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19.06.2023, Frankreich, Le Bourget: Der Marschflugkörper Storm Shadow ist während der Paris Air Show in Le Bourget, nördlich von Paris, Frankreich, am 19. Juni 2023 zu sehen.

© dpa/Lewis Joly

Der „britische Taurus“: Ukraine hat offenbar neue Marschflugkörper aus Großbritannien erhalten – und abgefeuert?

Donald Trump will der Ukraine vorerst keine Tomahawk-Marschflugkörper liefern. Dafür hat das Vereinigte Königreich nun neue Storm Shadows geschickt, wie Medien berichten.

Stand:

An Bord seines „Air Force One“-Flugzeugs bekräftige US-Präsident Donald Trump erst kürzlich sein Nein zu einer Lieferung der weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörper an die Ukraine. Auch Deutschland will dem von Russland angegriffenen Land bislang keine Marschflugkörper der Marke Taurus liefern.

Das Vereinigte Königreich unter Premier Keir Starmer hat sich hingegen anders entschieden, wie die Medien „The Telegraph“ und „Bloomberg“ unter Verweis auf anonyme Quellen berichten. Demnach wurde eine weitere Charge des Marschflugkörpers Storm Shadow in unbekannter Zahl an das überfallene Land geliefert.

Diese Waffe wird von dem europäischen Rüstungsunternehmen MBDA gebaut, dessen Tochterfirma wiederum den Taurus produziert. Beide Luft-Boden-Marschflugkörper sind einander sehr ähnlich, auch wenn es Unterschiede gibt – so etwa in der Zielprogrammierung und im Gewicht.

Der Hersteller gibt die Reichweite des Storm Shadow mit „mehr als 250 Kilometern“ an. Die Ukraine kann damit also auf russische Ziele schießen, die sich unweit der Landesgrenze befinden. Die Kampfjets, die die Marschflugkörper abfeuern, müssen immerhin einen Sicherheitsabstand zur russischen Landesgrenze und den dort stationierten Flugabwehrsystemen einplanen.

Storm-Shadow-Attacke auf Waffenfabrik

Es geht um relativ naheliegende Ziele, wie beispielsweise eine Rüstungsfabrik in der russischen Oblast Brjansk, die nördlich an die Ukraine grenzt. Das Gelände wurde laut des ukrainischen Generalstabs am 21. Oktober unter anderem mit Storm Shadows erfolgreich attackiert.

Womöglich hat die Ukraine ihre neuen Storm Shadows also direkt nach Erhalt auf Russland abgefeuert. Die Lieferung soll dem „Telegraph“-Bericht zufolge nämlich vor einem Gipfeltreffen der „Koalition der Willigen“ in London am 24. Oktober stattgefunden haben. Dort verkündete der britische Premier den Plan, die Ukraine für den Winter mit neuen weitreichenden Waffen zu versorgen.

Die USA sind dabei offenbar nicht völlig unbeteiligt an den Attacken, selbst wenn sie keine eigenen Marschflugkörper liefern. „The Telegraph“ verweist darauf, dass die Ukraine bei derartigen Angriffen auf Zieldaten aus Amerika angewiesen sei. Die konkrete Missionsprogrammierung wird jedoch von den Ukrainern selbst vorgenommen, wie Militärexperte Gustav Gressel dem Tagesspiegel erklärte.

Ukraine zielt auf Putins Öl

Neben Militäranlagen steht auch die russische Energieindustrie im Fokus ukrainischer Langstrecken-Angriffe. Marschflugkörper können auch in diesem Bereich mehr Schaden anrichten als Sprengstoff-Drohnen, die hier hauptsächlich zum Einsatz kommen. Seit Jahresbeginn hat die Ukraine nach jüngsten Angaben von Geheimdienstchef Wassyl Maljuk etwa 160 Raffinerien, Pumpstationen und andere Anlagen der russischen Ölindustrie attackiert. Das Öl-Geschäft trägt zur Finanzierung des russischen Angriffskriegs bei.

Die Abhängigkeit von ausländischen Marschflugkörpern aus dem Haus MBDA – zu denen auch die französische Variante SCALP-EG gehört – ist inzwischen etwas gesunken. Die Ukraine hat mit der Produktion eigener Langstreckenwaffen, abseits von Drohnen, begonnen. Für besonderes viele Schlagzeilen sorgte dabei zuletzt der sogenannte Flamingo-Marschflugkörper. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte den Beginn der Massenproduktion bis zum Ende des Jahres an. (mit dpa)

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