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Luftraum über Polen verletzt?: Ukraine meldet „einen der schwersten Angriffe“ – wohl mindestens drei Tote
Russland hat einen massiven Angriff auf die Ukraine durchgeführt. Das benachbarte Polen ließ vorsorglich Flugzeuge aufsteigen. Selenskyj fordert freie Hand bei Schlägen mit westlichen Waffen.
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Russland hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten am Montag „einen der schwersten Angriffe“ seit Beginn des Krieges durchgeführt. Der Feind habe mehr als hundert Raketen und beinahe hundert Drohnen eingesetzt, sagte Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft. Er forderte zudem freie Hand beim Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele auch in Russland.
Im ganzen Land ertönte am Morgen Luftalarm. Explosionen waren unter anderem in Kiew, Winnyzja, Kropywnyzkij, Charkiw, Odesa, Krywyj Rih, Saporischschja, Dnipro, Chmelnyzkij und in der Region Tschernihiw zu hören. Es soll mehrere Tote und Verletzte geben.
Im polnischen Luftraum stiegen Flugzeuge des Nato-Landes sowie seiner Verbündeten auf, wie das Einsatzkommando der polnischen Armee mitteilte. „Alle notwendigen Verfahren wurden aktiviert, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu gewährleisten, und das polnische Einsatzkommando überwacht die Situation ständig.“
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Polen meldete sogar die Verletzung seines Luftraumes durch ein „Flugobjekt“. „Wir haben es wahrscheinlich mit dem Eintritt eines Flugobjektes in polnisches Gebiet zu tun“, sagte der Chef der polnischen Einsatzkräfte, Maciej Klisz, am Montag vor Journalisten. Das Objekt, vermutlich eine Drohne, sei von „mindestens drei Radarstationen bestätigt“ worden, bevor es am frühen Morgen wieder von den Radargeräten verschwunden sei.
„Heute kamen bei einem massiven russischen Angriff 15 Regionen unter Beschuss. Der Feind hat verschiedene Waffentypen eingesetzt“, schrieb Ministerpräsident Denys Schmyhal auf Telegram. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem „Massenangriff mit hochpräzisen Langstreckenwaffen“ auf „wichtige Energieinfrastruktur-Einrichtungen“.

© AFP/Roman Pilipey
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden in der Nacht und am Morgen elf russische Langstreckenbomber vom Typ Tu-95 sowie sechs Tu-22M3-Bomber im russischen Luftraum gesichtet. Auch Kampfjets vom Typ MiG-31K sollen am Angriff beteiligt gewesen sein.
Demnach wurden Hyperschallraketen vom Typ Kinschal auf die Ukraine abgefeuert. Auch aus dem Schwarzen Meer sei die Ukraine – mit Kalibr-Marschflugkörpern – beschossen worden.
Luftabwehrsysteme haben etwa 25 Ziele am Stadtrand von Kiew getroffen
Zudem meldete die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt Drohnenangriffe auf Kiew. Drohnen sollen auch andere Landesteile angegriffen haben. Die Luftabwehrkräfte haben etwa 15 russische Raketen und bis zu 10 Drohnen auf dem Weg nach Kiew abgeschossen haben, teilte die Militärverwaltung auf Telegram mit.
Laut dem Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Ihor Popko, „war das Hauptziel des komplexen, kombinierten Angriffs all dieser zahlreichen Marschflugkörper, ballistischen Raketen, ballistischen Flugkörper und Angriffsdrohnen die Infrastruktur. Die Marschflugkörper kamen nach komplexen Manövern in sehr dichten Gruppen aus verschiedenen Richtungen auf Kiew zu.“
Wasserkraftwerk an Kiewer Stausee beschädigt
Dabei ist das Wasserkraftwerk am Stausee von Kiew nach ukrainischen Medienberichten beschädigt worden. Die Nachrichtenagentur Unian in Kiew meldete den Treffer, nachdem in russischen Telegramkanälen ein Video der Schäden aufgetaucht war.
