
© Reuters/Hatem Khaled
Kurz vor ihrer Hochzeit: Fotojournalistin Fatima Hassouna stirbt bei israelischem Luftangriff
Ein Dokumentarfilm über ihr Leben im Gazakrieg wird bald in Cannes gezeigt. Doch das wird die Fotografin Fatima Hassouna nicht mehr erleben. Sie wurde bei einem israelischen Luftangriff getötet.
Stand:
Die letzten vergänglichen „Stories“ auf Instagram der Fotografin Fatima Hassouna sind verschwunden. Sie hatte den Sonnenuntergang über dem Mittelmeer aufgenommen.
Ansonsten dokumentierte die 25-Jährige seit 18 Monaten Raketenangriffe, Flüchtlingszüge, Tod und Verzweiflung im Gazastreifen, aber auch kleine freudige Momente.
Über ihr Leben und ihren Blick auf den Krieg hat die Filmemacherin Sepideh Farsi einen Dokumentarfilm gemacht, der beim Festival in Cannes im Mai Weltpremiere haben soll.
Wohnhaus der Familie bombardiert
Doch das wird die junge Palästinenserin nicht mehr erleben: Zusammen mit zehn Angehörigen ist sie am Mittwoch getötet worden, als die israelische Armee das Wohnhaus der Familie in Al-Touffah in Gaza-Stadt bombardierte.
Die Absolventin des Multimedia-Studiengangs der Fachhochschule von Gaza ist damit eine der etwa 200 palästinensischen Journalistinnen und Journalisten, die seit Beginn der israelischen Offensive gegen den Gazastreifen getötet wurden.
Die israelische Armee gab laut Medienberichten auf Nachfrage an, der Angriff habe einem Hamas-Mitglied gegolten.
Täglicher Austausch mit Regisseurin in Frankreich
Seit einem Jahr war Hassouna fast täglich in Kontakt mit der iranischen Filmemacherin Sepideh Farsi, die in Frankreich im Exil lebt. Auf der Basis der Videogespräche, der gesendeten Fotos und der Sprachnachrichten hat Farsi den Dokumentarfilm „Put Your Soul on Your Hand and Walk“ produziert.
Einen Tag vor dem Tod Hassounas wurde in Cannes bekannt gegeben, dass der Film für die Nebenreihe „Acid“ des Filmfestivals ausgewählt wurde. Angeblich soll die junge Frau davon noch erfahren haben.

© Ari Rammos
„Fatem (Variante von Fatima; Anm. der Red) hat den Krieg in Gaza dokumentiert und ihre Fotos und Videos auch an Medien geschickt“, sagte die Filmemacherin Farsi der französischen Zeitung „Le Monde“.
„Ich habe per Handy live die Bombenangriffe um Fatem herum gesehen, manchmal ihre Angstschreie gehört.“ Dabei sei das Handy mehrfach zu Boden gefallen, und „ich habe mich gefragt, ob sie noch am Leben ist“, erzählt Farsi.
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Seit Dezember verlobt mit Moutaz
Wie der „Guardian“ berichtet, soll Hassouna nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit getötet worden sein. Farsi erzählt, dass die Fotojournalistin sich Ende Dezember mit Moutaz, einem jungen Informatiker, verlobt hatte.
In dem Gespräch, in dem Hassouna ihr das mitteilte, hätten die beiden Frauen viel gelacht. „Sie hat mir all ihre Anstrengungen geschildert, im kriegsverwüsteten Gaza ein passendes Kleid zu finden“, sagt Farsi.
Das Paar hatte sich demnach bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern, die in einer Schule untergebracht waren, kennengelernt.
Ich will einen Tod, der die Welt aufrüttelt, der eine nachhaltige Wirkung hat.
Die getötete Fotografin Fatima Hassouna in einem Beitrag auf Instagram
Auf die Frage von Farsi, ob sie Angst habe, soll Hassouna geantwortet haben: „Ich denke nicht daran.“ Aber manchmal tat sie es notgedrungen doch.
In einem Beitrag auf Instagram hatte sich die Fotografin „einen lauten Tod“ gewünscht. „Ich will keine Nummer sein oder eine eingeblendete Eilmeldung. Ich will einen Tod, der die Welt aufrüttelt, der eine nachhaltige Wirkung hat.“
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Ihre Prominenz als Protagonistin eines Dokumentarfilms führt immerhin dazu, dass auch westliche Medien ihren frühen Tod wahrnehmen.
Bei dem israelischen Luftangriff sollen weitere Mitglieder ihrer Familie, darunter ihre schwangere Schwester, getötet worden sein.
Hassounas Eltern sollen den Angriff mit schweren Verletzungen überlebt haben und sich aktuell auf einer Intensivstation befinden, wie CNN unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Gaza berichtete.
Israels Krieg in Gaza war durch den Überfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden.
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