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„Das würde die Einnahme der Stadt bedeuten“: Pokrowsk in der Ostukraine wohl kurz vor der Einkesselung
Russische Truppen sollen ihren Belagerungsgürtel rund um die Stadt enger ziehen. Der „Flaschenhals“ sei bereits auf 17 Kilometern zusammengeschrumpft, warnt ein Militärexperte.
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Russische Truppen sollen im stark umkämpften Bezirk Pokrowsk in der Region Donezk im Osten der Ukraine vorgerückt sein. Das geht aus dem jüngsten Lagebericht der US-amerikanischen Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ (kurz: ISW) hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Demnach zeigen geolokalisierte Aufnahmen, wie der Aggressor „vor kurzem südlich von Pokrowsk vorgerückt ist“. Vor allem nahe der Ortschaften Zwirowe, Pishchane , Rasyne und in unmittelbarer Nähe zur Industrie- und Bergbaustadt Pokrowsk nehme die Zahl russischer Offensiven deutlich zu, berichten die Militärexperten.
Darüber hinaus soll das russische Militärkommando seine Truppen nordöstlich von Pokrowsk jüngst zusätzlich verstärkt haben. „Die teilweise Verlegung zweier Brigaden in dieses Gebiet deutet darauf hin, dass das russische Militär möglicherweise in naher Zukunft verstärkte Angriffe auf Pokrowsk plant“, heißt es in dem Bericht. Die jüngsten Vorstöße zielen demnach konkret darauf ab, „Pokrowsk einzukesseln und die Basis für einen Vorstoß zu schaffen, um den ukrainischen Befestigungsgürtel von Süden her anzugreifen.“
Pokrowsk: Militärexperte warnt vor Einkesselung
Der ukrainische Militärexperte und ehemalige SBU-Offizier Ivan Stupak berichtete der ukrainischen Nachrichtenseite „Obozrevatel“, dass russische Angreifer bereits damit beschäftigt seien, die Stadt Pokrowsk einzukesseln. Der „Flaschenhals“ oder Engpass dieser potenziellen Umzingelung habe sich bereits auf 17 Kilometer verengt, so Stupak.
„Wenn die Distanz auf 10 Kilometer oder weniger sinkt, würde das meiner Meinung nach die Einnahme der Stadt bedeuten“, warnt der Experte. Dann habe man es mit einer vollständigen Einkreisung zu tun, wie es seinerzeit in Wuhledar der Fall gewesen sei. „Ich denke, dass diese 10-Kilometer-Marke entscheidend sein wird“, sagt Stupak.
Sabotagegruppen sollen Pokrowsk infiltrieren
Neben Angriffstrupps setze Russland in diesem Gebiet aktuell verstärkt auf den Einsatz speziell ausgebildeter Sabotage- und Aufklärungsgruppen (auch DRG genannt). Diese haben Stupak zufolge eine klare Aufgabe: „Sie sollen die Stadt Pokrowsk infiltrieren, sich in Gebäuden festsetzen und Informationen über den Einsatz ukrainischer Einheiten sammeln.“
Die DRG-Gruppen sollen demnach Tarnungen nutzen, vor allem nachts operieren und auf eine Belagerung im großen Stil abzielen. Russland habe mindestens 600.000 DRG-Angehörige in die Ukraine gebracht, so der Analyst. „Das ist eine riesige Masse“, betont er.
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