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Kein Einfrieren des Krieges: Selenskyj lehnt Lösung nach Korea-Vorbild ab
Putin wolle die Ukraine vernichten und nicht verhandeln. Daher müsse er zum Frieden gezwungen werden, betonte Selenskyj. Dafür warb der ukrainische Präsident für mehr internationale Hilfe.
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach seiner Teilnahme am Treffen der Ramstein-Kontaktgruppe deutlich gemacht, dass er strikt gegen Vorschläge ist, den Krieg gegen Russland einzufrieren. Selenskyj, der am Freitag aus Deutschland nach Italien geflogen war, sagte bei einem Auftritt auf dem Ambrosetti-Forum am Como-See, er lehne eine Lösung nach dem Vorbild des Koreakrieges ab.
Verhandlungen mit Russland werde es zudem nur aus einer Position der Stärke heraus geben. Kremlchef Wladimir Putin, dem Selenskyj ein „krankes Hirn“ attestierte, wolle die Ukraine einfach nur vernichten und nicht verhandeln. Daher müsse er zum Frieden gezwungen werden, betonte Selenskyj.
Ein Abkommen zum Waffenstillstand beendete 1953 den Koreakrieg, der 1950 begonnen hatte. Das Abkommen besiegelte nicht nur die innerkoreanische Grenze entlang des 38. Breitengrads, sondern hatte auch die Schaffung einer vier Kilometer breiten entmilitarisierten Zone zur Folge. Ein Friedensvertrag wurde jedoch bis heute nicht abgeschlossen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach einem Treffen mit Selenskyj den Beistand der Bundesrepublik für die Ukraine bekräftigt. „Deutschland ist und bleibt der stärkste Unterstützer der Ukraine in Europa. So lange wie es nötig ist“, schrieb Scholz am Freitag im Onlinedienst X. An Selenskyj gerichtet schrieb er, es sei „ein gutes Treffen heute in Frankfurt“ gewesen.
Zwölf weitere Panzerhaubitzen aus Deutschland
Der ukrainische Staatschef war zuvor angesichts der schwierigen Lage an der Front und verheerender russischer Luftangriffe überraschend nach Deutschland gereist, um bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein persönlich für mehr internationale Hilfe zu werben. Später kam Selenskyj zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Scholz in Frankfurt am Main zusammen.
Deutschland unterstützt die Ukraine mit zwölf weiteren Panzerhaubitzen 2000 im Wert von 150 Millionen Euro. Die ersten sechs der modernen Artilleriegeschütze mit einer Reichweite von 30 bis 56 Kilometern sollen noch dieses Jahr geliefert werden. Weitere sechs sollen nächstes Jahr folgen.
Die in Ramstein offiziell verkündeten Zusagen über weitere militärische Hilfen waren jedoch hinter den Erwartungen Kiews zurückgeblieben, zudem wurde die erhoffte Erlaubnis der Verbündeten zum Einsatz von weitreichenden Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet nicht erteilt.
Der ukrainische Präsident bekräftigte, dass die Streitkräfte seines Landes nur militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet mit weitreichenden Waffen angreifen wollten. „Wir wollen diese weitreichenden Waffen nur für militärische Ziele von 100 bis 300 Kilometer Entfernung einsetzen, das ist alles“, sagte er. „Wir greifen niemals, niemals ihre zivile Infrastruktur an.“ (dpa, Tsp)
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