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„Erwarten keine Rhetorik, die die Hamas ermutigt“: Baerbock kritisiert Attacke auf Krankenhaus in Gaza – Israel reagiert gereizt
Der Angriff der israelischen Armee auf eine Klinik in Gaza-Stadt ruft die Bundesaußenministerin auf den Plan. Israels Regierung reagiert empört. Tags darauf legt Baerbock mit mahnenden Worten nach.
Stand:
Israels Regierung hat gereizt auf eine Stellungnahme der geschäftsführenden Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zum Angriff der israelischen Streitkräfte auf ein Krankenhausgebäude im Norden des umkämpften Gazastreifens reagiert.
Es habe sich um einen „präzisen Angriff“ auf ein einzelnes Gebäude gehandelt, das von der islamistischen Hamas als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt worden sei, schrieb das israelische Außenministerium auf der Plattform X.
„Wir würden eine klare und scharfe Verurteilung der Nutzung von Krankenhäusern durch die Hamas erwarten und keine Rhetorik, die die Hamas zum fortgesetzten Missbrauch der zivilen Infrastruktur ermutigt“, hieß es weiter.
Leider fehlten in der deutschen Erklärung „wichtige Fakten“. So habe die israelische Armee vor dem Angriff früh eine Warnung ausgegeben. Es habe auch keine zivilen Opfer infolge des Angriffs gegeben.
Das israelische Außenministerium reagierte damit auf einen englischsprachigen X-Beitrag vom Sonntag aus dem Hause von Baerbock, den die Grünen-Politikerin allerdings auch auf ihrem eigenen X-Account auf Deutsch gepostet hatte.
In der Stellungnahme des Auswärtigen Amts und von Baerbock heißt es: „Der grausame Hamas-Terror gehört bekämpft. Aber humanitäres Völkerrecht gilt, mit besonderer Schutzverpflichtung für zivile Orte. Wie soll ein Krankenhaus in weniger als 20 Minuten evakuiert werden?“
Baerbock legt mit Kritik nach
Am Montag äußerte sich Baerbock sodann erneut und forderte eine Zukunft für den Gazastreifen ohne die radikalislamische Hamas. Sicherheit im Nahen Osten könne nur mit einem Gazastreifen „ohne Hamas-Strukturen“ garantiert werden, sagte sie am Rande eines Treffens der EU-Außenminister in Luxemburg.

© AFP/JOHN THYS
Es sei wichtig, dass die Palästinensische Autonomiebehörde deutlich mache, dass sie an „einem Aufbau ohne Hamas interessiert“ sei. Zudem müsse es „dringend zu einem Waffenstillstand“ im Gazastreifen kommen.
Offenbar ein Kind bei Angriff getötet
Augenzeugen hatten der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass die Armee die Verwaltung des Al-Ahli-Krankenhauses vor dem Angriff aufgefordert habe, die Klinik zu evakuieren.
Patienten und Angestellte hätten 18 Minuten Zeit gehabt, das Krankenhaus zu verlassen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Augenzeugen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starb jedoch ein Kind, weil es während der Evakuierung der Patienten nicht habe versorgt werden können. Das schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X unter Berufung auf den Direktor der Klinik.
Demnach wurde das Krankenhaus bei dem Angriff stark beschädigt. Die Notaufnahme, das Labor, Röntgengeräte und die Medikamentenausgabe seien zerstört worden, schrieb WHO-Generaldirektor Ghebreyesus auf X.
50 Patienten seien verlegt worden, 40 Schwerkranke hätten vor dem Angriff nicht mehr in Sicherheit gebracht werden können. „Krankenhäuser sind durch das humanitäre Völkerrecht geschützt“, schrieb Tedros. „Angriffe auf die Gesundheitsversorgung müssen aufhören.“
Die Al-Ahli-Klinik sei in den vergangenen Monaten die wichtigste verbliebene medizinische Einrichtung im Norden des dicht besiedelten Küstengebiets gewesen. (dpa, AFP)
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