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Donald Trump

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Donald Trumps Ambitionen in Nahost: Für den Friedensnobelpreis reicht es bei Weitem nicht

Israels Premier Benjamin Netanjahu hat den US-Präsidenten für die Auszeichnung vorgeschlagen. Doch Trumps größter Traum dürfte kaum in Erfüllung gehen.

Christian Böhme
Ein Kommentar von Christian Böhme

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Es sind schmeichelnde, fast schon anbiedernde Worte. „Sie schaffen Frieden in einem Land nach dem anderen. Sie sollten ihn bekommen“, sagt Benjamin Netanjahu. Mit „Sie“ meint der israelische Premier sein Gegenüber Donald Trump, mit „ihn“ den Friedensnobelpreis.

Es klingt, als ob zwei Männer, die ein großes Ego und ungebremstes Machtstreben eint, beim Abendessen in Washington unter sich ausmachen, wer die begehrte Auszeichnung erhält. Dass Israels Premier so lobhudelt, kommt nicht von ungefähr.

Der US-Präsident ist sein wichtigster Verbündeter. Er hat mit Bunkerbrechern drei Atomanlagen im Iran bombardiert, sich damit klar an die Seite Israels gestellt und das Regime in Teheran vorerst in die Knie gezwungen.

Wenn Macht Grenzen hat

Das muss belohnt werden. Denn wenn sich Trump etwas wünscht, dann ist es der Friedensnobelpreis für sein Engagement im Nahen Osten.

Es gibt nur ein Problem: Ihm gebührt diese Ehre bislang nicht. Eine stabile Waffenruhe für Gaza lässt weiter auf sich warten, ebenso wie eine Übereinkunft mit dem Iran. Und dass aus der Krisenregion ein Ort des Wohlstands, der Harmonie und des Friedens wird, lässt sich schon gleich gar nicht erkennen. Offenkundig gerät der mächtigste Mann der Welt an seine Grenzen.

Kriegsherr und Friedensfürst

Das liegt zum einen an Trump selbst. Der 79-Jährige hat offenkundig keinen Plan für den Nahen Osten. Alles bleibt bei ihm im Ungefähren, er agiert sprunghaft, wirkt konzeptlos. Einen Tag gibt der US-Präsident den Kriegsherren, am nächsten den Friedensfürsten. Niemand weiß, woran man bei ihm ist.

Ein auf Ausgleich bedachter, ehrlicher Vermittler, der die Interessen aller im Blick hat – genau das ist der Chef der Supermacht eben nicht.

Christian Böhme

Zum anderen sind die Verhältnisse im Nahen Osten hoch kompliziert. Um die jahrzehntelangen Konflikte zu lösen, und das möglichst dauerhaft, wird vor allem eines benötigt: Vertrauen.

Aber wie will Trump das schaffen, wenn keiner ihm vertraut? Ein auf Ausgleich bedachter, ehrlicher Vermittler, der die Interessen aller im Blick hat – genau das ist der Chef der Supermacht eben nicht.

In Gaza herrschen nach wie vor Leid und Not.

© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/Abed Rahim Khatib

Trump will diktieren. Zum Beispiel beim Iran. Der soll bedingungslos an den Verhandlungstisch zurückkehren und sein Atomprogramm ein für alle Mal einstampfen. Zum Beispiel bei Gaza. Dort sollen die Terroristen der Hamas aufgeben, die Waffen niederlegen und aus dem Küstenstreifen rasch verschwinden.

Das Gleiche mögen bitte schön auch die Palästinenserinnen und Palästinenser tun. Schließlich soll in dem Gebiet eine „Riviera“ entstehen, mit schicken Häusern unter Palmen und gepflegten Golfplätzen.

Wer dabei nicht mitmachen will, landet womöglich in einem gigantischen, abgeriegelten Lager, das Israel auf den Trümmern Rafahs errichten will. Eine „humanitäre Stadt“ soll das werden. Eine zynische Bezeichnung für etwas, das einem Gefängnis gleichen würde.

Auf einer solchen Grundlage kann es keine dauerhafte Waffenruhe geben, geschweige denn Frieden im Nahen Osten. Wer den erreichen will, braucht Stehvermögen, Empathie und Durchblick.

Das alles fehlt Donald Trump. Deshalb wird er bei der Vergabe des Friedensnobelpreises leer ausgehen. So sehr ihn das auch ärgern dürfte.

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