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„Könnte Folgen für die Umwelt haben“: Thunberg nach Farb-Protestaktion aus Venedig verbannt – Gouverneur widerspricht Behörden
In Venedig kippten Aktivisten von „Extinction Rebellion“ grüne Farbe in den Kanal. Behörden und Umweltschützern zufolge soll sie nicht umweltschädlich sein. Doch der Gouverneur sieht das anders.
Stand:
Nachdem die internationale Staatengemeinschaft es bei der am Samstag zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien versäumt hat, zentrale Entscheidungen für mehr Klimagerechtigkeit zu voranzutreiben, kritisierten zahlreiche Umweltorganisationen den Ausgang des Gipfels.
Auch die radikale Umweltschutzbewegung „Extinction Rebellion“ machte ihrem Unmut Luft und färbte den berühmten Canal Grande in der italienischen Lagunenstadt Venedig am Samstag grün, nachdem sich die Delegierten in Brasilien nicht auf ein Abkommen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen einigen konnten.
Auch die bekannte Klimaaktivistin Greta Thunberg nahm an der Protestaktion teil. Zusammen mit anderen Mitgliedern von „Extinction Rebellion“ schüttete die Schwedin einen fluoreszierenden Farbstoff in den Canal Grande, der das Wasser darin leuchtend grün färbte. Auf der berühmten Rialto-Brücke entrollten sie ein Banner mit der Aufschrift „Stop Ecocide“ (deutsch: „Stoppt den Ökozid“) und machten lautstark auf die „massiven Folgen des Klimakollapses“ aufmerksam.

© AFP/Extinction Rebellion
Thunberg trug bei der Protestaktion eine Kufiya, also einen gemeinhin als Palästinensertuch bekannten Schal. Der Aufruf „Stop Ecocide“ erinnert in seinem Wortlaut stark dem Slogan „Stop Genocide“ – ein Appell, der aktuell besonders prominent im Kontext des Gaza-Krieges verwendet wird.
Neben der Grünfärbung des Kanals veranstalteten die Klimaaktivisten eine Art Flashmob, bei dem die Teilnehmenden rote, venezianisch anmutende Kostüme mit weißen Masken trugen und in einem Demonstrationszug schweigend durch die Straßen zogen.
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Thunberg bekommt Einreiseverbot für Venedig
Thunberg und rund 35 Aktivisten von „Extinction Rebellion“ wurden von den italienischen Behörden nach der Aktion mit einer Geldstrafe von jeweils 150 Euro belegt. Ferner erhielten die Umweltschützer im Nachgang ein 48-stündiges Einreiseverbot für Venedig und wurden angewiesen, die Lagunenstadt zu verlassen.
Der Gouverneur von Venetien, Luca Zaia, verurteilte die Aktion der Klimaaktivisten als eine „respektlose Geste gegenüber unserer Stadt, ihrer Geschichte und ihrer Zerbrechlichkeit“, wie unter anderem die britische Tageszeitung „Daily Mail“ berichtete. Thunberg warf er in dem Zusammenhang vor, „sich selbst in den Vordergrund zu rücken“, anstatt das Bewusstsein für die Umwelt zu schärfen.

© AFP/Extinction Rebellion
Behörden: Farbstoff wohl nicht umweltschädlich
Wie die Aktivisten von „Extinction Rebellion“ berichteten, habe es sich bei dem Farbstoff, der zur Grünfärbung in den Canal Grande gekippt wurde, explizit um eine umweltfreundliche und unschädliche Farbe gehandelt. „Der visuell eindrucksvolle Protest wurde mit Fluorescein durchgeführt, einem völlig harmlosen Natriumsalz, das Höhlenforscher und Taucher regelmäßig zur Überwachung von Strömungen in Flüssen verwenden“, schrieb der italienische Organisationsableger auf seiner Webseite.
Die Bozener Nachrichtenseite „Südtirol News“ berichtete außerdem, dass nach der Protestaktion keine Umweltstrafen verhängt worden seien, da der verwendete Farbstoff Behördenangaben zufolge nicht umweltschädlich sei.
Zaia bezeichnete den Protest anschließend dennoch als „eine Aktion, die Folgen für die Umwelt haben könnte“. Nähere Angaben zur Zusammensetzung des Farbstoffs oder darauf, auf welche Informationen sich seine Annahme stützt, machte der Politiker der rechtspopulistischen Partei Lega allerdings nicht.
Neben Venedig veranstalteten die Klimaaktivisten von „Extinction Rebellion“ nach der COP30-Konferenz in anderen italienischen Städten ähnliche Aktionen, bei denen mitunter Flüsse, Kanäle oder etwa Brunnen grün eingefärbt wurden. Die Proteste fanden nach Angaben der Organisation in Bologna, Padua, Parma, Genua, Palermo, Mailand, Triest, Turin und Taranto statt. Bereits vor zwei Jahren, kurz nach der COP28 in Dubai, hatte die Organisation die Gewässer in einigen italienischen Städten grün gefärbt - damals waren es allerdings nur insgesamt fünf Städte.
„Extinction Rebellion“ kritisiert Italiens Klimapolitik
Eine Sprecherin von „Extinction Rebellion“ sagte am Samstag in Venedig: „Auch in diesem Jahr gehörte Italien beim Gipfel zu den Ländern, das die ambitioniertesten Maßnahmen am stärksten behinderten.“ Die Organisation kritisiert, dass neben Polen auch das Land Italien einen Abkommensentwurf zum Ausstieg aus fossilen Brennstoff ablehnte.
In Taranto kommentierte eine andere Aktivistin der Klimaschutzorganisation: „Lasst uns symbolisch die Gewässer Italiens grün färben. Von ihnen werden täglich viele durch Industrien verschmutzt, die von unserer eigenen Regierung unterstützt werden. Genau in so eine Welt treibt uns die aktuelle Klimapolitik.“
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