
© Imago/ANP/Robin Utrecht
Gewalt in Amsterdam: Noch vier Personen in Haft – Festnahmen wegen Angriffen auf Israelis erwartet
Nach einem Fußballspiel in den Niederlanden werden israelische Fans gejagt. Deswegen sei aber noch niemand festgenommen worden, so die Behörden. Man versuche, Verdächtige zu identifizieren.
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Nach den Angriffen propalästinensischer Randalierer auf israelische Fußballfans in Amsterdam sind noch vier Menschen in Haft, darunter zwei Minderjährige. Bisher sei aber noch niemand wegen Gewalt gegen Israelis festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Es werde im Laufe der nächsten Tage aber mit weiteren Festnahmen gerechnet, auch von Verdächtigen, die Israelis angegriffen haben sollen. Spezialisten der Polizei versuchen, Verdächtige auf Videos und Fotos zu identifizieren.
Insgesamt waren am Donnerstag rund um das Fußballspiel von Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv 62 Menschen festgenommen worden. Ein 26 Jahre alter Mann wurde noch am Freitag in Haft genommen. Ihnen wird den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge unter anderem Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen.
Rund 3000 Fans mit Sonderflügen wieder in Israel
Nach Angaben der Behörden handelte es sich um gezielte Angriffen auf die israelischen Fans. Im Internet soll dazu in verschiedenen Foren aufgerufen worden sein.
Viele israelische Fußballfans hatten am Samstag mit Sonderflügen die Heimreise angetreten. Israelische Gesellschaften hätten zunächst vier Flüge ermöglicht, obwohl sie sich normalerweise an die traditionelle jüdische Sabbatruhe von Freitag- bis Samstagabend halten, meldete die niederländische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf die israelische Botschaft in Den Haag.
Insgesamt könnten demnach rund 3.000 Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aus heimkehren. Auch für Sonntag sind Flüge geplant.
Die Angriffe auf die Israelis am Randes eines Spiels in der Europa League zwischen Maccabi Tel Aviv und Ajax Amsterdam in der Nacht zum Freitag hatten international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Die vorwiegend jugendlichen Täter machten laut Behördenangaben aktiv und zielgerichtet Jagd auf Israelis.
Bei den Attacken waren nach Behördenangaben 20 bis 30 Menschen verletzt worden, die meisten leicht. Fünf von ihnen wurden in Krankenhäusern behandelt, aber am Freitag wieder entlassen.
Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema kündigte strenge Sicherheitsmaßnahmen an, um Juden in Amsterdam zu schützen.
Derweil kündigte die niederländische Regierung eine Untersuchung dazu an, ob Warnungen vor Angriffen nicht ernst genug genommen wurden. Laut ANP teilte Justizminister David van Weel dem Parlament in einem Brief mit, der Nationale Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) habe auf mögliche Folgen der zeitlichen Parallelität des Fußballspiels und des Gedenkens an die Pogromnacht vom 9. November 1938 „aufmerksam gemacht“.
Zudem erklärte der Minister, man prüfe, ob Warnsignale aus Israel übersehen oder ignoriert wurden. Ministerpräsident Dick Schoof sagte, er wolle dies mit dem NCTV und den Geheimdiensten besprechen, ehe er sich dazu äußere.
Das Fußballspiel war angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten als Risikospiel eingestuft worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz. Die Polizei wies darauf hin, dass auch Fans des israelischen Klubs randaliert und provoziert hätten.
So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei allerdings in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.
Es gibt auch Videos, auf denen Gewalttaten von israelischen Fans zu sehen sind. Eine Amsterdamer Fotografin hatte gefilmt, wie eine Gruppe von etwa 150 Maccabi-Fans Menschen angegriffen hatte. Diese Bilder waren von verschiedenen internationalen Medien gezeigt worden – zunächst fälschlicherweise als Beweise für Gewalt gegen Israelis. (dpa)
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