Demnach brannte es im Turbinenraum des Wasserkraftwerks, die Straße auf der Staumauer war beschädigt. „Es ist sinnlos, das zu verschweigen“, schrieb die Nachrichtenagentur. Die Militärverwaltung des Kiewer Umlands bestätigte nach dem Luftangriff offiziell nur Schäden an zwei nicht näher bezeichneten Anlagen der Energieinfrastruktur.
Tote im Nordwesten und Osten der Ukraine
In nordwestukrainischen Lutsk wurde bei einem russischen Angriff eine Infrastruktureinrichtung und ein Wohnhaus beschädigt, wobei eine Person getötet wurde, wie Bürgermeister Ihor Polischtschuk in einem Telegramm mitteilte.
Ein Mann wurde bei dem morgendlichen Beschuss der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk getötet, sagte der Leiter der regionalen Militärverwaltung Lysak. In der Region Saporischschja kam eine Person durch russischen Beschuss ums Leben, sagte Ivan Fedorov, Leiter der regionalen Militärverwaltung.
Die Gouverneure der Regionen Odessa, Saporischschja und Charkiw teilten auf Telegram mit, es habe Explosionen in ihren Regionen gegeben und forderten die Menschen auf, Schutz zu suchen.

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Der Gouverneur der zentral gelegenen Region Poltawa, Filip Pronin, hatte zuvor mitgeteilt, bei einem Angriff auf eine Industrieanlage seien fünf Menschen verletzt worden.
Der Feind lässt nicht von seinen Plänen ab, den Ukrainern den Strom zu entziehen.
Herman Galuschtschenko, Energieminister der Ukraine
Weitere Details zu Opfern und Schäden gibt es bislang nicht. Ersten Informationen zufolge war erneut das ukrainische Energiesystem ein Hauptziel des Angriffs. Behörden in Saporischschja, Sumy, Riwne und Lwiw teilen auf Telegram mit, dass die Energieinfrastruktur in ihren Regionen unter Beschuss geraten sei.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Angriffe später. Ziele seien Gaskompressorstationen und Umspannwerke in der Ukraine gewesen. Die Energieanlagen seien mit Drohnen und Raketen beschossen worden, teilt das Ministerium mit. Sie hätten den militärisch-industriellen Komplex der Ukraine mit Strom versorgt. Auch westliche Waffen und Munition, die auf zwei ukrainischen Flugplätzen gelagert gewesen seien, seien beschossen worden.
Stromausfälle und Einschränkungen im Zugverkehr
In einigen Regionen der Ukraine, darunter in der Oblast Mykolaiv, wurden Stromausfälle gemeldet. Die Strom- und Wasserversorgung in Kiew ist teilweise unterbrochen, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mit. Im ganzen Land wurden Notstromabschaltungen durchgeführt.
In Schytomyr, westlich von Kiew, hat der Versorger Zhytomyrvodokanal die Wasserversorgung wegen eines durch einen russischen Raketenangriff verursachten Stromausfalls unterbrochen.
„Der Feind lässt nicht von seinen Plänen ab, den Ukrainern den Strom zu entziehen. Der Übertragungsnetzbetreiber hat dringend Notstromabschaltungen eingeleitet. Die Situation ist kompliziert, die Folgen der Anschläge werden derzeit geklärt“, teilte Energieminister Herman Galuschtschenko auf Telegram mit.
Eine Reihe von Anlagen der ukrainischen Eisenbahngesellschaft Ukrzaliznytsia in verschiedenen Regionen der Ukraine sollen aufgrund des massiven Beschusses ebenfalls ohne Strom sein. Das Unternehmen versicherte, dass Ersatzdiesellokomotiven auf die Strecke gebracht wurden und alle Fernverkehrszüge weiterhin verkehren werden. Verspätungen im Zugverkehr sind jedoch nicht auszuschließen. (mit Agenturen)
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