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Der australische Premierminister Anthony Albanese spricht während einer Pressekonferenz.

© IMAGO/AAP/STEVEN MARKHAM

Update

Anschlag in Sydney: Australiens Premier weist Zusammenhang mit Palästina-Anerkennung zurück

Der schlimmste Schusswaffenvorfall seit 30 Jahren erschüttert Australien. Premierminister Albanese verteidigt sich gegen Kritik von Israels Ministerpräsident Netanjahu – und kündigt erste Konsequenzen an.

Stand:

Australiens Premierminister Anthony Albanese sieht keinen Zusammenhang zwischen dem tödlichen Anschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney und der Anerkennung eines palästinensischen Staates durch seine Regierung – und plant eine Verschärfung des Waffenrechts.

„Dies waren außerordentlich traumatische 24 Stunden. Meine Aufgabe ist es, die jüdische Gemeinde zu unterstützen und deutlich zu machen, dass die Australier in dieser schwierigen Zeit überwältigend hinter der jüdischen Gemeinde stehen,“ sagte Albanese dem Sender ABC Australia.

Die Mehrheit der Welt erkenne eine Zweistaatenlösung als den richtigen Weg an, so Albanese weiter. Australien hatte im September unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Nach dem Anschlag am Sonntag hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Australien vorgeworfen, damit „Öl ins antisemitische Feuer“ gegossen und nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft zu haben.

Hat Australien den Schutz jüdischen Lebens vernachlässigt?

Die australische Oppositionsführerin Sussan Ley kritisierte: „Wir haben einen klaren Mangel an Führungsstärke beim Schutz jüdischer Australier gesehen.“ Sie sagte weiter: „Wir haben eine Regierung, die Antisemitismus als ein Problem betrachtet, das gemanagt werden muss, und nicht als ein Übel, das ausgerottet werden muss“. 

Premierminister Albanese wiederum sagte: „In unserem Land ist kein Platz für diesen Hass, diese Gewalt und diesen Terrorismus“. Ein Angriff auf jüdische Australier sei „ein Angriff auf alle Australier“. Er rief seine Landsleute auf, als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu Hause eine Kerze zu entzünden. „Wir sind stärker als die Feiglinge, die dies getan haben“, sagte er. 

Auch die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X schwere Vorwürfe: „Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.“ Im Verlauf des Gaza-Kriegs geriet Israel international immer stärker in die Kritik. Parallel ist weltweit eine Welle von Antisemitismus zu beobachten, bei der Hass gegen Juden teils in Angriffe auf Menschen oder jüdische Einrichtungen wie Synagogen gipfelt.

In Australien hatte es im Dezember 2024 einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer antisemitisch motivierten Schandtat, die Menschenleben in Gefahr gebracht habe. Die Behörden machten den Iran verantwortlich und wiesen den iranischen Botschafter aus. Trotzdem warfen israelische Politiker der Regierung Albanese vor, gegenüber Antisemitismus zu nachsichtig zu sein und nicht genug für den Schutz der lokalen jüdischen Gemeinde zu tun, die etwa 120.000 Menschen umfasst.

Australiens Premier will Waffengesetze verschärfen

Nach dem verheerenden Anschlag mit 16 Toten will Albanese nun eine Begrenzung der Anzahl der Waffen sowie eine Überprüfung bestehender Lizenzen vorschlagen. „Die Lebensumstände von Menschen können sich ändern. Menschen können im Laufe der Zeit radikalisiert werden. Lizenzen sollten nicht auf Dauer erteilt werden“, sagte Albanese. Der Anschlag am Sonntag sorgte in Australien für Entsetzen: Es war der schlimmste Fall von Schusswaffengewalt in dem Land seit rund 30 Jahren. 

Die Ermittler haben die beiden Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, erklärte, dass der Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte. 

Nach einem Amoklauf 1996 in der tasmanischen Stadt Port Arthur waren in Australien strenge Waffengesetze eingeführt worden. Es gab jedoch in letzter Zeit Medienberichten zufolge Sorge über eine steigende Zahl an Waffen im Land.

Motiv noch weitgehend unklar

Die Behörden gehen bei der schrecklichen Tat vom Sonntag von einem antisemitischen Terroranschlag aus. Die beiden Schützen hatten am ersten Tag des achttägigen jüdischen Lichterfestes Chanukka mit Langwaffen am beliebten Strand Bondi Beach das Feuer auf eine feiernde Menschenmenge eröffnet. 15 Menschen wurden getötet, darunter ein zehnjähriges Mädchen. 38 Menschen lagen am Montag weiter mit Verletzungen im Krankenhaus. Das genaue Motiv der Angreifer ist noch unklar. 

Der australische Premierminister Anthony Albanese, legt Blumen am Bondi Pavillion am Bondi Beach nieder.

© AFP PHOTO / AUSTRALIAN PRIME MINISTER’S OFFICE

Albanese bestätigte, dass der australische Inlandsgeheimdienst den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Zelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) überprüft hatte. Örtliche Medienberichte, wonach in einem Auto der Angreifer auch zwei IS-Flaggen gefunden wurden, bestätigte die Polizei mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht. 

Der Premierminister legte am Bondi Pavilon an dem beliebten Strand Bondi Beach in Sydney Blumen nieder und gedachte der Opfer. Die Flaggen im ganzen Land wurden auf halbmast gesetzt. Zahlreiche Menschen spendeten Blut für die Verletzten. (dpa) 

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