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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin.

© IMAGO/ZUMA Wire

Prigoschin befürchtet Einkesselung: Wagner-Söldner stehen in Bachmut schwer unter Druck

Die russische Söldnertruppe Wagner verliert Kämpfer und Munition bei den Gefechten um Bachmut schwinden. Die ukrainischen Einheiten erzielen mit Gegenangriffen Geländegewinne.

Nach wochenlangen schweren Gefechten und immer neuen Positionsverlusten in der umkämpften Stadt Bachmut haben ukrainische Einheiten erstmals wieder größere Geländegewinne erzielt.

Die bis dahin erfolgreiche russische Söldnertruppe Wagner gerät dabei immer stärker in Bedrängnis, wie ihr Chef Jewgeni Prigoschin am Mittwochabend einräumte. Seine Kämpfer seien in akuter Gefahr, eingekesselt zu werden.

Kiew: Russische Truppen um zwei Kilometer zurückgedrängt

Die ukrainische Armee hat die russischen Truppen bei Bachmut nach eigenen Angaben stellenweise weit zurückgedrängt. „Wir führen dort effektive Gegenangriffe“, teilte der ukrainische Heereskommandeur Olexander Syrskyj am Mittwochabend auf Telegram mit. An einigen Frontabschnitten der seit Monaten schwer umkämpften Stadt im Osten der Ukraine seien die russischen Truppen um bis zu zwei Kilometer zurückgewichen.

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Nach Syrskyjs Darstellung sind die bei Bachmut eingesetzten Wagner-Kampfverbände an einigen Abschnitten durch reguläre russische Armee-Einheiten ersetzt worden. Diese weniger gut ausgebildeten Einheiten seien nun geschlagen worden, sagte Syrskyj. Allerdings gehe die Schlacht um Bachmut weiter.

Ukrainische Soldaten tragen «Igla»-Raketenwerfer zu ihrer Stellung in Bachmut.
Ukrainische Soldaten tragen «Igla»-Raketenwerfer zu ihrer Stellung in Bachmut.

© dpa/Roman Chop

Die Angaben der ukrainischen Militärs zu ihren Erfolgen konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Söldner-Chef Prigoschin befürchtet Einkesselung bei Bachmut

Der Chef der Söldnertruppe Wagner befürchtet eine Einkesselung seiner Einheit in den Kämpfen um Bachmut. „Angesichts fehlender Munition droht sich der „Fleischwolf“ nun in umgekehrter Richtung zu drehen“, schrieb Prigoschin am Mittwochabend auf Telegram.

Wegen hoher Verluste habe Wagner den Flankenschutz regulären Einheiten der russischen Armee überlassen müssen, die nach den Berichten ukrainischer Militärs deutlich zurückgedrängt wurden. „Es besteht jetzt die ernsthafte Gefahr der Einkesselung von Wagner durch den Zusammenbruch der Flanken“, schrieb Prigoschin. „Und die Flanken weisen bereits jetzt Risse auf und bröckeln.“

Die Ukraine erwehrt sich seit über 14 Monaten einer russischen Invasion. Die von ukrainischen Truppen gehaltene Stadt Bachmut im Gebiet Donezk ist seit Monaten ein Schwerpunkt der Kampfhandlungen. Seit Wochen wird eine größere Gegenoffensive der ukrainischen Armee erwartet.

Bundesregierung will Wagner-Söldner nicht als Terrorgruppe einstufen

Die Bundesregierung sieht derzeit offenbar keine rechtliche Möglichkeit, die Söldnergruppe Wagner als Terrororganisation einzustufen. Das berichtet die „FAZ“ und bezieht sich auf eine Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Frage aus der Unionsfraktion. „Die rechtlichen Voraussetzungen für eine EU-Listung als Terrororganisation sind hoch“, heißt es. 

Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.

© LIBKOS/AP/dpa

Großbritannien hingegen will die russische Söldnertruppe Wagner formell als terroristische Organisation einstufen, um den Druck auf Russland zu erhöhen, berichtet die Zeitung „The Times“. Der Beschluss würde es ermöglichen, Wagner mit gezielten Sanktionen zu belegen. 

Zuvor hatte das französisches Parlament am Dienstag erklärt, die Wagner PMC zur „terroristischen Vereinigung“ zu deklarieren. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. Der russischsprachigen Ausgabe der BBC zufolge sei die Entscheidung zwar nicht bindend, spiegele aber „die Einigkeit des gesamten Spektrums der französischen politischen Kräfte in dieser Frage wider“.

Generalstab: Russen plündern Industriezonen bei Saporischschja

Parallel zur Evakuierung der Zivilbevölkerung in der von ihnen kontrollierten Region Saporischschja im Süden der Ukraine haben die russischen Besatzer nach Angaben aus Kiew auch mit Plünderung und Demontage in den dortigen Industriezonen begonnen. In Enerhodar seien alle medizinischen Einrichtungen der Stadt vollständig geplündert worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Die gesamte medizinische Ausrüstung sei nach Simferopol auf die ebenfalls besetzte Halbinsel Krim gebracht worden, die Russland 2014 annektiert hatte. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja (Archvibild).
Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja (Archvibild).

© dpa/-

In Erwartung einer ukrainischen Offensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete haben die russischen Besatzungsbehörden vor einiger Zeit begonnen, die Zivilbevölkerung aus der Umgebung des von Besatzungstruppen kontrollierten Atomkraftwerks Saporischschja in Richtung Süden zu evakuieren.

Tschechien liefert zwei Flugabwehrsysteme an Ukraine

Tschechien überlässt der Ukraine zwei Flugabwehrraketensysteme des sowjetischen Typs 2K12 Kub. Die Lieferung umfasse eine „relativ große Zahl an Raketen“, sagte der tschechische Präsident Petr Pavel. Die Ukraine könne diese Technik sofort einsetzen, da ihre Soldaten mit ihr vertraut seien. Das System kann etwa Panzerverbände vor Angriffen aus der Luft schützen. Als weitere Möglichkeit brachte der Ex-General Überlegungen ins Spiel, Kiew leichte Kampfjets vom Typ Aero L-159 bereitzustellen.

Selenskyj: Russische Tyrannei wird nirgendwo herrschen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versprach seinen Landsleuten, die russischen Besatzer mit ausländischer Unterstützung restlos aus dem Land zu vertreiben. „Wir werden dem Feind nicht ein einziges Stück unseres Landes überlassen - die Tyrannei wird nirgendwo herrschen“, sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner allabendlichen Videoansprache. „Vergessen wir nicht, dass jeder Tag, an dem sich der Besatzer auf unserem Land aufhält, für ihn eine Versuchung darstellt, zu glauben, dass er Erfolg haben wird“, sagte Selenskyj. „Er wird keinen Erfolg haben! Wir müssen Freiheit, Sicherheit und Europa in das gesamte ukrainische Land zurückbringen.“

Schon jetzt werde der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes mit ausländischer Hilfe vorbereitet, sagte Selenskyj – von Wirtschaft und Industrie über Rüstung, Energie, Infrastruktur und Bildung bis hin zu Sozialem und zum Gesundheitswesen. „Jetzt, im Mai, werden wir die konkreten Punkte dieser staatlichen Programme abschließen, und im Juni werden wir mit unseren (ausländischen) Partnern an unseren Plänen arbeiten“, sagte Selenskyj. „Hier, in der Ukraine, wird die Welt sehen, wozu Europa fähig ist.“ (dpa, Reuters, Tsp)

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