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Rettungskräfte arbeiten in Antakya an der Stelle eines eingestürzten Gebäudes. 

© REUTERS/Maxim Shemetov

Update

Fast 47.000 Menschen gestorben: Washington sagt 185 Millionen Dollar Erdbebenhilfe zu

Antony Blinken will die Verteilung der Hilfsgüter begutachten und sich mit seinem türkischen Amtskollegen treffen. US-Nato-Truppen helfen vor Ort bei der Logistik.

| Update:

Die US-Regierung stockt die Erdbebenhilfe für die Türkei und Syrien um weitere 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) auf. Das erklärte US-Außenminister Blinken, der sich am Sonntag zu einem Besuch in der Türkei befand.

Damit hätten die USA nun insgesamt 185 Millionen Dollar zugesagt. Die Hilfe solle den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien zugute kommen, erklärte Blinken. Von dem Geld sollen Hilfsgüter wie Medikamente, Decken, Matratzen, Zelte und warme Kleidung gekauft werden. Außerdem soll damit die Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, aber auch Bildung für Kinder gewährleistet werden, hieß es.

Außenminister Antony Blinken ist rund zwei Wochen nach den verheerenden Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion in die Türkei gereist.

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Es ist Blinkens erster Besuch in der Türkei seit seiner Amtsübernahme vor gut zwei Jahren. Am Nato-Flughafen Incirlik sind unter anderem Flugzeuge des US-Militärs stationiert. Diese hatten nach den Beben Ersthelfer in die betroffenen Gebiete in der Türkei transportiert.

Über Incirlik kamen auch weitere Such- und Rettungsteams aus den USA in die Türkei. US-Hubschrauber halfen auch, in schwer erreichbare Gebiete zu kommen. Tonnenweise Hilfsgüter der Bundesregierung kamen ebenfalls über Incirlik in die Türkei.

Hunderte Kinder unbegleitet im Erdbebengebiet

Vor zwölf Tagen hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Gut 264.000 Wohnungen wurden allein in der Türkei nach Behördenangaben zerstört.

Die Zahl der bestätigten Toten in der Türkei und Syrien steigt immer noch – bislang wurden fast 47.000 Tote gezählt. Zehntausende wurden zudem verletzt, Millionen sind von den Auswirkungen der heftigen Erdstöße betroffen.

Nach Angaben des türkischen Katastrophenschutzes Afad sind noch immer mehr als 40.000 Retter aus dem In- und Ausland im Einsatz, um Verschüttete zu bergen. Zahlreiche Menschen werden immer noch vermisst.

Nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind nach Regierungsangaben mehr als 600 Kinder im türkischen Teil der Region noch immer ohne Begleitung. 953 Kinder, die zuvor ebenfalls unbegleitet waren, seien inzwischen wieder mit ihren Familien vereint, teilte das Präsidialamt mit (Stand: Samstag, 18:20 Uhr). Von 247 Kindern fehlen den Angaben zufolge weiterhin Informationen über deren Identitäten. 

Personen nach fast 300 Stunden gerettet

Obwohl die Wahrscheinlichkeit Personen lebend zu retten immer geringer wird, geben die Helfer nicht auf. Einsatzkräfte haben laut einem Medienbericht drei Menschen nach 296 Stunden aus den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses in der Stadt Antakya geborgen.

Unter den Verschütteten sei auch ein Kind gewesen, berichtete der Staatssender TRT am Samstag. Das zwölf Jahre alte Kind habe jedoch trotz medizinischer Behandlung nicht überlebt, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mit. Der Bericht von TRT ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Nach Angaben von Anadolu handelte es sich bei den drei Personen um einen Mann, eine Frau und ihr gemeinsames Kind.

Auf einem Video war zu sehen, wie die Helfer einen Mann und eine Frau per Trage zu einem Krankenwagen brachten und Mediziner das Kind behandelten. Menschen können in der Regel etwa 72 Stunden ohne Wasser überleben. Verschüttete, die nun noch gerettet werden, müssen Medizinern zufolge irgendeine Art von Wasserversorgung in den Trümmern gefunden haben.

Türkischer Fußballclub trauert um verstorbenen Profi

Für den vermissten Fußball-Profi Christian Atsu kam jedoch jede Hilfe zu spät. Trotz zwischenzeitlich anderslautender Berichte, wurde er am Samstag tot geborgen. Türkische Medien hatten zwischenzeitlich berichtet, der Fußballer sei gerettet worden.

