
© dpa/Julia Demaree Nikhinson
Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine: Selenskyj stellt Szenario für Kriegsende vor
Im Gespräch mit dem US-Podcaster Lex Fridmann spricht der ukrainische Präsident über Szenarien, wie der Krieg beendet werden könnte. Die Hauptrolle dabei spielt der designierte US-Präsident Trump.
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der „starke“ designierte US-Präsident Donald Trump Russland zu Friedensgesprächen zwingen und den Krieg in der Ukraine beenden kann. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem US-Podcaster Lex Fridman sagte Selenskyj, dass der Republikaner entscheidend dazu beitragen werde, die Sicherheit der Ukraine zu gewährleisten und den Weg für eine Verhandlungslösung zu ebnen, die auch von den europäischen Staaten unterstützt werde.
„Trump und ich werden zu einer Einigung kommen und (...) gemeinsam mit Europa starke Sicherheitsgarantien anbieten, und dann können wir mit den Russen reden“, sagte Selenskyj laut der veröffentlichten Übersetzung des Gesprächs. „Wir und Trump kommen zuerst, und Europa wird die Position der Ukraine unterstützen.“
Selenskyj „zählt wirklich“ auf Trump
Trump tritt am 20. Januar sein Amt an. Er hatte im Wahlkampf angekündigt, den Frieden in der Ukraine nach seiner Amtsübernahme „binnen 24 Stunden“ wiederherzustellen. Dies stieß in der Ukraine auf Skepsis: Kiew befürchtet, dass es zu einer für das Land ungünstigen Vereinbarung gezwungen werden könnte.
Dennoch zeigte sich Selenskyj nun voller Lob für Trump. „Ich zähle wirklich auf ihn, und ich glaube, dass unser Volk wirklich auf ihn zählt, so dass er genug Macht hat, um (...) Putin unter Druck zu setzen“, sagte der ukrainische Staatschef.
Die europäischen Staats- und Regierungschefs warteten alle darauf, zu sehen, was Trump wolle, fuhr Selenskyj fort. Nach seinen Gesprächen mit Trump fragten ihn stets alle, wie es gelaufen sei. „Das zeigt den Einfluss von Donald Trump, und das hat es bei einem amerikanischen Präsidenten noch nie gegeben“, sagte der ukrainische Staatschef. „Das gibt auch das Vertrauen, dass er diesen Krieg beenden kann.“
Nato-Mitgliedschaft gegen Aufgabe von besetzten Gebieten
Eine Möglichkeit für ein Kriegsende wäre eine sofortige Nato-Mitgliedschaft seines Landes im Tausch für die Aufgabe der von Russland besetzten Gebiete in der Ostukraine. „Unser Land wird dem jedoch nur zustimmen können, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind“, sagte Selenskyj in einem Gespräch mit dem US-Podcaster Lex Fridman.
„Rechtlich gesehen ergeht eine Einladung der Nato an die Ukraine, und wir erkennen nicht alle anderen ukrainischen Gebiete an, aber die Nato kann in dem Teil operieren, der unter ukrainischer Kontrolle steht – darauf kann man sich einigen“, beschrieb Selenskyj ein mögliches Szenario. Dies sei aber nur möglich, wenn die Ukraine einen diplomatischen Weg zur Beendigung des Krieges sehe, präzisierte er.
Um zu einem Frieden zu kommen, müsse die Ukraine neben der Nato-Mitgliedschaft als weitere Sicherheitsgarantie starke Waffenpakete von den USA und der EU erhalten. „Denn ohne Sicherheitsgarantien kommt (Kremlchef Wladimir) Putin wieder“, sagte Selenskyj. Und um einen möglichen Frieden oder einen Waffenstillstand weiter zu festigen, wären weitere Sanktionen gegen Russland nötig, um zu verhindern, dass Putin seine Kriegskasse weiter mit Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas fülle.
Selenskyj sieht Trump vor einer schwierigen Aufgabe: „Wartet nicht darauf, dass Putin von sich aus den Krieg beenden will.“
Lex Fridman ist ukrainisch-jüdischer Abstammung und wuchs noch zu Sowjetzeiten in Moskau auf, ehe seine Familie in den 1990er Jahren in die USA umsiedelte. Er ist Informatiker und Podcaster. Zu seinen Gästen gehörten unter anderem Trump, der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und der argentinische Staatschef Javier Milei. (AFP, dpa)
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