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Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu.

© dpa/AP/Pool Reuters/Nathan Howard

Er will Israel zum „Super-Sparta“ machen: Benjamin Netanjahu führt sein Land in die Isolation

Der Kampf um Gaza wird zu einem Kampf um die Seele Israels. Nun sieht Premier Netanjahu sein Land auch noch als Sparta. Sparta ging am Ende unter.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Als ob es nicht reichte, dass Gaza brennt. Dass keine Geisel lebend zurückkehren wird. Benjamin Netanjahu, er voran, opfert sie. Gegen alle Versprechen, gegen alle Proteste der Angehörigen. Soll er damit davonkommen?

Nun will der Premier auch noch das Volk in die Isolation führen; folgt es seinen martialischen Worten, wird es eine selbst gewählte.

In der Welt steht Israel ohnedies schon sehr weitgehend allein. Selbst seine Freunde verlieren Geduld und Vertrauen. Donald Trump, Friedrich Merz, sie beginnen, sich abzuwenden.

Netanjahu aber lädt die Gesellschaft zusätzlich auf: Israel soll wirtschaftlich unabhängig sein, sich selbst genügen, soll seine Waffen selbst herstellen, soll „Super-Sparta“ werden. Sparta! Im antiken Griechenland ein Stadtstaat, militaristisch von Jugend an, von Kriegern beherrscht.

Was für ein Bild. Sparta ist am Ende doch untergegangen. Und Premier Netanjahu ist nicht Leonidas, der König Spartas, der mit seinen 300 Spartiaten Abertausenden Persern an den Thermopylen lange, bis zu seinem eigenen Tod, widerstand.

Nicht edel und schon gar kein Held

Weder tut Netanjahu das, was er tut, aus edler Gesinnung, noch darf man ihn einen Helden nennen. Im Gegenteil, der Premierminister verschärft den Ausnahmezustand noch, in dem sich die Israelis befinden.

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Wenn schon Historie, dann diese: Es grassiert das Gefühl, wieder in der Vorzeit angelangt zu sein, in Masada, auf der Festung am Rand der Judäischen Wüste.

Es wird Zeit, dass sich die Politiker der Mitte in Israel zusammenschließen mit der demonstrierenden Zivilgesellschaft. Es geht darum, eine andere Regierung, eine Änderung an der Spitze der Regierung zu erzwingen.

Stephan-Andreas Casdorff

Der Aufstand gegen Rom bedeutete das Ende von mehr als 1000 Jahren jüdischer Präsenz in ihrer Heimat, den Beginn einer fast 2000 Jahre dauernden Wanderschaft. Auf der wurden Juden verachtet, verfolgt, beinahe ausgelöscht. Die Juden Israels heute fühlen sich belagert wie die auf Masada.

Aber Masada steht, wie Israel, für die Juden, die nicht still gehen werden. Masada ist die Warnung, dass Juden sich nie wieder vor die Wahl zwischen Staatenlosigkeit oder Selbstmord stellen dürfen. Diese Mentalität prägt Israel, heute ganz besonders. Sie zu verstärken, ist – verantwortungslos.

Es wird Zeit, dass sich die Politiker der Mitte in Israel zusammenschließen mit der demonstrierenden Zivilgesellschaft. Es geht darum, eine andere Regierung, eine Änderung an der Spitze der Regierung zu erzwingen.

Und es sind doch Hunderttausende, die immer wieder auf die Straße gehen, um ein unübersehbares Zeichen zu setzen, dass es so nicht weitergehen darf. Um Israels willen.

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