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JD Vance

© REUTERS/KEVIN LAMARQUE

Hitler-Verehrung, Rassismus, Gaskammer-Posts: Geheime Chats offenbaren, was Trumps Partei-Nachwuchs denkt – JD Vance spricht von „Kinderwitzen“

Eine Exklusiv-Recherche von „Politico“ zeigt, was junge Führungsspitzen der Republikanischen Partei sagen, wenn scheinbar niemand zuhört. Fast 3000 Chatnachrichten wurden ausgewertet.

Stand:

„Großartig, ich liebe Hitler“ und „Wenn dieser Chat auffliegt, sind wir geliefert“: Schon beim Schreiben sorgten sich die Führungsspitzen der Republikanischen Jugend in den USA, was geschehen würde, sollten ihre Textnachrichten je geleakt werden.

Das hielt die jungen Politiker aus New York, Kansas, Arizona und Vermont jedoch nicht davon ab, weiterzumachen, wie eine exklusive Recherche von „Politico“ zeigt. Der Nachrichtenseite wurden Tausende Chatnachrichten von hochrangigen Jugendvertretern der Republikanischen Partei zugespielt. Was diese Gespräche offenbaren, sagt viel aus über die Gesinnung von Amerikas konservativem Nachwuchs. Über das, was sie zu sagen bereit sind, wenn sie glauben, dass niemand zuhört.

Schwarze bezeichnen sie in den Nachrichten als „Affen“ und „Wassermelonenmenschen“. Sie witzeln darüber, ihre politischen Gegner in Gaskammern zu stecken, Feinde zu vergewaltigen und in den Selbstmord zu treiben. Republikanische Politiker, die die Sklaverei unterstützen, loben sie hingegen. Über den Fall um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und seine möglichen Verbindungen zu US-Präsident Donald Trump machen sie sich lustig.

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„Politico“ hat die Chatverläufe ausgewertet und zusammengefasst, insgesamt mehr als 2900 Seiten mit Nachrichten, die von Anfang Januar bis Mitte August über den Dienstleister Telegram verschickt wurden:

  • William Hendrix, der stellvertretende Vorsitzende der Kansas Young Republicans, verwendete demnach in dem Chat mehr als ein Dutzend Mal das N-Wort oder Varianten dieser rassistischen Beleidigung. 
  • Bobby Walker, damals stellvertretender Vorsitzender der New York State Young Republicans, bezeichnete Vergewaltigungen als „episch“. 
  • Peter Giunta, damals Vorsitzender derselben Organisation, schrieb in einer im Juni versendeten Nachricht, dass „jeder, der mit Nein stimmt, in die Gaskammer kommt“. Dabei bezog er sich offenbar auf eine bevorstehende Abstimmung darüber, ob er Vorsitzender der Young Republican National Federation werden sollte. Diese republikanische Organisation umfasst 15.000 Mitglieder zwischen 18 und 40 Jahren. „Ich werde einige der schlimmsten physischen Foltermethoden entwickeln, die die Menschheit kennt. Wir wollen nur wahre Gläubige“, fuhr er fort.
  • „Können wir die Duschen reparieren? Gaskammern passen nicht zur Ästhetik Hitlers“, antwortete Joe Maligno, der sich zuvor als General Counsel der New York State Young Republicans vorgestellt hatte. „Wir tun so, als würden wir sie mögen: ,Hey, kommt rein. Nehmt eine Dusche und entspannt euch.’ Boom, tot sind sie.“
  • „Ich bin bereit, jetzt zuzusehen, wie Menschen verbrannt werden“, befand Annie Kaykaty, Mitglied des Nationalkomitees von New York.

Die rassistische, antisemitische und gewaltverherrlichende Rhetorik zeugt von einer Verrohung unter jenen, die sich als nächste Führungskräfte der republikanischen Partei in Position bringen wollen. Zugleich dokumentieren die Nachrichten eine Kampagne der jungen Trump-Unterstützer zur Übernahme der nationalen Organisation der Young Republicans. Viele der Chat-Mitglieder sind laut „Politico“ bereits in der Regierung oder Partei tätig, einer von ihnen, Samuel Douglass, ist sogar Senator des Bundesstaates Vermont.

Mindestens eine Person im Chat arbeitet laut „Politico“ in der Trump-Regierung: Michael Bartels, der seinem LinkedIn-Profil zufolge als Senior Advisor im Büro des General Counsel der US-Behörde für Kleinunternehmen tätig ist. Bartels äußerte sich im Chat nicht besonders häufig, widersprach aber auch nicht den beleidigenden Äußerungen darin. Damit konfrontiert, lehnte er eine Stellungnahme ab. Auch Dwyer, Kaykaty, Maligno und Hendrix wollten sich zu den Anschuldigungen nicht äußern.

Infolge der Recherche habe ein Mitglied des Chats seinen Job verloren, bei einem weiteren sei ein Stellenangebot zurückgezogen worden, heißt es in dem Artikel.

Eine Rufmordkampagne?

Giunta hingegen geht in die Offensive. Er behauptet, die Veröffentlichung des Chats sei Teil einer „hochgradig koordinierten, einjährigen Rufmordkampagne unter der Führung von Gavin Wax und dem New York City Young Republican Club“ – eine Anspielung auf einen einst verdeckten internen Machtkampf, der nun offen ausgetragen wird.

„Diese Protokolle wurden durch Erpressung beschafft und ,Politico’ von denselben Leuten zur Verfügung gestellt, die sich gegen mich verschworen haben“, erklärte er. „Am entmutigsten ist, dass trotz meiner unerschütterlichen Unterstützung für Präsident Trump seit 2016 einige Mitglieder seiner Regierung – darunter Gavin Wax – sich an dieser Verschwörung beteiligt haben, um mich öffentlich zu ruinieren, nur weil ich sie privat herausgefordert habe.“

Wax, ein Mitarbeiter im Außenministerium unter Trump, leitete früher den New York Young Republican Club – eine separate, in der Stadt ansässige Gruppe, die in Auseinandersetzungen mit der staatlichen Organisation, den New York State Young Republicans, steht. Auch er wollte den Fall auf Anfrage von „Politico“ nicht kommentieren.

JD Vance reagiert gelassen

Reaktionen gibt es inzwischen aber auf höchster Ebene: Vize-Präsident JD Vance spielte den Chat herunter. „Die Realität ist, dass Kinder dumme Dinge tun, insbesondere junge Jungen“, sagte Vance in der „Charlie Kirk Show“. „Sie erzählen provokante, beleidigende Witze. Das tun Kinder nun einmal. Und ich möchte wirklich nicht, dass wir in einem Land aufwachsen, in dem ein Kind, das einen dummen Witz erzählt – einen sehr beleidigenden, dummen Witz –, sein Leben ruiniert bekommt.“

Prominente New Yorker Republikaner, darunter die Abgeordnete Elise Stefanik und der Minderheitsführer im Senat des Bundesstaates, Rob Ortt, hingegen verurteilten den Chat.

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