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„Wir sind in tiefer Trauer über den Verlust von Christian Atsu“, schrieb der türkische Fußballverband am Samstag auf Twitter. Der Ghanaer starb unter einem Hochhaus in der von den Erdstößen besonders schwer getroffenen Stadt Hatay.

„Wir werden dich nicht vergessen, Atsu“, schrieb nun sein Club Hatayspor nun auf Twitter. Der Fußballer soll den Angaben nach in seine Heimat Ghana gebracht und dort beigesetzt werden. „Es gibt keine Worte, um unsere Traurigkeit zu beschreiben.“

Der Fußball-Profi spielte unter anderem einst für den FC Porto und wurde mit dem Verein Meister und portugiesischer Superpokalsieger.

Bundeskanzler Scholz verspricht weitere Hilfe

In Deutschland ist die Betroffenheit über die Erdbebenkatastrophe nach wie vor groß. Bundeskanzler Olaf Scholz versicherte den Opfern in der Türkei und Syrien die Solidarität Deutschlands.

„Wir können die Katastrophe nicht ungeschehen machen. Aber wir können helfen in der Not. Und Deutschland hilft“, sagte der SPD-Politiker in einer Videobotschaft mit türkischen und arabischen Untertiteln. „Als Freunde teilen wir Ihren Schmerz und als Freunde lassen wir Sie in der Not nicht allein.“

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Er dankte auch allen Helfern aus Deutschland. „In kürzester Zeit haben Sie eine Brücke des Mitgefühls errichtet, eine Brücke der Solidarität zwischen unseren Ländern, die menschlich so eng verbunden sind.“ Rund drei Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland stammten aus der Türkei, auch aus den schwer zerstörten Provinzen Hatay und Gaziantep. Viele weitere hätten Wurzeln in Syrien.

Sorge vor Erdbebenhilfe der Hisbollah

Einige Hilfen, die nun im Erdbebengebiet ankommen, sind aber auch umstritten: Lieferungen der libanesischen Hisbollah beispielsweise. Am Samstag wollte die Schiitenmiliz eigenen Angaben zufolge 29 Lastwagen mit Decken, Heizgeräten und Milchpulver nach Aleppo schicken. Hisbollah-Kämpfer haben im syrischen Krieg maßgeblich dabei geholfen, die dortige Regierung an der Macht zu halten.

Für Hisbollah-Anhänger Hussein Ahmed aus Beirut ist die Unterstützung der Erdbebenopfer in Syrien selbstverständlich, wie er sagt. Viele Libanesen, so der 18-Jährige, „die in den vergangenen Jahren an der Seite der syrischen Regierungstruppen gekämpft haben, sind nach Syrien geeilt, um bei Rettungsaktionen zu helfen.“

„Sie sind unsere Brüder im Krieg und bei Naturkatastrophen“, sagt die Syrerin Um Aihum, die ihr Zuhause in Latakia durch die schweren Beben verloren hat. Latakia steht unter Kontrolle der Regierung.

Syriens Opposition sieht die Hilfe der Miliz kritisch. Er gehe davon aus, dass die Hisbollah den Augenblick nutzen werde, um noch mehr Kämpfer, Waffen und Drogen ins krisengeplagte Nachbarland zu schmuggeln, sagte der Sprecher eines Oppositionsbündnisses der dpa.

Die Hisbollah versuche, aus der Notlage der Menschen Profit zu schlagen. Anführer der Miliz sollen schon lange ins lukrative Drogengeschäft in Syrien verwickelt sein und Experten zufolge ebenso wie Syriens Regierung kräftig daran mitverdienen.

IS nutzt Chaos für Angriffe

Auch der IS nutzt das Erbeben zu seinen Gunsten: Während die Öffentlichkeit abgelenkt ist, verübt die Terrororganisation schwere Anschläge in Syrien. IS-Attentäter hätten am Freitagabend in Al-Suchna im Osten Syriens zunächst einen Checkpoint der Regierung attackiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Schließlich sollen sie auf einem Feld „wahllos“ mit Maschinengewehren auf Zivilisten geschossen haben, die dort nach Trüffeln suchten. Mindestens 68 Menschen starben den Angaben nach.

Bereits einige Tagen zuvor hatten IS-Extremisten rund 75 Trüffel-Sammler in der Region entführt und 16 von ihnen getötet. Dutzende Menschen werden den Aktivisten zufolge noch immer vermisst. (dpa/Reuters)

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