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Demonstration für Ismail Hanija

© AFP/Abdallah Aden

Dutzende Festnahmen gemeldet: Israel heuerte offenbar Agenten Irans zur Tötung von Hamas-Anführer an

Die iranischen Agenten sollen die Bombe in Hanijas Gästehaus platziert haben. Die Revolutionsgarden widersprechen und melden, der Hamas-Chef sei durch ein „Kurzstreckengeschoss“ getötet worden.

Stand:

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den tödlichen Anschlag auf Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben.

Wie die britische konservative Tageszeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen.

Dutzende Personen in Teheran verhaftet

In der iranischen Hauptstadt Teheran sollen deshalb mittlerweile mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet worden sein. Wie die „New York Times“ unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner berichtete, befinden sich unter den Festgenommen ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Hanija in der Nacht zum Mittwoch einem Anschlag zum Opfer fiel.

Die Festnahmen auf höchster Ebene seien eine Reaktion auf eine große und beschämende Sicherheitslücke, die die Ermordung Hanijas ermöglicht habe, zitierte die US-Zeitung ihre Informanten. 

Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.

Iran meldet Tod durch „Kurzstreckengeschoss“

Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm. Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden, hieß es.

Stattdessen hätten die beiden vom Mossad angeheuerten Agenten Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, im Norden Teherans platziert. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.

Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 02.00 Uhr nachts am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt.

Bei der Explosion kam der Auslandschef der mit dem Iran verbündeten Islamistenorganisation Hamas ums Leben. Er hielt sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in der iranischen Hauptstadt auf. Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.

Auch die US-Zeitungen „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, hatte die „New York Times“ unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten berichtet.

Die iranischen Revolutionsgarden widersprechen der Darstellung und melden, Hanija sei durch ein „Kurzstreckengeschoss“ getötet worden. Dieses sei Untersuchungen zufolge „mit einem Sprengkopf von etwa sieben Kilogramm von außerhalb der Gästeunterkunft abgefeuert“ worden, hieß es am Samstag in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Irna veröffentlichten Erklärung. Dadurch sei eine „starke Explosion“ verursacht worden. (dpa, AFP, Tsp)

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