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Auch für Greta Thunberg gab es Sandwiches und Wasser.

© REUTERS/Israel Foreign Ministry via X

Greta Thunberg, Gaza und die „Freedom Flotilla“: Ein Segeltörn für Selbstdarsteller

Aktivisten hatten sich per Boot auf den Weg nach Gaza gemacht. Ihr Ziel: Israels Blockade durchbrechen. Doch die Aktion war vor allem eine PR-Show in eigener Sache.

Christian Böhme
Ein Kommentar von Christian Böhme

Stand:

Es ist gekommen, wie es kommen musste. Israel hat die „Madleen“ kurz vor dem Gazastreifen gestoppt – und das offenkundig ohne Gewalt. Das Schiff mit ein paar Hilfsgütern werde an die Küste des jüdischen Staats geschleppt, heißt es.

Von den israelischen Behörden verbreitete Fotos zeigen Soldaten, die an die zwölf Reisenden Wasserflaschen und belegte Brote verteilen. Das Außenministerium in Jerusalem erklärte: „Alle Passagiere der ‚Selfie-Jacht‘ sind wohlauf und unverletzt. Die Show ist vorbei.“

Die Wörter „Selfie-Jacht“ und „Show“ werden die Aktivistinnen und Aktivisten um Greta Thunberg nicht gerne hören oder lesen. Sie nennen das Eingreifen der israelischen Marine eine „Entführung“.

Eine dramatisierende Übertreibung. Denn Thunberg und Co. werden wohl einfach in ein Flugzeug Richtung Heimat gesetzt. So endet recht unspektakulär ein Segeltörn für Selbstdarsteller.

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Wer in den vergangenen Tagen nach Bildern der ikonischen Klima-Kämpferin Thunberg suchte, bekam oft eine junge Frau zu sehen, die lächelnd unter blauem Himmel auf einem kleinen Schiff saß, das von Sizilien aus das Mittelmeer überquerte.

Palästina und Publicity

Begleitet wurde die 22-Jährige unter anderem vom ,Brasilianer Thiago Avila, der den getöteten Chef der Terrormiliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, einen „Märtyrer“ genannt hat. Mit an Bord war auch die Berlinerin Yasemin Acar. Gegen sie hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, weil sie verbotene Hamas-Parolen benutzt und Polizisten angegriffen haben soll.

Auch die am Bug gehisste Palästina-Fahne machte deutlich, wohin die Publicity-Reise gehen sollte. Das Boot mit den erklärten Israel-Gegnern an Bord wollte vor allem eines: den jüdischen Staat als Kriegsverbrecher öffentlichkeitswirksam bloßstellen.

Das wird keiner der Frauen und Männer an Bord eingestehen. Sie geben vor, die Welt wachrütteln, die Aufmerksamkeit auf die Not der Menschen in Gaza lenken zu wollen.

Sollte eine Eskalation herbeigeführt werden?

Das ist an sich nichts Verwerfliches, im Gegenteil: Tod, Hunger, Vertreibung – der Küstenstreifen gleicht einem verwüsteten, lebensfeindlichen Notstandsgebiet.

Botschaft mit Fahne: Auf der „Madleen“ war eine Palästina-Fahne gehisst.

© dpa/Salvatore Cavalli

Thunberg und ihre Mitstreiter wollten helfen, behaupten sie. Mit ein wenig Milchpulver, Hygienekits und Handprothesen? Schon das macht deutlich: Es ging ihnen nicht um konkrete Unterstützung, die Leid lindern kann.

Vielmehr sollte das Boot der „Freedom Flotilla“ die israelische Blockade für Hilfslieferungen „durchbrechen“ und den „Völkermord“ im Gazastreifen für alle sichtbar machen. Dabei war von Anfang an klar, dass Israel nicht zulassen würde, dass die „Madleen“ anlandet.

Ende einer Reise. Als die israelische Armee an Bord kommt, heben die Passagiere ihre Hände.

© AFP PHOTO / FREEDOM FLOTILLA COALITION

Das wussten auch die zwölf Passagiere. In einem Statement auf Instagram hieß es: „Wenn die israelische Armee humanitäre Boote angreift, wenn Israel humanitäre Freiwillige tötet, und die Welt schweigt, was sagt das dann über uns?“

Klingt, als ob man es geradezu darauf angelegt hatte, dass Soldaten ihnen Gewalt antun. Sollte eine Eskalation gezielt herbeigeführt werden, wie vor 15 Jahren, als die „Mavi Marmara“ vor der Küste des Gazastreifens von der israelischen Marine abgefangen wurde und zehn türkische Aktivisten ums Leben kamen?

Träfe das zu – und dieses Eindrucks kann man sich nur schwerlich erwehren – zeigt das, wie gefährlich dreist, unfassbar verantwortungslos und vor allem selbst entlarvend diese PR-Aktion war.

Und: Sie nützt keiner einzigen Palästinenserin oder Palästinenser, die sich in Gaza vor Bomben in Sicherheit bringen müssen und nicht wissen, woher sie die nächste Mahlzeit bekommen sollen.

So schrumpft die Meeresüberquerung im Namen der Palästina-Solidarität zu einem arg simpel gestrickten Propaganda-Ausflug zusammen. Vielleicht war nichts anderes zu erwarten. Denn Worte des Mitgefühls für die Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 sind bis heute von Greta Thunberg nicht zu hören gewesen.

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