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Generäle, Geheimdienstler, Physiker: Das sind die getöteten Militärs und Wissenschaftler im Iran
Mehrere hochrangige Militärs und Atomexperten sind bei den israelischen Angriffen auf den Iran ums Leben gekommen. Ein Überblick.
Stand:
Bei den israelischen Angriffen auf den Iran sind seit der Nacht zum Freitag mehrere hochrangige Militärs und Wissenschaftler ums Leben gekommen. Wer sind die getöteten iranischen Generäle und Wissenschaftler und welche Rolle spielten sie im Regierungssystem? Ein Überblick.
Generalmajor Mohammed Bagheri, Generalstabschef
General Mohammed Bagheri hatte seit 2016 den Posten des Armeechefs inne und war direkt dem geistlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei unterstellt, der im Iran das Sagen hat und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist.

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Der 1960 geborene Offizier war der ranghöchste Militär im Iran und hatte offiziell die Befehlsgewalt über die nationale Armee, die Revolutionsgarden sowie die Sicherheitskräfte des Landes inne. Die Revolutionsgarden sind eine Art Parallelarmee, die nach dem Sturz des Schahs 1979 als ideologische Waffe zur Verteidigung der Ziele der Islamischen Revolution gegründet wurde.
Bagheri trat regelmäßig in Uniform im Staatsfernsehen auf, etwa wenn es darum ging, unterirdische Militärstützpunkte einzuweihen. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Weiterentwicklung des iranischen Raketenprogramms. Die immer größer werdende Reichweite der iranischen Raketen wird vom 1500 Kilometer entfernten Israel als existenzielle Bedrohung wahrgenommen.
Im vergangenen Jahr griff der Iran Israel zweimal mit Raketen und Drohnen an. Bagheri nannte Israel ein „Krebsgeschwür“ und sagte dem „zionistischen Regime“ sein baldiges Ende voraus. Sein Ziel war es, den Iran zu einem der größten Waffenexporteure der Welt zu machen. Wie sein Land wurde auch er selbst von den USA mit Sanktionen belegt.
Generalmajor Hussein Salami, Kommandeur der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht

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Hussein Salami galt als enger Vertrauter von Irans geistlichem Oberhaupt Chamenei und als einer der erbittertsten Feinde Israels. Noch Anfang Mai hatte er Israel und die USA vor einem Angriff auf sein Land gewarnt: „Falls Ihr den kleinsten Fehler begeht, werden wir für Euch die Tore zur Hölle öffnen.“
Salami wurde 1960 im Zentraliran geboren. Als 20-Jähriger trat er zu Beginn des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak (1980 - 1988) den Revolutionsgarden bei. Diese wurden im Lauf der Jahre immer mächtiger und sind für ihr brutales Vorgehen etwa auch gegen friedliche Demonstranten berüchtigt.
Nach seinem Eintritt in die Garden arbeitete sich Salami nach oben und wurde zunächst zum Leiter der Luft- und Raumfahrtabteilung der Schattenarmee ernannt – in dieser Funktion wurde er von der US-Regierung auf die Sanktionsliste gesetzt.
Neun Jahre lang diente Salami als stellvertretender Kommandeur des Korps, bevor er 2019 im Zuge einer Umstrukturierung in die oberste Chefposition befördert wurde. Diese strategische Rolle verschaffte dem weißbärtigen General auch einen Sitz im Obersten Nationalen Sicherheitsrat, der Chamenei in militärischen, sicherheitspolitischen und außenpolitischen Angelegenheiten berät.
Als Chef der Revolutionsgarden trat Salami immer wieder groß inszeniert mit Hasstiraden Richtung Israel in Erscheinung. Dabei forderte er, dass der jüdische Staat „von der Landkarte verschwinden“ müsse. Dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu empfahl er, „zu lernen, im Mittelmeer zu schwimmen“ – um so auf die Flucht vorbereitet zu sein.
Amir Ali Hadschisadeh, Luftwaffenchef der Revolutionsgarden

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Der 1961 in Teheran geborene Hadschisadeh stand seit deren Gründung 2009 an der Spitze der Luftwaffe der Revolutionsgarden. Er galt als Chefplaner für die beiden im vergangenen Jahr ausgeführten Raketen- und Drohnenangriffe auf Israel. Für diese Leistung wurde er von Chamenei ausgezeichnet.
2023 sorgte Hadschisadeh für Aufsehen, als er erklärte, der Iran sei darauf aus, US-Verantwortliche zu töten, allen voran den heutigen Präsidenten Donald Trump. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit 2020 den Befehl zur Tötung des mächtigen iranischen Generals Kasem Soleimani gegeben; Soleimani starb durch einen US-Drohnenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad.
Esmail Qaani, Kommandeur der Quds-Brigaden
Qaani war einer der erfahrensten Militärs im Iran. Seine Laufbahn begann der 1957 geborene Qaani 1981 in der Offiziersakademie. Nach Einsätzen im Golfkrieg wurde Qaani 1997 stellvertretender Befehlshaber der Quds-Brigaden. Diese militärische Eliteeinheit koordiniert vor allem die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Gruppen außerhalb des Iran, greift aber auch selbst in Konflikte ein. Qaani übernahm schließlich nach dem Tod seines Vorgängers 2020 die Führung der Quds-Brigaden.
Weitere getötete Militärs
Gholamresa Mehrabi, stellvertretender Chef der Geheimdienstabteilung im Generalstab
Mehdi Rabani, stellvertretender Operationschef
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Generalmajor Gholam-Ali Raschid, Kommandeur des zentralen Hauptquartiers Chatam al-Anbija
Ali Schamchani, ehemaliger Verteidigungsminister des Iran (1997 bis 2005)
Die getöteten Wissenschaftler
Abdulhamid Minutscher, Professor und Dekan der Fakultät für Nukleartechnik der Schahid-Beheshti-Universität, spezialisiert unter anderem auf Reaktorphysik und nukleare Simulationen
Ahmadresa Solfaghari, ebenfalls Professor an der Fakultät für Nukleartechnik der Schahid-Beheshti-Universität
Amirhossein Faghihi, Stellvertretender Direktor der iranischen Atomenergieorganisation und Fakultätsmitglied der Nukleartechnik an der Schahid-Beheshti-Universität
Mohammed Mehdi Tehrantschi, Professor für Physik und Präsident der Islamischen Azad-Universität
Fereydun Abbasi, der frühere Leiter des iranischen Atomprogramms
Ali Bakai Karimi, Mansur Asgari und Said Bordschi, Nuklearwissenschaftler
Ein weiterer Wissenschaftler und seine Frau kamen bei einem israelischen Angriff ums Leben.
(mit AFP)
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