Männer waren militärische Anfänger.
Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Mychailo Drapatyj, sagte am Montag auf Butusows Angaben angesprochen: „Ich werde ihn nicht widerlegen.“ Gegenüber mehreren Medien, darunter AFP, räumte Drapatyj „Probleme“ mit dieser Armeeeinheit ein. Auch insgesamt sei die Desertation für die Ukraine zu einem großen Problem geworden.
Brigade ohne Drohnen und Störtechnik an der Front
Noch bevor die „Anne von Kiew“ Brigade in der ersten Dezemberwoche an die Front kam, waren weitere Soldaten geflohen.
Butusow berichtete, dass bereits bei der Gründung der Einheit ein „organisatorisches Chaos“ geherrscht habe. Vor Start der Militärausbildung in Frankreich seien 2.500 Soldaten zu anderen Einheiten abkommandiert worden. Dadurch habe es innerhalb der Brigade an qualifizierten Kräften gefehlt.
Bereits zu Beginn des Einsatzes musste die Einheit laut Butusow „bedeutende Verluste“ verzeichnen. Der Journalist berichtete, dass das Kommando für den Truppenverband gleich mehrmals gewechselt habe. Zudem habe Kiew die Brigade ohne eine einzige Drohne oder elektronischen Störtechnik an die Front geschickt.
Das ukrainische staatliche Ermittlungsbüro bestätigte dem staatlichen Rundfunksender „Suspilne“ am 2. Januar, dass man bereits Ermittlungen wegen des Verdachts auf Desertion und Amtsmissbrauch bei der 155. Brigade aufgenommen habe. (mira, AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: