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Rauch steigt auf über der iranischen Hauptstadt Teheran nach israelischen Angriffen.

© AFP/-

Jahrelange Vorbereitung von Israel: Iranische Verteidigung völlig überrumpelt – so lief Operation „Rising Lion“ ab

Hunderte Kampfjets, eingeschmuggelte Spezial- und Drohnenkommandos: Wie Israel es schaffte, Irans Luftabwehr zu überwinden, wichtige Ziele zu treffen und hochrangige Militärs auszuschalten.

Stand:

Es war kurz vor Tagesanbruch im Iran, als die Staatsmedien mehrere Explosionen rund um Teheran und in der Hauptstadt selbst meldeten. Wenig später bestätigte Israels Armee die Angriffe, es sind die bisher größten in der Auseinandersetzung der beiden Länder. Im Morgengrauen wurde Teheran dann schon von einer zweiten Explosionswelle erschüttert.

Israels Militärsprecher Effie Defrin erklärte am Freitagmorgen, mehr als 200 Kampfflugzeuge seien im Einsatz gewesen und mehr als 100 Ziele angegriffen worden. Es war der Auftakt zu einer mehrtägigen Operation. Das Ziel: Irans Atomanlagen zu zerstören.

Was bisher über den Ablauf der Operation und die Vorbereitungen bekannt ist.

Um kurz vor drei Uhr nachts wurden Israelis auf ihren Handys gewarnt: „Extreme Alarmbereitschaft“. Israels Militär führe gerade einen Angriff auf den Iran durch. Zu diesem Zeitpunkt waren die israelischen Kampfjets im Luftraum über dem Irak gerade dabei, den ersten Teil ihrer Mission im Iran zu erfüllen. In den Stunden darauf folgten weitere Angriffswellen auf Ziele im ganzen Land:

  • In der Nähe von Teheran wurden mindestens sechs Ziele angegriffen. Die ersten Explosionen ereigneten sich gegen 3:20 Uhr Ortszeit. Unter den Zielen waren Militärstützpunkte und auch Wohngebäude, wohl von Militärs und Wissenschaftlern. Bei den Angriffen wurden mehrere hochrangige Armeegeneräle und Atomforscher getötet.
  • Israel griff in Natans außerdem eine von zwei Irans wichtigsten Atomanlagen an. Unklar ist bisher, ob nur die Flugabwehr rund um die Anlage oder auch die Anlange selbst getroffen wurde. Die ersten Explosionen ereigneten sich kurz nach 4 Uhr Ortszeit, kurz vor 6 Uhr folgte eine zweite Welle. Auch Irans Atomanlage in Fordow wurde Ziel der Angriffe.
  • Außerdem wurde ein Zentrum für Raketenentwicklung in Bid Kaneh angegriffen. Insgesamt wurden rund ein Dutzend Orte im Nordwesten des Iran Ziel der Attacke.

Bis zum frühen Morgen flogen die israelischen Jets insgesamt fünf Angriffswellen über dem Iran. Dabei seien 330 verschiedene Munitionsarten eingesetzt worden, erklärte ein Sprecher der Armee. Die israelischen Jets schossen dabei wohl die meisten Raketen aus dem irakischen Luftraum ab. Im Irak, darunter auch über Bagdad, waren in den vergangenen Stunden am Himmel immer wieder laute Knallgeräusche zu hören.

Ein Luftabwehrgeschütz nahe der iranischen Atomanlage in Isfahan.

© REUTERS/WANA

Die eigentliche Überraschung an dem Angriff: Israelische Kampfjets drangen in größerer Zahl auch in den iranischen Luftraum vor und flogen laut Augenzeugen rund eine Stunde über Teheran. In der Zeit ereigneten sich mehr als ein Dutzend Explosionen in Irans Hauptstadt. Die dicht gestaffelte iranische Luftabwehr lahmzulegen, war dabei Aufgabe des israelischen Geheimdienstes Mossad.

Der Mossad bereitete die Operation im Iran vor

Laut Medienberichten aus Israel und den USA führte der Mossad mehrere Operationen im Iran aus, um die Luftabwehr des Landes und Raketensysteme auszuschalten. Die Vorbereitungen dafür hätten mehrere Jahre gedauert, heißt es. Konkret wurden die Planungen laut der US-Nachrichtenseite „Axios“ im vergangenen Oktober. Die Israelis bauten im Iran eine geheime Drohnenbasis auf, schmuggelten Präzisionswaffen und Spezialkommandos ins Land. Mossad-Agenten sind sogar auf Videos zu sehen, wie sie im Iran operieren.

Die Drohnen wurden in der Nacht aktiviert, sie zerstörten unter anderem Raketenbasen in Asfaqabad nahe Teheran, von denen Marschflugkörper gegen Israel abgeschossen werden können. Das verhinderte einen direkten iranischen Gegenschlag auf Israel. Die Luftabwehr wurde laut der Zeitung „Times of Israel“ (TOI) mit nicht näher beschriebenen Waffensystemen ausgeschaltet, die mit Autos in den Iran geschmuggelt wurden. Das erlaubte den israelischen Jets weitgehende Bewegungsfreiheit im iranischen Luftraum.

Mossad-Kommandos schalteten gleichzeitig weitere Luftabwehrsysteme im Zentraliran aus. In der ersten Angriffswelle nahmen auch die israelischen Jets verbliebene Luftabwehrsysteme ins Visier. Die Operationen hätten auf „bahnbrechendem Denken, kühner Planung und dem chirurgischen Einsatz fortschrittlicher Technologien, Spezialkräften und Agenten, die im Herzen des Irans operierten“ beruht, erklärte ein israelischer Beamter der TOI.

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Auch am Vormittag griffen israelische Jets weiter im Iran an und zerstörten laut der israelischen Armee Luftabwehr- und Radarsysteme. Das würde den Weg für weitere Angriffe frei machen.

Wie israelische Journalisten berichten, erhoben die USA keinen Einspruch gegen die Operation, wollten sie aber auch nicht unterstützen. Der Name für die Operation „Rising Lion“ spielt auf einen Vers in der Bibel an, der die Stärke und die Macht Israels vorhersagt. Premierminister Benjamin Netanjahu hatte am Donnerstag einen handschriftlichen Zettel mit den Worten „Das Volk wird sich erheben wie ein Löwe“ in einen Spalt der Klagemauer gesteckt.

Netanjahu steckt einen Zettel in die Klagemauer, der Israels Operation gegen den Iran ankündigt.

© AFP/Ziv Koren

Unklar ist bisher, wie groß die Schäden für Irans Atomprogramm sind. So ist Irans wohl wichtigste Atomanlage in Fordow, die nahe der heiligen Stadt Ghom südlich von Teheran liegt, stark befestigt. Laut „New York Times“ liegt sie rund 800 Meter tief in einem Berg und besitzt die fortschrittlichsten Zentrifugen des Iran. Israel verfügt laut Militäranalysten über keine Bomben, die so tief in den Berg eindringen können.

Ohne Unterstützung der US-Armee wäre eine Zerstörung unmöglich, schreibt die „Washington Post“ unter Berufung auf US-Beamte. Westliche Geheimdienste erfuhren 2009 von der Existenz der Anlage. In Natans dagegen liegen die Zentrifugen rund 50 Meter unter der Erde und sind vor allem mit Beton geschützt. Laut aktuellen Berichten wurde sie „schwer beschädigt“.

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