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Feuerwehrleute kämpfen gegen das Feuer, das nach einem russischen Luftangriff in Kiew in der Ukraine ausgebrochen ist.

© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/State Emergency Service of Ukraine

Gespräch zu Ende – dann fliegen die Raketen: Kiew meldet schwerste russische Angriffe seit Kriegsbeginn

Nach einem Telefonat mit Putin sagt der US-Präsident, es habe „überhaupt keine Fortschritte“ gegeben. Kurz darauf startet Russland einen massiven Luftangriff auf Kiew.

Stand:

Immer wieder hatte der US-Präsident in den vergangenen Monaten durchblicken lassen, er verliere angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Geduld mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Donald Trump forderte wiederholt die Einstellung der Kämpfe und drohte dem Kremlchef mit Konsequenzen – passiert ist seitdem: nichts. Zumindest gab es für die Führung in Moskau keine spürbaren Folgen, im Gegenteil.

Washington kündigte gerade erst an, dass der ukrainischen Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj bestimmte Raketen und Munition aus US-Beständen, die eigentlich bereits zugesagt waren, doch nicht geliefert werden – wegen Eigenbedarf.

Ob die europäischen Verbündeten diese mutmaßlich entstehenden Lücken, die offenbar vor allem die dringend benötigte Flugabwehr betreffen dürften, auffüllen können, scheint fraglich.

Ich glaube nicht, dass er aufhören will, und das ist wirklich schlimm.

Donald Trump (US-Präsident) über Wladimir Putin

Trump von Gespräch mit Putin enttäuscht

Keine guten Signale für die Ukraine, die aktuell offenbar auch nicht auf weiteren diplomatischen Druck Trumps hoffen darf. Das zumindest lassen die Verlautbarungen über das Telefonat vermuten, das Trump und Putin am Donnerstag führten. Es war das sechste Gespräch, seitdem der Republikaner wieder ins Weiße Haus eingezogen ist.

„Nein, ich habe überhaupt keine Fortschritte mit ihm erzielt“, sagte Trump am Donnerstag auf die Frage eines Reporters, ob er einer Einigung zur Beendigung der russischen Invasion näher gekommen sei. Trump fügte hinzu, dass er „nicht glücklich“ über den anhaltenden Krieg sei.

„Ich glaube nicht, dass er aufhören will, und das ist wirklich schlimm“, sagte Trump der Agentur Reuters zufolge. Er sei sehr enttäuscht von dem Gespräch mit Putin. Drohungen oder Warnungen in Richtung Moskau blieben allerdings aus.

Russland beharrt auf „Erreichen festgelegter Ziele“

Trump bestätigte demnach allerdings, dass am heutigen Freitag ein Telefonat mit Selenskyj geplant sei – und fügte hinzu: „Wir geben ihnen (der Ukraine) Waffen, aber wir haben schon so viele Waffen gegeben. Aber wir geben Waffen. Und wir arbeiten mit ihnen zusammen und versuchen, ihnen zu helfen“, sagte Trump.

Die USA hätten die Waffenlieferungen in die Ukraine nicht vollständig gestoppt, so Trump weiter. Er beschuldigte seinen Vorgänger Joe Biden, Kiew zu viele Waffen geliefert zu haben und damit die US-Armee geschwächt zu haben.

Am Freitag fliehen Senioren in Kiew vor Bränden, die infolge der russischen Raketenangriffe entstanden sind.

© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/State Emergency Service of Ukraine

Der Kreml verbreitete nach dem einstündigem Gespräch Putins ganz eigene Sicht. „Er hat die Bereitschaft der russischen Seite zur Fortsetzung des Verhandlungsprozesses erklärt“, zitierte die Agentur dpa den außenpolitischen Berater des Machthabers, Juri Uschakow, nach dem knapp einstündigen Gespräch.

Demnach wurde dieser dann deutlich: „Unser Präsident sagte, Russland werde seine festgelegten Ziele erreichen, nämlich die Ursachen beseitigen, die zur aktuellen Lage geführt haben“, sagte Uschakow zu Journalisten. „Russland wird diese Ziele nicht aufgeben.“

Russland hat vor mehr als drei Jahren den Krieg gegen sein Nachbarland mit der Begründung begonnen, dass ein Nato-Beitritt der Ukraine die eigene nationale Sicherheit gefährde und dass Moskau die russischsprachige Minderheit im Nachbarland schützen müsse. Zudem stellt Russland inzwischen zusätzlich zur 2014 annektierten Krim Ansprüche auf vier teilweise besetzte Gebiete in der Ost- und Südukraine.

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Drohnen setzte Russland nach Angaben der Ukraine in der Nacht ein.

Kiew meldet massive russische Drohnenangriffe auf Kiew

Nur Stunden nach dem Gespräch folgte dann in der Nacht zu Freitag ein weiterer massiver Luftangriff der Russen. Hauptziel war dieses Mal Kiew. Die ukrainische Hauptstadt mit ihren drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wurde nach Angaben von Selenskyj mit mehr als 550 Geschossen angegriffen.

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Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland in der Nacht insgesamt 539 Kampfdrohnen, sieben Raketen und vier Marschflugkörper gegen sein Nachbarland ein. 270 Geschosse seien abgeschossen worden, 208 weitere durch elektronische Flugabwehr vom Kurs abgebracht, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit.

Auch eine Hyperschallrakete Kinschal („Dolch“) habe das russische Militär auf Kiew abgefeuert. Den Angaben der Ukraine zufolge handelt es sich um den größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn.

Flugabwehrfeuer war stundenlang im Stadtgebiet zu hören.  Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge erfolgten die Angriffe über acht Stunden hinweg und endeten kurz vor 5.00 Uhr morgens. Mindestens 23 Menschen seien verletzt worden, teilten Klitschko und die Militärverwaltung mit.

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„Es sind sehr viele Ziele über Kiew. Wir bekämpfen russische Drohnen in allen Bezirken“, schrieb Tymur Tkatschenko, Leiter der Militärverwaltung der Hauptstadt, im Messenger Telegram. Viele der Ziele seien Wohnhäuser gewesen, fügte er hinzu.

Zudem wurden demnach in zwei Wellen ballistische Raketen auf Ziele abgefeuert. Unbestätigten Angaben nach war ein Hauptziel der Militärflugplatz Wassylkiw südlich von Kiew.

Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha wertete die neuerlichen Angriffe als klares Zeichen dafür, dass Moskau kein Interesse an Frieden habe. Es sei bezeichnend, dass die Angriffe auch nach einem Telefonat zwischen Trump und Putin unvermindert weitergegangen seien.

„Gleich nachdem Putin mit Präsident Trump gesprochen hat“, schrieb Sybiha am Freitag in Onlinemedien. „Und er tut es mit Absicht. (...) Putin zeigt deutlich seine völlige Missachtung der USA und aller, die ein Ende des Krieges fordern.“

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