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Russische Flaggen vor dem Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, dem Raketenkreuzer Moskwa, in die Bucht von Sewastopol am 10. September 2008 (Symbolbild).

© AFP/Vasily Batanov

Militärexperten sehen „Phase 0“ erreicht: „Könnten Vorbereitungen für einen Krieg zwischen Russland und der Nato sein“

In Russlands Intensivierung von Sabotageaktionen und Drohnenflügen sehen Analysten eine neue Stufe erreicht. Demnach könnte Moskau damit Voraussetzungen für einen neuen Krieg schaffen.

Stand:

Militärexperten zufolge soll Russland in eine neue Phase der Vorbereitungen auf einen möglichen Krieg mit Nato-Staaten eingetreten sein. Wie Analysten der US-amerikanischen Denkfabrik „The Institute for the Study of War“ (ISW) am Montag berichteten, zielten die jüngsten Maßnahmen Moskaus darauf ab, materielle und psychologische Voraussetzungen für einen neuen Krieg zu schaffen.

Zwar habe Russland seit Beginn des anhaltenden Ukrainekriegs bereits eine Vielzahl von offenen und verdeckten Angriffen gegen Mitgliedsstaaten des Nato-Bündnisses durchgeführt – darunter beispielsweise Sabotageaktionen, Abhörversuche, Brandstiftungen und Störaktionen im Bereich der elektronischen Kriegsführung. Die Anzahl von Angriffen auf Nato-Staaten habe sich in den letzten Wochen allerdings „dramatisch erhöht“, schreibt das ISW. Dabei seien insbesondere die jüngsten Drohnenflüge und Luftraumverletzungen Russlands zu nennen.

Die Militärexperten sehen mit der neuen Intensität der russischen Angriffe die sogenannte „Phase 0“ erreicht. Dabei handelt es sich demnach um systematische Vorbereitungen, die ein neues Eskalationsniveau des laufenden Konflikts einleiten. Konkret heißt es vom ISW: „Dieses Muster organisierter Aktivitäten deutet darauf hin, dass Russland in die erste Phase der Vorbereitungen – ‚Phase 0‘ – eingetreten ist.“ Moskau ziele darauf ab, „zu einer höheren Kriegsebene als der derzeitigen überzugehen, beispielsweise zu einem zukünftigen Krieg zwischen der Nato und Russland.“

Russland hat längerfristige Pläne auf den Weg gebracht, die Teil der Vorbereitungen für einen künftigen Krieg zwischen der Nato und Russland sein könnten.

ISW-Lagebericht vom 6. Oktober 2025

Die Militärexperten des ISW betonen allerdings, dass man keine akuten Anzeichen dafür beobachtet habe, dass Russland sich derzeit aktiv auf einen Konflikt mit der Nato vorbereitet. „Das ISW gibt keine Einschätzung darüber ab, ob der Kreml bereits beschlossen hat, einen solchen Krieg auf höherer Ebene zu führen, oder in welchem Zeitrahmen der Kreml dies zu tun gedenkt“, heißt es.

Allerdings deuten vor allem die Umstrukturierung der russischen Militärbezirke an der Westgrenze in Richtung Nato-Gebiete und der Aufbau von Militärstützpunkten an der Grenze zu Finnland darauf hin, dass „Russland längerfristige auf den Weg gebracht hat, die nach Einschätzung des ISW Teil der Vorbereitungen für einen künftigen Krieg zwischen der Nato und Russland sein könnten.

Militärexperten sehen Intensivierung von Falschmeldungen

Am Montag erklärte Russlands Auslandsgeheimdienst, dass Großbritannien mit der Beteiligung einer „Gruppe von pro-ukrainischen Russen“ einen Sabotageakt geplant habe. Das ISW stufte diese Meldung als Teil einer Desinformationskampagne ein.

Bereits in den Wochen zuvor habe der Geheimdienst ähnliche Falschmeldungen in Umlauf gebracht, die sich gezielt gegen europäische Staaten wie etwa Polen, Moldawien und Serbien gerichtet hätten, heißt es weiter. Den Militärexperten zufolge stellt die Intensität dieser in Umlauf gebrachten Falschmeldungen „ein neues, konzertiertes Aktivitätsmuster dar“.

Was bezweckt Russland mit Desinformationskampagnen?

Russlands Intensivierung der Sabotageversuche und die Verbreitung der Falschmeldungen dienen dem ISW zufolge mehreren Zwecken:

1. Angst schüren

„Russland will in der gesamten europäischen Bevölkerung Angst schüren“ mutmaßen die Analysten. Indem Moskaus Geheimdienste gezielt eine Vielzahl an Falschmeldungen in Umlauf bringen, solle den Menschen suggeriert werden, dass „die Gefahr vor Anschlägen in ganz Europa allgegenwärtig ist“.

2. Schwindende Ukraine-Unterstützung

Die in Europa geschürte Angst soll schließlich dazu dienen, die laufende Unterstützung für das von Kremlchef Wladimir Putin angegriffene Land zu untergraben, heißt es weiter. „Russland versucht, die Europäer dazu zu bewegen, ihre Unterstützung für die Ukraine zu verringern“, schreibt das ISW.

3. Eskalation

Den ISW-Analysten zufolge ziele Moskau mit den Desinformationskampagnen außerdem darauf ab, dass Europa aus Angst davor, neue russische Angriffe zu provozieren oder eine Eskalation herbeizuführen, seine laufenden Bemühungen um einen Verteidigungsausbau einstellt. Diese „Kontrollkampagne Russlands“ ziele darauf ab, „die Gegner Russlands zu politischen Entscheidungen zu bewegen, die Russland tatsächlich zugutekommen“, mutmaßt die US-amerikanische Denkfabrik.

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