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Palästinenser versuchen, ihren täglichen Wasserbedarf zu decken, indem sie Kanister aus Wassertankwagen füllen, die in das Gebiet in Gaza-Stadt gebracht wurden.

© dpa/APA Images via ZUMA Press Wire/Omar Ashtawy

Update

Militär will wieder Hilfsgüter aus der Luft abwerfen : Israel kündigt „humanitäre Pausen“ von Kämpfen in Teilen des Gazastreifens an

Den rund zwei Millionen Menschen im Gazastreifen droht der Hungertod. Nun verkündet die israelische Armee mehrere humanitäre Maßnahmen. Zugleich weist sie den Vorwurf des Aushungerns zurück.

Stand:

Die israelische Armee reagiert auf die heftige internationale Kritik an der humanitären Lage im Gazastreifen mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft und der Einrichtung „humanitärer Korridore“.

Es seien sieben Paletten mit Hilfsgütern wie Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven abgeworfen worden, die von internationalen Organisationen bereitgestellt worden seien, teilte das Militär in der Nacht mit. Palästinensische Insider bestätigten, dass im Norden des Gazastreifens mit dem Abwurf von Hilfsgütern begonnen worden sei.

Das israelische Militär erklärte sich zudem bereit, in dicht besiedelten Gebieten „humanitäre Pausen“ einzulegen, um UN-Konvois den sicheren Transport von Lebensmitteln und Medikamenten zu ermöglichen.

Auch das israelische Außenministerium kündigte an, das Militär werde am Sonntagmorgen „eine humanitäre Pause in zivilen Zentren und humanitären Korridoren einlegen“.

Den Angaben zufolge will das israelische Militär die selbst erklärte humanitäre Feuerpause bis auf Widerruf jeden Tag von 10.00 bis 20.00 Uhr Ortszeit einhalten. Die Pause gelte in den Gebieten, in denen die Armee nicht operiere: Al-Mawasi im Südwesten des abgeriegelten Küstenstreifens, in Deir al-Balah im Zentrum sowie in der Stadt Gaza im Norden.

Ferner würden von 06.00 bis 23.00 Uhr Ortszeit Korridore eingerichtet, um die sichere Durchfahrt von Konvois der UN- und anderer Hilfsorganisationen zu ermöglichen, die Lebensmittel und Medikamente an die Bevölkerung im gesamten Gazastreifen liefern und verteilen, teilte die Armee weiter mit. Zugleich betonte sie, weiter gegen „Terroristen“ in den Einsatzgebieten vorzugehen. 

Israel bestreitet absichtlich herbeigeführte Hungersnot

Die Armee teilte ferner mit, eine Entsalzungsanlage zur Aufbereitung von Trinkwasser im Gazastreifen wieder an das israelische Stromnetz angeschlossen zu haben.

Israel weist den Vorwurf des Aushungerns zurück.

© Rizek Abdeljawad/XinHua/dpa

Die eingeleiteten Maßnahmen zielten darauf ab, die humanitäre Hilfe dort zu verbessern „und die falsche Behauptung zu widerlegen, dass der Gazastreifen absichtlich ausgehungert wird“, erklärte das Militär auf Telegram. Dies sei „eine falsche Kampagne, die von der Hamas verbreitet“ werde.

Die Verantwortung für die Verteilung von Lebensmitteln an die Bevölkerung im Gazastreifen liege bei den Vereinten Nationen und internationalen Hilfsorganisationen: „Daher wird von den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen erwartet, dass sie die Effektivität der Hilfsgüterverteilung verbessern und sicherstellen, dass die Hilfe nicht an die Hamas gelangt“, hieß es.

Kritik an geringen mengen von Hilfsgütern

Seit dem Zusammenbruch einer Waffenruhe im März sind nur noch wenige Hilfsgüter in das abgeriegelte Küstengebiet gelangt. Israel und die UN werfen sich gegenseitig vor, die Verteilung der Hilfsgüter zu behindern.

Es sei das erste Mal, dass Israel seit Beginn des Krieges Hilfsgüter aus der Luft in den Gazastreifen abgeworfen habe, nachdem es zuvor nur anderen Ländern erlaubt hatte, solche Aktionen durchzuführen, schrieb die „Times of Israel“. 

Helfer halten die Methode jedoch wegen der relativ geringen Mengen Lebensmittel für ineffektiv. Außerdem könnten Menschen am Boden durch die Paletten verletzt werden.

Rund zwei Millionen Menschen droht der Hungertod

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuletzt vor einer tödlichen Hungerkrise unter den rund zwei Millionen Bewohnern des Gazastreifens gewarnt.

Israel bestreitet die Gefahr einer tödlichen Hungerkrise und spricht stattdessen von einer Kampagne der islamistischen Hamas. Sie kapere Hilfstransporter, um mit Geld für die erbeuteten Hilfsgüter ihre Kämpfer zu bezahlen.

Weiteres Problem sei, dass die UN Lastwagen nicht abholten und zu den Menschen brächten. Die UN weisen das zurück. Sie erhielten selten Erlaubnis zur Einreise von Transportern.

Um die UN-Hilfsorganisationen und andere Initiativen zu umgehen, führte die israelische Regierung vor einiger Zeit ein neues Verteilungssystem mit Hilfe der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ein.

Seither gibt es immer wieder Berichte über tödliche Zwischenfälle nahe den Verteilstellen der GHF. Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Phillipe Lazarrini, nannte die Zentren „sadistische Todesfallen“. (dpa, Reuters)

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