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Afghanische Schulmädchen besuchen eine Schule in Kabul.

© dpa/Ebrahim Noroozi

Update

Dramatische Zahlen der UN für Afghanistan: Taliban verwehren mindestens 1,4 Millionen Mädchen den Schulbesuch

Die Taliban gewähren Mädchen in Afghanistan keinen Zugang zu Bildung. Die Zahl derer, die die Grundschule sowie weiterführende Einrichtungen besuchen, ist 2023 drastisch gesunken.

Stand:

Mindestens 1,4 Millionen Mädchen sind nach UN-Angaben seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan vor drei Jahren von dem Besuch einer weiterführenden Schule ausgeschlossen worden. Das ein Anstieg von 300.000 seit der letzten Zählung im April 2023, erklärte die UN-Kulturorganisation Unesco am Donnerstag.

Auch der Zugang zur Grundschulbildung sei stark zurückgegangen. Die Unesco zeigte sich alarmiert und warnte vor einem „Anstieg von Kinderarbeit und Frühverheiratung“. Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich dafür einzusetzen, „dass die Schulen und Universitäten für afghanische Mädchen und Frauen bedingungslos wieder geöffnet werden“. 

Seit drei Jahren zerstört das menschenverachtende Taliban-Regime jeden Tag die Hoffnung von Millionen afghanischer Frauen und Mädchen auf ein besseres und freieres Leben.

Annalena Baerbock, Außenministerin (Grüne)

In nur drei Jahren hätten die „De-facto-Behörden zwei Jahrzehnte stetiger Fortschritte in der Bildung in Afghanistan fast zunichte gemacht“, hieß es. „Die Zukunft einer ganzen Generation ist nun in Gefahr.“

Taliban beschneiden Frauenrechte in Afghanistan

Nach dem Zusammenbruch der von den USA unterstützten Regierung in Kabul hatten die Taliban am 15. August 2021 die afghanische Hauptstadt zurückerobert. Sie riefen ein sogenanntes islamisches Emirat aus, setzen ihre strenge Auslegung des Islams mit drakonischen Gesetzen durch und beschneiden insbesondere Frauenrechte.

Der oberste Anführer der Taliban, Hibatullah Achundsada, bekräftigte anlässlich des Jahrestags das Ziel, die Scharia umzusetzen: „Der Religion zu dienen und nach der Scharia zu regieren, ist unsere lebenslange Verantwortung“, sagte er auf einer Luftwaffenbasis in der Taliban-Hochburg Kandahar.

1,4
Millionen Mädchen durften seit der Machtübernahme der Taliban keine weiterführende Schule besuchen.

Afghanistan ist das einzige Land auf der Welt, das Mädchen und Frauen den Besuch von weiterführenden Schulen und Universitäten verbietet.

Baerbock kritisiert Taliban-Regime

Außenministerin Annalena Baerbock kritisierte die Taliban scharf. „Seit drei Jahren zerstört das menschenverachtende Taliban-Regime jeden Tag die Hoffnung von Millionen afghanischer Frauen und Mädchen auf ein besseres und freieres Leben“, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag anlässlich des dritten Jahrestages der Machtübernahme. In Afghanistan würden Frauen und Mädchen die massivsten systematischen Menschenrechtsverletzungen weltweit erleben.

Ein normales Leben zu führen sei für viele nicht mehr möglich, so Baerbock weiter. Sie dürften weder arbeiten, alleine ins Krankenhaus oder Restaurant gehen, singen, ihr Gesicht auf der Straße zeigen, als Teenager die Schule besuchen noch Frau sein. Für viele sei es „ein Leben in einem häuslichen Gefängnis“.

Baerbock betonte, Menschen vor Ort weiterhin mit Nahrungsmitteln und grundlegender Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Auch hätten mehr als 34.000 Menschen, die von den Taliban verfolgt wurden, im Rahmen von Aufnahmeprogrammen Schutz, Sicherheit und eine Zukunftsperspektive ohne Verfolgung gefunden.

Appell von Hilfswerken an Ampelkoalition

Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen hatten die Bundesregierung zuvor aufgefordert, auch weiterhin Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei Amnesty International, sagte am Donnerstag: „Das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan war eigentlich ein Hoffnungsschimmer.“ Ein Ende wäre beschämend und ein Bruch des Koalitionsvertrags sowie des geäußerten Versprechens gegenüber afghanischen Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Anwälten, die von den Taliban bedroht sind.

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa erklärte am Mittwoch, dass das entsprechende Bundesaufnahmeprogramm nicht kaputtgespart werden dürfe. Wenn 2025 Mittel für die humanitäre Aufnahme um mehr als 60 Millionen Euro gekürzt würden, sei das faktisch das Ende des Programms.

Ziel des Programms der Bundesregierung ist es den Angaben zufolge, besonders gefährdete Menschen und deren Familienangehörige aus Afghanistan in einem geordneten Verfahren aufzunehmen. Entsprechend der Anordnung des Bundes für das Programm sollten monatlich bis zu 1.000 Aufnahmezusagen erteilt werden. Mit einer angekündigten Laufzeit bis zum Ende der Legislaturperiode müssten über das Programm bis zu 36.000 Menschen aus Afghanistan aufgenommen werden können.

Bislang sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums 540 Menschen über das Programm eingereist, etwa 3.000 Personen seien Zusagen erteilt worden.

Zusammen mit anderen Aufnahmeprogrammen seien über 34.000 Menschen aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. (AFP, KNA)

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