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Der Sarg des politischen Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, nach den Trauergebeten.

© dpa/Uncredited

Auch der türkische Außenminister war vor Ort: Hunderte bei Begräbnis von getötetem Hamas-Chef Hanija

Hunderte Menschen nehmen am Begräbnis des getöteten Hamas-Chefs Hanija in Katar teil. Nach AFP-Informationen kursieren zwei Szenarien für einen möglichen Angriff auf Israel.

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Hunderte Menschen haben am Freitag im Golfemirat Katar an der Bestattungszeremonie für den im Iran getötete Hamas-Chef Ismail Hanija teilgenommen. Der mit einer Palästinenserflagge bedeckte Sarg mit den sterblichen Überresten Hanijas wurde zunächst kurz in die Imam-Abdul-Wahhab-Moschee gebracht, das größte Gotteshaus des Golfemirats.

Später wurde der Sarg nach Lusail nördlich von Doha transportiert, wo der Hamas-Chef beigesetzt werden sollte. US-Präsident Joe Biden äußerte sich angesichts drohender Vergeltungsangriffe des Iran und seiner Verbündeten nach Hanijas Tötung besorgt.

Am Begräbnis nahmen unter anderen der Vizepräsident des Iran, Mohammed Resa Aref, und der türkische Außenminister Hakan Fidan teil. Die Türkei und Pakistan riefen anlässlich der Beerdigung am Freitag einen Trauertag zu Ehren Hanijas aus. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas rief ihrerseits zu einem „Tag des Zorns“ auf.

Zeremonie endet in wütenden Sprechchören

In Doha standen zahlreiche Trauergäste in der Moschee für ihre Trauergebete an, andere beteten außerhalb der Moschee auf Teppichen – bei Temperaturen bis 44 Grad. Die Teilnehmer waren teilweise in traditionelle weiße Tracht gekleidet, andere trugen Straßenkleidung.

Die meisten Trauergäste hatten Schals mit der Palästinenserflagge und dem Muster eines Palästinensertuchs und der englischen Botschaft „Free Palestine“ (Befreit Palästina) umgehängt.

Die Trauerzeremonie endete mit wütenden Sprechchören. Hanija sei „ein Symbol“ gewesen, sagte der in Doha lebende jordanische Student Taher Adel. Die Menschen seien „wütend“.

Hanija, der Chef des Hamas-Politbüros mit Wohnsitz in Katar, war am Mittwoch während eines Besuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Die Hamas und der Iran machten Israel dafür verantwortlich. Israel hat sich nicht zur Tötung Hanijas geäußert.

Zu den Umständen der Tötung berichtete die „New York Times“ unter anderem unter Berufung auf Angehörige der iranischen Sicherheitsbehörden, Hanija sei von einer Sprengvorrichtung getötet worden. Diese sei mehrere Wochen vor Hanijas Aufenthalt in seiner Unterkunft, einem Gästehaus, angebracht worden.

Beobachter rechnen mit Angriff gegen Israel

Seit der Tötung Hanijas wird mit weiterer Vergeltung des Iran gegen Israel gerechnet. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP aus der pro-iranischen Hisbollah-Miliz nahestehenden Kreisen trafen sich bereits am Mittwoch in Teheran iranische Vertreter mit Vertretern der israelfeindlichen, mit dem Iran verbündeten selbsternannten „Achse des Widerstands“, zu der unter anderem die Hamas und die Hisbollah gehören.

Dabei seien „zwei Szenarien“ besprochen worden: zum einen ein gleichzeitiger Angriff des Iran und seiner Verbündeten oder eine „zeitversetzte Reaktion“ der unterschiedlichen Mitglieder der Achse.

Angesichts der zunehmenden Bedrohungslage in Nahost äußerte sich US-Präsident Biden beunruhigt. „Ich bin sehr besorgt darüber“, sagte er in der Nacht zum Freitag (Ortszeit). Die Tötung von Hanija im Iran habe die Situation „nicht verbessert“.

Biden sichert Israel Unterstützung zu

Zuvor hatte Biden Israel die Unterstützung der USA „gegen alle Bedrohungen aus dem Iran“ zugesichert. Dazu gehörten auch die iranischen Stellvertreter-„Terrorgruppen Hamas, Hisbollah und die Huthis“, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag nach einem Telefonat zwischen Biden und dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Israel würde nach den Worten von Netanjahus Sicherheitsberater Tsachi Hanegbi auf einen erneuten iranischen Angriff weitaus härter reagieren als im April. Vor vier Monaten hatte der Iran Israel erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen attackiert.

Auf Bitten der USA und anderer Verbündeter habe sich Israel damals bei seiner Reaktion zurückgehalten, sagte Hanegbi am Freitag in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung und weiteren Springer-Medien in Tel Aviv. Doch dies sei nun „eine neue Situation“. „Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal“, sagte er. Dieses Mal werde es „nicht nur um Verteidigung gehen“, sondern darum, den Aggressor zu bestrafen.

Die Sorge vor einem Flächenbrand im Nahen Osten ist aus seiner Sicht dennoch nicht gerechtfertigt. „Ich glaube nicht, dass wir kurz vor einem Krieg stehen“, sagte Hanegbi. Weder die Hisbollah noch der Iran wollten einen „umfassenden Krieg“. (AFP)

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